Baumwipfelpfad an der Saarschleife lockt Zehntausende

Mettlach · Die Saarschleife gilt als Wahrzeichen des Saarlandes. Kletterer können sie inzwischen neu in den Blick nehmen: von dem frisch eröffneten Baumwipfelpfad oberhalb eines Steilhangs. Zehntausende haben den umstrittenen Pfad bereits seit der Eröffnung im Juli besucht.

 Höhepunkt des neuen Baumwipfelpfades bei Orscholz ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm über der Saarschleife. Foto: Rolf Ruppenthal

Höhepunkt des neuen Baumwipfelpfades bei Orscholz ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm über der Saarschleife. Foto: Rolf Ruppenthal

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Gut 20 Meter über dem Waldboden in den Wipfeln der Bäume spazieren gehen und auf die Saarschleife hinunter blicken: Das geht auf dem Baumwipfelpfad, der vor gut einem Monat in Orscholz eröffnet wurde. Der Andrang der Besucher sei groß: "Es läuft richtig gut. Es sind mehr Besucher, als wir erwartet haben", sagt die Standortleiterin Carina Becker. Bis zum 10. August seien bereits rund 25 000 Besucher gezählt worden, berichtet die betreibende Erlebnis Akademie AG im bayerischen Bad Kötzting in ihrem jüngsten Quartalsbericht. Aktuellere Zahlen gebe es nicht, sagt Becker. Der Besucheransturm habe in den Sommerferien aber angehalten.

Der 1250 Meter lange Pfad führt durch Buchen, Eichen und Douglasien leicht steigend hinauf, bis man die Saarschleife erblickt. An einer Plattform können Besucher noch höher auf einen Aussichtsturm steigen, um einen Rundblick über die Landschaft des Naturparks Saar-Hunsrück zu bekommen. Bei klarer Sicht kann man bis zu den Vogesen sehen. "Wir schaffen eine Perspektive, die man sonst nicht hat", sagt Becker. "Man ist auf Augenhöhe mit den Baumwipfeln und sieht Dinge, die man am Boden nicht sehen kann." Auf dem Pfad gebe es auch Lern-Stationen, wo man Bäume anfassen könne.

Der Baumwipfelpfad hat 4,7 Millionen Euro gekostet. Das Land steuerte 275 000 Euro bei. Die Erlebnis Akademie erwartet in den ersten zwölf Monaten rund 200 000 Besucher. Sie betreibt in Deutschland noch drei weitere Anlagen: im Bayerischen Wald, im Schwarzwald und auf Rügen.

Spätestens seit dem Spatenstich am 13. April ist der Baumwipfelpfad in der Bevölkerung aber auch umstritten. Kritiker bemängeln, dass die Landschaft an der Saarschleife - dem Wahrzeichen des Saarlandes - durch die Höhe des Aussichtsturmes verschandelt werde. Tatsächlich ist der Turm von dem Saartal aus deutlich über den Baumwipfeln zu sehen. Befürworter halten dagegen, dass der Baumwipfelpfad samt Turm zu einem neuen touristischen Anziehungspunkt für die Gemeinde und insbesondere den Ort Orscholz werden könnte. Und die Besucherzahlen aus den ersten zwei Wochen nach der Eröffnung des Pfades geben ihnen - zumindest vorerst - recht. Auch der Gemeinderat Mettlach hatte den Bau des Baumwipfelpfads mit großer Mehrheit befürwortet. Ebenso Umweltschutzverbände wie der Naturschutzbund (Nabu), weil der Pfad eine naturpädagogische Funktion besitze und Natur erlebbar mache. Zudem sollen durch den Baumwipfelpfad zwölf neue Jobs entstanden sein.

Iris Gleicke (SPD ), Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, die gestern bei einem Besuch im Saarland auch den Baumwipfelpfad besichtigte, lobte, dass er barrierefrei ist, und bezeichnete ihn als "wichtige Landmarke". Solche Attraktionen könnten dazu beitragen, die Verweildauer von Touristen im Land zu verlängern.

 Der 1250 Meter lange Waldwipfelpfad führt in gut 20 Metern Höhe durch den Wald und mündet in den Aussichtsturm. Foto: dpa

Der 1250 Meter lange Waldwipfelpfad führt in gut 20 Metern Höhe durch den Wald und mündet in den Aussichtsturm. Foto: dpa

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Darauf hofft auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ). Früher hätten Besucher im Schnitt 20 Minuten an der Cloef verbracht: "Sie kamen mit ihren Bussen hier an, haben die Saarschleife geknipst und sind dann an die Mosel zum Essen gefahren." Das habe mit touristischer Wertschöpfung nichts zu tun. "Die Region hat nichts daran verdient." Das könne sich nun ändern. Insbesondere, wenn die Touristenattraktion weitere Investitionen nach sich ziehen würde, etwa Gastronomiebetriebe. Den Vorwurf, der Bau verschandele die Saarschleife, ließ sie nicht gelten: "Man kann nicht wollen, dass alles besser wird, und gleichzeitig, dass alles so bleibt wie es ist." Zudem biete der Pfad auch den Menschen, die hier leben, ein Stück mehr Lebensqualität, so die Ministerin.

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