Werner Freunds Expeditionen in 30 Minuten

Merzig · Einen Einblick in die Abenteuer von Werner Freund gibt ein Film, den Roman Mertz produziert hat. Mit Weggefährten des Wolfsforschers stellte er ihn bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen des Expeditionsmuseums vor.

 Zum Jubiläum des Expeditionsmuseums stellten Roman Mertz (r.) und Walter Wolter Lebensstationen von Werner Freund vor. Foto: rup

Zum Jubiläum des Expeditionsmuseums stellten Roman Mertz (r.) und Walter Wolter Lebensstationen von Werner Freund vor. Foto: rup

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Die Plane der Jurte ist aufgeschlagen, gibt einen Blick in das Heim der Nomaden frei, warme Stiefel stehen vor dem Zelt, davor warme Mäntel, die vor der Kälte schützen - Erinnerungsstücke an eine Tour, zu der Werner Freund durch Kirgisien aufgebrochen ist. Hinter Glasvitrinen leuchten wertvolle chinesische Teller, auf denen afrikanische Volksstämme die Schädel ihrer Opfer aufbewahrten, dazu Schrumpfköpfe, mit Curare vergiftete Pfeile und vieles mehr.

Seit nunmehr 20 Jahren haben die Geschenke der Naturvölker oder die Dinge, die Freund, der im Februar 2014 verstarb, im Tauschhandel bei seinen 17 Expeditionen auf verschiedenen Kontinenten erworben hat, ihren Platz im Expeditionsmuseum in der Merziger Propsteistraße 4 gefunden. Er erforschte Ureinwohner von Südamerika, Afrika, Asien und Papua-Neuguinea. Von all diesen Reisen hat er Geschenke der Naturvölker, aber auch Dinge, die er im Tauschhandel mit diesen erworben hat, mitgebracht. Seit 20 Jahren sind diese Mitbringsel des Wolfsforschers ausgestellt - einen Grund, den Mann und sein Lebenswerk am Sonntag zu würdigen. Aus dem 20. Geburtstag des Expeditionsmuseums machen Freunds Nachfolgerin Tatjana Schneider, Berthold Schreiner und Nadja Pastocic vom Merziger Stadtmarketing ein Fest. Erstmals öffneten die Räume am 17. November 1995. Klänge südamerikanischer Instrumente, gespielt von Leonardo Ortega und Elisa Montes de Oya, leiten über zu einer Filmpremiere und vielen Erinnerungen von Weggefährten.

Es war die Faszination des Fremden, Unerforschten, die nach Worten von Merzigs Beigeordnetem Dieter Ernst Triebfeder für Freund waren. 17 Mal ging er in den 60er und 70er Jahren auf Tour. Für Ernst steht fest: "Freund hat der Kreisstadt nach seinem Tod im Februar 2014 zwei Schätze hinterlassen: zum einen den Wolfspark Werner Freund , der heute von Tatjana Schneider in seinem Sinne weitergeführt wird und der Merzig weit über die Grenzen als ‚Stadt der Wölfe' bekannt gemacht hat." Zum anderen nennt er das Expeditionsmuseum, für das sich Hildegard Hoppe engagiere. Die Räume, in denen Exponate nach den Erdteilen aufgebaut sind, sind nach seiner Darstellung stets gut besucht - von Merzigern wie auch von Gästen und Schulklassen. Mit einem Bild von Freund überrascht Hugo Zöller Ernst und Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld . Strahlend nimmt der ehemalige Kamerad des Fallschirmjägers das Lob für das Gemälde in Empfang.

Derweil verraten Frank Gerber, Günter Pohlen und Roman Mertz, wie der Film über die Expeditionen entstanden ist. "Erika Freund hat uns vor gut einem Jahr gebeten, aus dem Material einen Film zusammenzustellen", sagen die drei Weggefährten des Verhaltensforschers. Mertz, der die Dokumentation zusammengestellt hat, gesteht seine Liebe zum Zelluloid. "Ich wäre gerne Fotograf geworden. Aber mit Vater hat den Wunsch abgelehnt: Das ist kein Beruf, das sind ,Färds', wie wir in der Pfalz sagen." An Alfred, den Lippenbären, der gerne Cola trank und einem Bierchen nicht abgeneigt war, erinnert sich Gerber. Über dessen Nachfolger namens Charly berichtet er: "Er hatte am Rücken ein Furunkel. Freund hat ein Messer an einer Kerze sterilisiert, um ihm das wegzuschneiden. Da hat ihm das Tier in die Hüfte gebissen." Der lakonische Kommentar: "Das Mistvieh hat mich angegriffen, bin ja selber schuld." Dass Freund ein Herz für Menschen in Not hatte, beweist Krimi-Autor Walter Wolter: Bei einer seiner Exkursionen rettete er die kleine Shari vor dem sicheren Tod. Jahre später schloss der Mann, der 1977 mit Hilfe der Stadt den Wolfspark eröffnete, Shari, inzwischen eine junge Frau, in die Arme.

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