„Wir haben eine sehr klare Rollenverteilung“

Merzig · Das Autoren-Ehepaar Iny Lorentz (eigentlich Iny Klocke und Elmar Wohlrath) kommt am Montag, 22. September, um 19 Uhr ins Cloef- Atrium Orscholz mit seinem neuesten Buch, dem Nachfolgeroman des Beststellers „Die Wanderhure“, der unlängst erfolgreich verfilmt wurde. SZ-Redaktionsmitglied Janek Böffel hat mit ihnen gesprochen.

 Das Autoren-Ehepaar Iny Lorentz liest im Cloef-Atrium aus seinem neuen Buch. Foto: Droemer-Knaur

Das Autoren-Ehepaar Iny Lorentz liest im Cloef-Atrium aus seinem neuen Buch. Foto: Droemer-Knaur

Foto: Droemer-Knaur

Sie hatten über die vergangenen Jahre 31 Bücher in den Bestsellerlisten. Alleine die Pilgerin war drei Mal vertreten. Dabei hatte das mit dem Schreiben ja relativ klein angefangen.

Iny Klocke: Ich hatte meinen Mann ja über eine Brieffreundschaft kennen gelernt. Wir waren damals in Fantasy-Clubs, die zweimal im Jahr dicke Magazine herausgegeben haben - 300 bis 400 Seiten dick - da konnte jeder etwas veröffentlichen, der wollte.

Wir auch. Irgendwann kam dann einer der Leiter auf mich zu, der gerade eine Anthologie mit Fantasy-Geschichten beim Heyne-Verlag herausgab und der hat mich gefragt, ob ich nicht eine Geschichte schreiben will.

Zuerst habe ich gesagt, dass es noch zu früh sei, aber da ich ja sowieso eine Geschichte schreiben wollte, habe ich dann doch zugestimmt. Kurz darauf hat auch mein Mann etwas in einer Anthologie bei Goldmann veröffentlicht.

Trotzdem haben sie dann fast 21 Jahre lang nichts veröffentlicht.

Klocke: Wir haben beide gearbeiten. Später dann sogar bei der selben Versicherung. Da fehlte einfach die Zeit. Zwischendrin haben wir nur ein paar Geschichten veröffentlicht. Aber wir sind viel gereist und haben Informationen gesammelt. Informationen, von denen wir heute noch viele benutzen.

Wie kam es dann dazu, dass Sie wieder angefangen haben zu schreiben?

Elmar Wohlrath: Wir waren in Köln zu Besuch in einer Buchhandlung. Und da gab es einen Tisch voll mit Büchern eines Autors, mit dem ich früher einmal befreundet war. Ich habe mich gefragt, was er anders gemacht hat. Und eigentlich hat er sich einfach hingesetzt und geschrieben. Das andere Schlüsselerlebnis war, dass mir ein Kollege eine Biografie von Honoré de Balzac ausgeliehen hatte. Was dieser Mensch für einen harten Weg hinter sich hatte, um zu schreiben. Als ich zu Hause war, habe ich gesagt: Entweder ich setze mich hin und arbeite oder ich höre auf zu jammern. Ich habe mich für das Schreiben entschieden.

Welche Rolle spielt Fleiß und harte Arbeit beim Schreiben?

Wohlrath: Wir stehen morgens auf, frühstücken und setzen uns dann an unsere Computer . Später gibt es Mittagessen, dann geht es an die Computer . Und nach dem Abendessen geht es dann wieder an den Computer .

Sie arbeiten zusammen und leben zusammen. Wie läuft der Schreib-Prozess ab, birgt das nicht auch Konflikte?

Klocke: Für unsere Zusammenarbeit spielt es wohl eine Rolle, dass wir uns als Brieffreunde am Anfang ja nur schriftlich kannten. Und unser erstes Gespräch dauerte dann gleich drei oder vier Stunden. Wir kennen nur reden, reden und reden. Auch über die Arbeit. Angefangen hatte es damit, dass jemand gesagt hat, dass meine Geschichte ein schlechtes Ende habe. Da hat Elmar gesagt, er bringt die Story anders zu Ende. Und bei ihm hieß es, der Anfang sei nicht gut, da habe ich ihn umgeschrieben. Seitdem haben wir immer zusammen geschrieben.

Wohlrath: Wir haben auch eine sehr klare Rollenverteilung. Wenn einer von uns eine Grundidee hat, wird die erst lange besprochen. Dann entscheiden wir, in welcher Zeit das Buch spielt. Dann fangen die Recherchen an. Nach Möglichkeit fahren wir dann auch hin. In Deutschland geht das ja ganz gut, aber wir waren auch schon in Süditalien oder Irland. Danach beginne ich dann den Rohtext. Den bekommt dann meine Frau und arbeitet daran. Das wird dann wieder überarbeitet.

Klocke: Insgesamt gehe ich fünf Mal durch. Am Ende macht dann jeder noch einmal Notizen. Dann geht der Text an unsere Lektorin bei der Agentur. Und dann an die Lektorin beim Verlag.

An die die Frau der 1000 Fragen, wie wir sie nennen. Sie spielt sozusagen den dümmsten anzunehmenden Leser . Manchmal arbeiten wir dann Stellen noch einmal nach oder erklären ausführlicher.

Das klingt sehr hart strukturiert.

Klocke: Anders ist es nicht zu machen. Wir kannten so viele Autoren mit Talent, die aber an der fehlenden Disziplin gescheitert sind.

Sie schreiben unter verschiedenen Pseudonymen. Die Wanderhure erschien unter Iny Lorentz, Sie haben unter dem Pseudonym Nicola Marni Thriller veröffentlicht und unter Anni Lechner sogar Heimatromane. Wieso?

Klocke: Das fordert unsere Agentur von uns. Für jedes neue Genre brauchen wir ein neues Pseudonym. Die Leser erwarten natürlich auch etwas von einem Autor. Und einen Leser , den Sie verlieren, den kriegen sie nicht wieder. Ein Kollege von uns hatte einmal einen Medizinroman statt eines historischen Romans geschrieben. Der hatte richtige Probleme danach.

Karten sind im Kulturzentrum Villa Fuchs Merzig, Tel. (0 68 61) 9 36 70, erhältlich.

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HintergrundHinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich in Wirklichkeit ein Autorenehepaar. Elmar Wohlfahrt, Inys Ehemann und Co-Autor, stammt aus Bayern. Iny Klocke wurde 1949 in Köln geboren. Ein gemeinsam mit ihrem Ehemann Elmar verfasstes Kinderbuch sowie mehrere Bücher zu Fernsehserien markierten den weiteren Weg als Autorin, bis schließlich 2003 mit "Die Kastratin" der erste historische Roman erschien. Es folgten 2004 "Die Goldhändlerin" und "Die Wanderhure ", die sie schlagartig berühmt machten. red

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