Rückblick Zwischen Tränen und Triumphen

Wie schnell man im Sport abstürzen kann und wie Schwenker im Abstiegskampf helfen: das Sportjahr 2017 im Rückblick.

 Philipp Wollscheid (links) schafft mit dem VfL Wolfsburg in der Relegation gerade noch so den Klassenverbleib. Eine Zukunft hat er in Wolfsburg dennoch nicht. Im Sommer wechselt er nach Metz und kommt vom Regen in die Traufe.

Philipp Wollscheid (links) schafft mit dem VfL Wolfsburg in der Relegation gerade noch so den Klassenverbleib. Eine Zukunft hat er in Wolfsburg dennoch nicht. Im Sommer wechselt er nach Metz und kommt vom Regen in die Traufe.

Foto: dpa/Axel Heimken

Rampenlicht, Meistertitel, Jubel-Arien – das gute Gefühl, alles gegeben und gewonnen zu haben. Wir geben es ja gerne zu: Das ist das, was wir am Sport am meisten lieben. Doch Sport ist nicht immer einfach, nicht immer schön, nicht immer Erfolg. Das ist eine der bitteren Lehren, die uns das Jahr 2017 wieder mal vor Augen führt. Sport kann auch hart sein. Ungerecht. Brutal. Und oft geht alles ganz schnell. Eben noch gefeierter Held, jetzt schon der große Verlierer.

Das muss auch Kevin Trapp leidvoll erfahren. Bei Paris Saint-Germain spielt der Rimlinger bei einem der besten Fußball-Vereine Europas, lebt in einer tollen Stadt. Dass er mit dem Model Izabel Goulart in der Karibik Urlaub macht, ist der Bild-Zeitung vor einem Jahr eine große Geschichte wert. Doch 2017 wird ein schwieriges Jahr. Im Verein gerät Trapp aufs Abstellgleis. Trainer Unai Emery gibt Alphonse Aréola den Vorzug im Tor, Trapp versauert auf der Bank. „Wenn ich mit zur WM fahren will, und das ist mein großes Ziel, weiß ich, dass ich spielen muss“, sagte er. Immerhin setzt Bundestrainer Joachim Löw weiter auf ihn. Im Juni macht Trapp gegen Dänemark sein A-Länderspieldebüt (1:1). Auch im November gegen Frankreich (2:2) darf er ran. Löw lobt: „Paris schaut zu, sein Club-Trainer schaut zu, alle gucken auf das Spiel – und dann diese Ruhe und Ausstrahlung. Kompliment.“ Auf eine Rückkehr ins PSG-Tor darf Trapp dennoch nicht hoffen. Die Zeichen stehen auf Trennung.

Noch schlimmer läuft das Jahr für den zweiten Profi aus dem Kreis: Philipp Wollscheid. Mit dem VfL Wolfsburg verhindert der Morscholzer zwar in der Relegation gegen Braunschweig gerade noch so den Abstieg aus der Bundesliga, doch eine Zukunft bei den Wölfen hat er nicht. Im August wechselt er daher zum FC Metz – es ist die sechste Station in den letzten sechs Jahren. In Heimatnähe will der 28-Jährige den Sprung zurück zum Stammspieler schaffen. Doch er kommt vom Regen in die Traufe. Metz ist abgeschlagenes Schlusslicht, bisher hat Wollscheid in der Liga noch keine Minute gespielt. Auch ein Trainerwechsel ändert nichts an seiner Lage. Der Ex-Nationalspieler steht am Scheideweg.

Ein anderer hat sich schon entschieden: Tennisprofi Benjamin Becker aus Orscholz. Im September hängt der 36-Jährige den Schläger an den Nagel. Nach zwölf Jahren Profizirkus. „Es war keine kurzfristige Entscheidung“, sagt er. „Die Verletzungen haben sich gehäuft, ich konnte einfach nicht mehr so trainieren, um auf der Tour mitzuhalten.“ 2014 war er unter den Top 40 der Welt, zuletzt nicht mehr unter den besten 200. Bekannt wird er immer bleiben wegen eines Ballwechsels, der in Amerika noch oft über die Bildschirme flimmert: 2006 beendete Becker bei den US Open die Karriere von Publikumsliebling Andre Agassi. Danach war er „der Typ, der Bambi erschoss“. Und auch Becker gibt zu: „Ich fühle mich deswegen immer noch etwas schlecht.“ In Zukunft will er sich mehr seiner Familie widmen, mit der er in Dallas lebt, und sein Management-Studium abschließen.

