„Wir waren nie festgefahren“

Merzig · Wenn der Sänger eine Band verlässt, ist dies stets ein großer Einschnitt. So war das auch bei Jupiter Jones vor zwei Jahren. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach darüber mit den Bandmitgliedern Sascha Eigner und Andreas Becker.

 Die Jungs von Jupiter Jones, Sänger Sven Lauer, Schlagzeuger Marco Hontheim, Gitarrist Sascha Eigner und Bassist Andreas Becker (v.l.), kommen am 27. April nach Saarbrücken. Foto: Sven Sindt

Die Jungs von Jupiter Jones, Sänger Sven Lauer, Schlagzeuger Marco Hontheim, Gitarrist Sascha Eigner und Bassist Andreas Becker (v.l.), kommen am 27. April nach Saarbrücken. Foto: Sven Sindt

Foto: Sven Sindt

Ein Sänger ist das Aushängeschild einer Band. Wie war das, als feststand, dass Nicholas Müller aufhört?

Becker: Das war erst einmal ein Schock. Man dachte: Okay, das war es jetzt mit der Band. Jeder überlegte für sich, was das nun bedeutet. Dann traf ich mich abends mit Sascha in der Kneipe auf ein paar Bier. Irgendwann beschlossen wir, die Band, die es bis dahin zwölf Jahre gab, nicht einfach so an den Nagel zu hängen. Sascha und unser Schlagzeuger (Marco Hontheim) hatten dann unabhängig voneinander die Idee, Sven (Lauer) als Sänger dazuzuholen. Sascha fragte ihn ganz unverbindlich, und er sagte ganz unverbindlich ab. Nach ein paar Tagen trafen wir uns aber doch zum Proben. Und siehe da: Es funktionierte prima. Da war klar, dass wir versuchen wollten, einen neuen Sänger in die Band zu integrieren, um vielleicht irgendwie weiterzumachen.

Was hat Sven Lauer ausgezeichnet?

Ich kenne ihn seit Kindertagen. Wir wuchsen in der gleichen Straße in Prüm in der Eifel auf. Wir hatten tatsächlich zusammen unsere erste Band gegründet. Damals waren wir noch Dorfjugendpunks. Wir kennen uns also ewig und haben uns auch gegenseitig das Gitarrespielen beigebracht. Der Kontakt in den letzten 20 Jahren brach eigentlich nie ab; selbst nicht, als er nach Hamburg zog. Für uns kam ein Sänger-Casting eh nicht infrage; das ist überhaupt nicht unsere Welt. Wir legen sehr viel Wert auf Freundschaft und sehen in uns keine Geschäftspartner. Daher war klar, dass der neue Mann aus dem erweiterten Freundeskreis kommen sollte. Insofern drängte sich irgendwann Sven auf, der ein toller Sänger , Performer und auch Mensch ist.

Drei Fragen auf einen Streich: Ist Jupiter Jones mit ihm eine andere Band? War es Ihnen egal, wie Ihre Fans auf den Wechsel reagieren würden? Wollten Sie so wenige Veränderungen wie möglich?

Egal was man tut, es ist wichtig, zuerst zu entscheiden, was man selbst will. Ganz gleich, was die Fans, das Label und das Umfeld wollen. Man muss sich fragen: Wollen wir das mit allen Konsequenzen, die dazugehören, durchziehen? Dazu gehört, dass eventuell alte Fans abspringen, alte wieder aufspringen oder ganz neue hinzukommen. Wenn man das genauso mit reinem Herzen durchzieht, dann liegt es nicht mehr in unserer Macht, ob uns die Leute gut oder schlecht finden.

Was die musikalischen Veränderungen betrifft, so hat die Band nie einen festgefahrenen Stil gehabt. Wer "Raum um Raum" mit "Das Gegenteil von Allem" vergleicht, der hört zwei recht unterschiedliche Bands; die Sounds unterscheiden sich schon extrem. Es liegen eben zehn Jahre dazwischen, in denen man sich entwickelt hat. Allgemein finden wir es gut und mutig, wenn sich Bands von Album zu Album verändern. Aus Künstlersicht ist es viel spannender, sich ausleben zu können, anstatt immerzu das Gleiche zu machen. Das wäre für mich persönlich tierisch langweilig. Nach einem holprigen Beginn beim Songschreiben für dieses Album haben wir ab einem gewissen Zeitpunkt losgelassen und einfach nur das gemacht, wonach uns gerade der Sinn stand - etwa uns von Bands und Alben inspirieren zu lassen, die in unseren Köpfen umherschwirrten: beispielsweise vom Arctic-Monkeys-Album "AM". Das hat uns vom Sound und vom Songwriting her unglaublich inspiriert. Genauso wie Bloc Party, Jack White und die Black Keys. Wir haben versucht, mit unseren Mitteln wieder Musik auf eine so reduzierte Art und Weise zu machen. Das hat fantastisch funktioniert und allen großen Spaß gemacht.

Termin: Jupiter Jones spielt am Mittwoch, 27. April, 19 Uhr, im "Kleinen Klub" der Garage.

4plus1-konzerte.de

jupiter-jones.de

Zum Thema:

Auf einen Blick Die Band Jupiter Jones, benannt nach einem der Detektive aus der Hörspiel-Reihe "Die Drei ???", wurde 2002 in der Eifel gegründet. Zwei Jahre später erschien ihr Debütalbum "Raum Um Raum". Damals waren sie noch stark vom Punkrock inspiriert. Mit den Jahren aber wurden ihre Songs charttauglicher. Ihr fünftes Album "Das Gegenteil Von Allem" schaffte es 2013 bis auf Platz fünf der Charts. 2014 stieg Sänger Nicholas Müller aus. Mit dessen Nachfolger Sven Lauer nahm die Band ihr sechstes Album "Brüllende Fahnen" auf. Das erreichte Rang 84. kfb

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