Automatisiertes Fahren „Wir haben trotzdem noch einige dicke Bretter zu bohren“

Der HTW-Professor koordiniert das Projekt iKoPA. Er ist davon überzeugt, dass 2025 automatisierte Fahrzeuge serienreif sind.

 HTW-Professor und Projektkoordinator Horst Wieker.

HTW-Professor und Projektkoordinator Horst Wieker.

Foto: HTW Saar

Vor welchen technischen Hürden steht die Forschung zur Zeit?

HORST WIEKER: Wir müssen noch mehr Forschung im Bereich der Data-Fusion betreiben. Das heißt, verschiedene Umweltdaten vernünftig zusammenführen, damit das Fahrzeug ein besseres Bild über die Umgebung bekommt. Außerdem muss die künstliche Intelligenz (KI) im Hinblick auf das, was wir über Jahre beim Autofahren erlernt haben, wie zum Beispiel kritische Situation einzuschätzen, ausgebaut werden. Weiterhin ist es wichtig, den Fahrer weiter miteinzubeziehen. Also beispielsweise in wieweit er beim Fahren noch konzentriert ist oder auch, ob er sich in einer Stresssituation befindet.

Wann denken Sie werden die ersten Level 4 und Level 5 Auto serienreif sein?

WIEKER: Das hängt vom Einsatzgebiet ab. Ich kann mir vorstellen, dass Level 5 Autos, also fahrerlose Fahrzeuge, im Bereich Logistik und ÖPNV eher eingeführt werden, als im Individualverkehr. Denn da reden wir von definierten Strecken, die für Level 5 Fahrzeuge präpariert werden können, z.B. durch Maßnahmen in der Infrastruktur. Demnächst haben wir an der HTW ein größeres Forschungsprojekt dazu. Spezialisten gehen davon aus, dass Level 5 Fahrzeuge zwischen 2030 und 2035 auf der Straße unterwegs sein werden. Bis dahin haben wir aber trotzdem noch einige dicke Bretter zu bohren. Mit herkömmlichen, traditionellen Methoden können wir bestimmte Aufgaben nicht lösen. Hier wird auf den Einsatz von KI-Methoden gesetzt. Auf der anderen Seite kann der Prozess auch beschleunigt werden, weil die Entwicklungs-Werkzeuge, mit denen heutzutage gearbeitet wird, sich in den letzten 15 Jahren deutlich verbessert haben. Gerade mit den neuesten Simulationswekzeugen, wie wir sie auch an der HTW einsetzen, kann sehr gut im Voraus geplant werden. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass wir 2025 Level 4 Fahrzeuge auf den Straßen haben werden.

Welche rechtlichen Voraussetzungen gelten in Deutschland? Was müsste sich an der Gesetzgebung ändern?

WIEKER: Wir haben es hier in der Rechtsgeschichte schon mit einer besonderen Situation zu tun. Es werden Gesetzte geschaffen für Produkte die noch nicht am Markt sind. Die Bundesregierung möchte dass die Fahrzeuge an den Markt kommen können. Deshalb hat sie die rechtlichen Grundlagen im Straßenverkehrsgesetz geschaffen. Ob die Gesetze ausreichen und was passieren wird, muss beobachtet werden. Gegebenenfalls muss nachgebessert werden, Aussage Gesetzgeber. Ich muss sagen, dass das eine clevere Entscheidung ist. Wenn man merkt, dass es weiterer Regelungen bedarf, weil beispielsweise Missbrauch betrieben wird, kann man nachbessern.

Unfälle, wie jüngst bei Tesla oder mit einem Uber-Fahrzeug in den USA, tragen nicht gerade zur gesellschaftlichen Akzeptanz bei. Wie kann die Forschung die Bürger überzeugen?

WIEKER: Indem man die Unfälle aufklärt. Beim Uber-Fahrzeug war es klar eine Fehlbedienung gewesen. Das Fahrzeug hätte so nicht gefahren werden dürfen. Der Fahrer missachtete, wofür das Fahrzeug ausgelegt war. Das hatte nichts mit dem automatisierten Fahren an sich zu tun. Bei Tesla hätte das Auto in diesem Zustand ebenfalls nicht gefahren werden dürfen. Die Betriebsanleitungen der Hersteller geben ganz klar vor, wo und wann ich das System nutzen kann.

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