Auch für die Handballer im Kreis ist das Jahr 2017 ein schwieriges. Die Wölfe des HSV Merzig-Hilbringen steigen nach einer ganz schwachen Saison aus der Oberliga ab, der Mini-Kader ist chancenlos. Eine Liga tiefer sieht die Lage beim TuS Brotdorf nicht viel besser aus. Doch die Wombats finden im Abstiegskampf immerhin ein Geheim-Rezept: Schwenker. Jedenfalls gelingt nach einem Schwenker-Abend mit dem Sieg gegen die HSG Saarbrücken die Trendwende – und am Ende auch der Klassenverbleib. Dass es am Schluss dennoch Tränen gibt, liegt an Thomas Schmitt. Nach 25 Jahren hört der TuS-Trainer auf. Immerhin: Dass die früheren SG-Partner Brotdorf und Merzig jetzt in einer Liga spielen, hat auch etwas Gutes. 800 Zuschauer kommen im November zum Derby, das der TuS mit 31:29 gewinnt. Die Stimmung ist top. Aber so mancher dürfte sich insgeheim auch gedacht haben: Was wäre wohl drin, wenn sich die beiden Vereine wieder zusammentun würden . . .

Auch ansonsten ist 2017 ganz schön was los: Im Mai gehen 5300 Schüler in Merzig bei der saarländischen Schullaufmeisterschaft an den Start, das Team des Peter-Wust-Gymnasiums siegt beim Bundesfinale von „Tanzen in der Schule“ und die Volleyballerinnen des TV Düppenweiler steigen in die Oberliga auf. Wenige Wochen später wird Egon Marmit aus Reidelbach Europameister der jagdlichen Schützen – und im August toben die Piloten der Rallye-WM rund um Losheim und Wadern.

Eine Achterbahnfahrt erleben dagegen die Fußball-Fans. Saarlandligist SV Mettlach schwebt lange in Abstiegsnot, verlängert dennoch im Januar mit Trainer Christoph Gläsner. Zudem kehrt Torjäger Thomas Will zurück – Mettlach spielt eine gute Rückrunde und schafft locker den Klassenverbleib. In der Landesliga sorgt Sven Schwindling für Furore. Er lässt es gleich 41 Mal krachen und schießt den FC Noswendel Wadern damit klar zum Meistertitel.

Ein heißes Titelrennen gibt es in der Bezirksliga. Lange kämpfen vier Teams um die Meisterschale, am Ende hat der FC Besseringen die Nase vorn. Die Eulen feiern lange. Nur Meistermacher Philipp Hirt­reiter nicht – er muss am nächsten Tag zum Trainerlehrgang. Doch mit dem Titel in der Tasche kann man dort ja gut antanzen. In der neuen Saison erhält er übrigens kurz Unterstützung von Peter Neururer und Hans Sarpei. Doch die Star-Trainer, die für eine TV-Sendung beim FCB drehen, haben wenig Erfolg. Besseringen verliert 1:6 beim SV Losheim.

 Ballermann: Sven Schwindling schießt Noswendel Wadern mit 41 Saisontreffern zur Landesliga-Meisterschaft.

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Foto: Kerosino/Achim Thiel
 Letzter Matchball: Nach zwölf Jahren als Profi beendet Benni Becker im September seine Tennis-Karriere.

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Foto: dpa/Kiyoshi Ota
 Überflieger der Kreisliga A: Die Spieler des SV Menningen lassen Meistertrainer Raphael Stutz hochleben. Für die Menninger war es der erste Titel seit 27 Jahren.

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Foto: by Heiko Britz, www.digfot.de/Heiko Britz__www.digfot.de
 Guter Aufschlag: Paula Hoffmann und die Damen des TC Merzig werden ungeschlagen Meister der Saarlandliga und steigen in die Oberliga auf.

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Foto: Ruppenthal
 Abschied: Thomas Schmitt hört nach 25 Jahren als Handball-Trainer auf.

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Foto: by Heiko Britz, www.digfot.de/Heiko Britz__www.digfot.de
 Ponyreiterin Julie Thielen sammelt Siege in ganz Deutschland und schafft den Sprung in den Nationalkader.

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Foto: Roland Schmidt
 Starker Auftritt: Die Sportgymnastinnen der RSG Merzig gewinnen bei den deutschen Meisterschaften, die im Rahmen des Deutschen Turnfestes in Berlin ausgetragen werden, Bronze. Bei den Saarlandmeisterschaften gab’s fünf Medaillen.

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Foto: Hilt/Verein

Auch beim SV Menningen (Kreisliga A Untere Saar), der zum ersten Mal seit 27 Jahren einen Titel einfährt, und beim SC Büschfeld, der die Kreisliga A Hochwald als Meister beendet, wird 2017 viel gefeiert. Anders bei der Spvgg. Merzig. Ohne einen einzigen Punkt steigt das Team im Sommer aus der Landesliga ab – und steht auch jetzt in der Bezirksliga wieder unten. Ob es nach dem Seuchenjahr nun endlich besser wird? Wir haben ja gelernt, dass sich manches im Sport schnell ändern kann. Hoffen wir’s. Auf ein gutes Neues.

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