Wenn der Körper zur Leinwand wird Die Grundidee: mit Kunst Menschen zusammenzubringen

Bereits seit elf Uhr arbeiten zwölf der erfolgreichsten und kreativsten Künstler aus ganz Europa mit ihren charmanten Modellen am Stausee-Ufer. Kein ganz leichter Job: Die Witterung ist frisch, die Models frieren. Etwas Schutz gewähren die kleinen Segeltuch-Pavillons. Gabriela Hajek-Renner, mehrfache Weltmeisterin aus Wien, kennt solche klimatischen Verhältnisse

Bereits seit elf Uhr arbeiten zwölf der erfolgreichsten und kreativsten Künstler aus ganz Europa mit ihren charmanten Modellen am Stausee-Ufer. Kein ganz leichter Job: Die Witterung ist frisch, die Models frieren. Etwas Schutz gewähren die kleinen Segeltuch-Pavillons. Gabriela Hajek-Renner, mehrfache Weltmeisterin aus Wien, kennt solche klimatischen Verhältnisse. "Das ist für uns nichts Neues", sagt sie und arbeitet zügig an ihrem Model Gesine, die ihre Gänsehaut nicht länger unterdrücken kann. Eine Mitarbeiterin reicht einen winzigen Reiseföhn, der ein wenig, aber wirklich nur ein klein wenig Wärme spendet. Die Künstlerin führt mit geschickter Hand die Airbrush-Pistole, zieht mit einem feinen Pinsel Konturen nach. Und Gesine friert, aber lächelt charmant.Am Pavillon der Engländerin Carolyn Roper bewegt sich elfengleich Ramona. Auch hier deutet sich ein Kunstwerk an. "Lassen Sie sich überraschen, aber es hat etwas mit einem Karussell zu tun", kündigt Ramona dem Pulk von Fotografen an, die sich neugierig um das Model drängen. Unterdessen lässt sich die Künstlerin nicht aus der Ruhe bringen, arbeitet unter den Augen der vielen Zuschauer hoch konzentriert, während sich Ramona grazil vor den Kameras räkelt. Scheinbar ahnen es die Zuschauer bereits: "Das könnte das Siegerteam sein."

Ein paar Schritte weiter tupft Ennio Bettoni mit einem Schwamm seinem "Kunstwerk" eine terracottafarbene Grundierung auf den Körper. "Ich habe als ganz normaler Maler mein Handwerk erlernt, bin erst spät zum Bodypainting gekommen", erklärt der sympathische Italiener. Die mit dem Pinsel nachgeführten, hellen Konturen wirken auf der bronzenen Haut des Models wie eine feine Ziselierung. Auf Ramons Körper, dem einzigen männlichen Model unter allen Teilnehmern, entsteht das Motiv des Losheimer Gartens, das in diesem Jahr von allen Künstlern phantasievoll umgesetzt wurde: "Vier Jahreszeiten".

"Mit diesem siebten Bodypainting-Meeting sind wir sehr zufrieden", sagt Achim Laub, Touristikchef der Seegemeinde. "Besonders freut es uns, dass wir erstmalig internationale Künstler, die ausschließlich professionell arbeiten, an den Stausee holen konnten." Auch das Wetter spiele mit, ergänzt Laub. "Um die 20 Grad - das ist für die Künstler eine optimale Bodypainting-Temperatur." Für Peter Klein, Touristikchef des Kreises Merzig-Wadern, hat das Künstler-Event am Stausee einen hohen touristischen Stellenwert. "Mit dieser Veranstaltung konnten wir zahlreiche Besucher nach Losheim und damit in die Region locken", meint Klein. Solche Highlights seien am Ende des Tages nicht nur an steigenden Übernachtungszahlen messbar. "Wir konnten Peter Tronser gewinnen, der in der Szene sehr bekannt und selbst mehrfacher Weltmeister ist", bestätigt Uli Schmitz vom Organisationsteam. Der bekannte Künstler habe viel dazu beigetragen, dass es zu der beachtenswerten Besetzung gekommen sei. Man sei sich sicher: "Professionalität zahlt sich aus."

Gegen 18 Uhr haben sich mehr als 1000 Gäste an der großen Bühne des Event-Geländes eingefunden und warten gespannt auf die Präsentation der "Kunstwerke". SZ-Redakteur und Moderator Wolf Porz stellt die Künstler vor, entlockt ihnen die Geheimnisse ihres außergewöhnlichen Könnens. Und dann präsentieren sich die Models, posieren noch einmal vor Publikum und Fotografen. "So etwas kann man nicht beschreiben", sagt treffend ein Zuschauer. "Das muss man mit eigenen Augen sehen." Und dann kommt der große Augenblick. "Jury und Zuschauer haben entschieden", verkündet der Moderator. "The Winner is: Carolyn Roper mit dem Model Ramona."

Herr Tronser, wie entstand die Idee zu diesem Event?

Peter Tronser: Geboren wurde die Veranstaltung im Jahre 2003. Ein sehr bekannter Bodypainter aus Bulgarien hatte die Idee, über die Grenzen hinweg mit Kunst Menschen zusammen zu bringen. Ihm war wichtig, neue Ideen zu entwickeln und friedliches Zusammenarbeiten zu ermöglichen. Viele Künstler haben dann diese Idee aufgegriffen und in die Länder getragen.

Was führte Sie an den Stausee nach Losheim?

Tronser: Hier am See bietet sich ein hervorragendes Gelände an, das für unsere Arbeit und die damit verbundene Präsentation wie geschaffen ist. Die gesamte Infrastruktur stimmt. Darüber hinaus ist es eine wunderbare, lockere Atmosphäre, die auch von den Besuchern gut angenommen wird.

Ihnen ist es gelungen, eine hochkarätige Riege von Künstlern nach Losheim zu bringen. Was steckt da an Arbeit dahinter?

Tronser: Meine Frau Petra und ich sind seit vielen Jahren in diesem Metier tätig. Man kennt sich untereinander. Insofern war es gar nicht schwer, gute Leute hierher zu holen. Zuvor hatten wir bereits in vielen Wettbewerben, die wir veranstalteten, bewiesen, dass es funktioniert.

Kann diese Veranstaltung erstmalig auf Ihr Betreiben hin mit ausschließlich professionellen Mitwirkenden punkten?

Tronser: Ja, das ist richtig. Die Arbeiten, die hier präsentiert werden, sind durchweg sehr hochwertig. Das spiegelt sich auch in den Augen der Besucher wider. Die Leute sind von der Qualität der Kunstwerke und der Modelle begeistert. Foto: Norbert Wagner

"Ich habe als ganz normaler Maler mein Handwerk erlernt, bin erst spät zum Bodypainting gekommen."

Ennio Bettoni, Bodypainting-Künstler

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