Werden Kirchenglocken den Sieg verkünden?

Bietzen · Heute entscheidet sich, wer Landessieger beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wird. Die Bietzer hoffen auf den Sieg. Am Dienstag hatte sich eine Kommission in dem Merziger Stadtteil umgeschaut.

 Schützlinge der Kita lassen sich beim Imbiss nicht vom Besuch der Jury stören. Foto: Rolf Ruppenthal

Schützlinge der Kita lassen sich beim Imbiss nicht vom Besuch der Jury stören. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Gedankenverloren stimmt Armin Kuphal in das Lied "Der Herbst ist da" ein, mit dem die Schützlinge der Kita St. Martin das 14-köpfige Jurykomitee für "Unser Dorf hat Zukunft" begrüßt. Kuphal, Mitglied der Landesbewertungskommission, outet sich nicht nur als Kenner von Kinderliederm, sondern auch als passionierter Obstbauer. Von der Begeisterung der Mädchen und Jungen angesteckt, blicken sich die Besucher in dem im letzten Jahr für über zwei Millionen Euro renovierten Gebäude um und bestaunen die Indoor-Rutsche, die Klettergerüste in den Zimmern und das kuschelige Versteck unter der Treppe. Besonders angetan sind die Juroren von dem pädagogischen Konzept, das den Kindern bei festen Regeln die Wahl der Gruppen und Spiele frei lässt.

Einen Klaren für die Juroren

"Wir sorgen dafür, dass die Kinder beaufsichtigt sind", verrät Helga Bourgois von der Kita gGmbH, dem Träger der Einrichtung. Mit einem Blick auf die Uhr drängt der ehemalige Ortsvorsteher Manfred Klein die Gäste zum Aufbruch. Schließlich warten noch weitere Programmpunkte, die die Bietzer innerhalb der festen Zeitvorgabe zeigen wollen. Im Wettbewerb konnte die Dorfgemeinschaft auf Kreisebene bereits überzeugen. Genau zwei Stunden haben sie nun Zeit, ihre Fortschritte in Sachen Stärkung bürgerschaftlichen Engagements, Entwicklung gemeinsamer Perspektiven für das Dorf, Stärkung der dörflichen Identität und Schutz von Natur und Umwelt sich darzustellen - den Landessieg im Auge.

Bei der Mühlenbrennerei präsentiert die Familie Rausch, wie sie die Ernten von den Streuobstwiesen veredelt. So durfte die Jury am eigenen Leib erfahren, was für Einheimischen selbstverständlich ist. "Schnaps gehört zu unserer Region einfach dazu," kommentiert Ortsvorsteher Michael Gebhard die Verschnaufpause. Nach einer Kostprobe geht es weiter zum alten Pfarrhaus, das als Mehrgenerationenhaus den örtlichen Vereinen und Hilfesuchenden offen steht.

"Nach 38 Jahren müssen wir die Krabbelgruppe schließen, da es durch die Krippenplätze der Kita keinen Bedarf mehr gibt", sagt Manfred Klein, auch Vorsitzender des Vereins "Miteinander - füreinander". Eine Idee für die weitere Nutzung der Räume hat er schon entwickelt: "Wir nutzen die Räume für soziale Zwecke. Vielleicht, aber nicht zwingend, für Flüchtlinge." Während Monika Lambert-Debong, Chefin des Verbands der Gartenbauvereine , sich den Quitten im Pfarrgarten widmen und mit Gartenbaumeister Stephan Dollwet über den goldenen Schnitt bei Obstbäumen diskutieren, gewährt Klein weiteren Juroren Einblick in das neue Flickcafé. Die umgebaute Scheune hat als Veranstaltungsort für Lesungen nach seinen Worten so viele Besucher wie die Stadtbibliothek. Nur zu gerne hätte die Kommission noch dort verweilt.

Apfel trifft Jury-Miglied

Doch Musikverein und der letzte Landwirt rechts der Saar, Alfons Lauer , warten bereits an der idyllisch gelegenen Schutzhütte am Rande des Dorfes. Mitten im Grün belehrt der Bauer seine Zuhörer über die Vielseitigkeit der Bietzer Flora und Fauna. "Hebe dir was für die Kommission des Bundeswettbewerbes auf!", mahnt Markus Dollwet, stellvertretender Ortsvorsteher, und hat die Lacher auf seiner Seite.

Völlig schmerzfrei zeigt sich Jurormitglied Manfred Maurer, den ein herabfallender Holzapfel am Kopf trifft. "Nein, auf die Entscheidung hat das keinen Einfluss", beweist er Humor in seinem Missgeschick. Zuvor hatten Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld das Engagement "ihrer" Bietzer gelobt.

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