Handball Wombats gewinnen Wahnsinns-Derby

Merzig · Volle Hütte und enge Nummer bis zum Schluss: Das Derby der Handball-Saarlandligisten HSV Merzig-Hilbringen und TuS Brotdorf elektrisierte am Sonntag über 800 Zuschauer. Am Ende gewann der TuS knapp.

 Tolle Kulisse, tolles Spiel: HSV-Kapitän David Pfiffer hat abgezogen, Michael Oehm reißt noch die Arme hoch. Mit neun Treffern war Pfiffer der erfolgreichste HSV-Spieler. Auf Brotdorfer Seite war das Matthias Böhm (rechts) mit sechs Treffern.

Tolle Kulisse, tolles Spiel: HSV-Kapitän David Pfiffer hat abgezogen, Michael Oehm reißt noch die Arme hoch. Mit neun Treffern war Pfiffer der erfolgreichste HSV-Spieler. Auf Brotdorfer Seite war das Matthias Böhm (rechts) mit sechs Treffern.

Foto: Heiko Britz/Heiko Britzwww.digfot.de

Der Lärm im Thielspark ist ohrenbetäubend, die Luft zum Schneiden und die reguläre Spielzeit abgelaufen. Die Spieler beider Mannschaften haben im Nord-Derby der Handball-Saarlandliga um jeden Ball gekämpft. Sie sind körperlich am Ende, aber der Strafwurf für den TuS Brotdorf muss noch ausgeführt werden. „29:31“ leuchtet es von der Anzeigetafel und damit ist klar, dass der HSV Merzig-Hilbringen das Prestigeduell gegen die alten Weggefährten verloren hat.

So sehen es auch die mehr als 800 Zuschauer. Auf der rechten Tribünenseite klatschen die TuS-Fans stehend Beifall. Links davon kleben die HSV-Anhänger mit versteinerten Mienen auf den Sitzen und sind fassungslos. Was ist nur passiert? Rückblick: Das erste Duell nach der Trennung der Spielgemeinschaft HF Merzig-Brotdorf vor drei Jahren war ein Zuschauer-Magnet. Nachzügler mussten am 250 Meter entfernten Bahnhof parken und verpassten so die Führung der Gastgeber. Als Laszlo Kincses den Strafwurf zum 1:0 verwandelte, herrschte in der Vorhalle noch ein Stau wie sonst nur auf der A8. „Die Warteschlange reichte von der Kasse bis runter zur Sekt-Bar. So einen Ansturm gibt es sonst nur beim Finale des Sparkassen-Cups“, staunte Horst Jung.

Der frühere HSV-Vorsitzende und Regionalliga-Spieler war als Ordner im Einsatz – und entdeckte etliche bekannte Gesichter, darunter auch frühere Teamkollegen. Schon nach den ersten Minuten und Zwischenständen (4:4, 10:10 13:13, 15:15) war allen Anwesenden klar: In diesem Derby ist Feuer drin – und HSV-Kapitän David Pfiffer (9) sowie TuS-Spielmacher Matthias Böhm (6) brennen am meisten.

Doch trotz aller Brisanz blieb es immer fair. „Nur sechs Gelbe Karten und fünf Zeitstrafen – das ist für so ein Spiel nicht viel“, meinte Schiedsrichter Thomas Ulzheimer. Da hatte sich das Gespräch der befreundeten Trainer im Vorfeld also gelohnt. „Uns war wichtig, dass das Spiel natürlich intensiv, aber auf beiden Seiten fair geführt wird. Bei einem groben Foul hätte ich den Spieler sofort vom Feld genommen“, sagte TuS-Trainer Markus Zeimet.

HSV-Trainer Michael Göbel sah es ähnlich. Und er sah nach der Pause (18:16), wie sein Team nach einem Tor von Dejan Pavlov mit 20:16 in Führung ging und scheinbar auf die Siegesspur einbog. Doch der gleiche Spieler war nach einer Aufholjagd der Gäste (28:26, 29:28, 29:29) auch schuld daran, dass die offene Partie zu Gunsten der Gäste kippte. Meckern nach einem Foul und bei einem 29:30-Rückstand drei Minuten vor Schluss? Das geht gar nicht, und zog eine unnötige Zeitstrafe nach sich. In Überzahl markierte Timm Reinert für die Wombats die entscheidende Zwei-Tore-Führung. Der letzte Strafwurf von Kollege Falk Wagner ging übrigens nicht mehr rein.

„Eine starke Teamleistung und alles in allem eine Werbung für den Handball“, resümierte TuS-Vorsitzender Christoph Rehlinger. „Ein tolles Derby, leider mit ungünstigem Ausgang für uns“, meinte Michael Göbel. Wie die befreundeten Fans beider Lager schwärmte der HSV-Trainer von der Wahnsinnskulisse. Keiner sprach es aus, aber in der Halle dachten es viele: So ein Handball-Fest müsste es öfter geben. Die Kräfte wieder bündeln und nicht gegeneinander, sondern gemeinsam um Punkte kämpfen, das wäre doch was.

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