Hilbringen Weiß wie Schnee oder doch grau?

Hilbringen · An der CEB Akademie konnten sich Malinteressierte in der Welt von Farbe und Papier ausprobieren.

 Die Kursleiterin Brigitte Weiand (links) zeigt, wie Malen richtig geht.

Die Kursleiterin Brigitte Weiand (links) zeigt, wie Malen richtig geht.

Foto: Tina Leistenschneider

Der Pinsel liegt in schlanken Händen und gleitet in großen, kreisenden Bewegungen über die Leinwand, durch die zarte weiße Linien auf dem hellblauen Hintergrund entstehen. Die Künstlerin hebt das Bild an, legt die Stirn in Falten und neigt den Kopf ein wenig zur Seite, ehe sie erneut zum Pinsel greift.

Eine weitere Malerin schnippt mit ihrem Zeigefinger gegen ihren in weiße Farbe getauchten Holzstiel, um weiße Flocken auf ihrer Schneelandschaft zu hinterlassen. Es herrscht beflissenes Treiben in der Cafetaria der CEB Akademie in Hilbringen, der Duft von Farbe liegt in der Luft. Unterbrochen wird die stille Einkehr durch das Gebläse eines Föhns, der dazu dient, die Farbe schneller trocknen zu lassen.

Von dem Geräusch lassen sich die zehn Teilnehmer nicht stören. Sie haben sich zusammengefunden, um mehr über Kunst und Maltechniken zu lernen. Helfend steht ihnen die Künstlerin und Kursleiterin Brigitte Weiand zur Seite.

Seit Jahren gibt sie drei bis viermal im Jahr Malkurse zu unterschiedlichen Themen, dieses Mal dreht sich alles um die Frage „Weiß wie Schnee oder doch grau?“ Nach einer kleinen theoretischen Einführung dürfen die Kursteilnehmer kreativ werden und ihren inneren Picasso entdecken und austoben.

Ob sie sich dabei für Acryl oder Aquarell entscheiden, bleibt ihnen  überlassen. „Bei Acryl kann man Korrekturen vornehmen und verändern. Bei Aquarell muss man genau wissen, was man tut, denn das Bild kann man nicht mehr retten“, erläutert Brigitte Weiand. Zudem reagiere jedes Papier anders. „Billigeres Papier ist nicht so pigmentiert und hat nicht so eine Leuchtkraft“, sagt sie. Das ist insbesondere bei Aquarell entscheidend, denn die Farbe wird beim Trocknen heller.

Ebenso frei ist die Motivwahl. Manche Teilnehmer haben Motive vor sich ausgebreitet und orientieren sich an ihren Vorlagen, andere haben eine Vorstellung und merken beim Arbeiten und Malen, dass das Bild in eine andere Richtung geht.

„Man entwickelt neue Ideen beim Malen“, weiß die Kursleiterin: „Das Bild sagt, was es will. Und wenn man darauf reagiert, tritt man in näheren Kontakt mit dem Bild. Das ist wunderbar.“

So ergeht es Madeleine Bischof aus Beckingen. Die Augenoptikerin wollte ursprünglich von einem Foto zwei Augen in ihr schwarz-weiß Bild integrieren, doch ihr fällt nach der Grundierung der Leinwand auf, dass sie wie aus dem Zufall eine herzförmige Fläche hat, und ganz viele weiße viereckige wie Zähne aussehen. So kann sie in die Fläche ein Auge sowie ein Mund einfügen. Um dem Bild mehr Akzent zu verleihen, malt sie die Lippen in einem leichten Rotton nach.

Als sie nach zweieinhalb Stunden ihr Werk skeptisch beäugt, das an den Kussmund von Feliks Büttner erinnert, fällt ihr Urteil positiv aus: „Ich bin verliebt“, schwärmt Madeleine Bischof, sichtlich zufrieden, sich nicht auf ihre ursprüngliche Idee fixiert zu haben.

Früher hat sie viele Nana von Niki de Saint Phalle gemalt und ist seither künstlerisch unterwegs, wenngleich eher im Bereich Keramik für den Hausgebrauch.

Zum Malen kam sie aus Neugierde: „Ich wollte wissen, ob ich das kann“, erzählt sie. Filigrane Pinselführung sage ihr nicht zu, sie mag die großen Flächen. Außerdem habe das Malen einen beruhigende Wirkung auf sie. Am Kurs nimmt sie teil, um sich weitere Techniken anzueignen. Ähnlich geht es ihrer Freundin Sibylle Maurer. Sie habe immer gerne gemalt, damals aber noch mehr mit Aquarell als heute. Im Laufe der Zeit habe sich ihr Geschmack verändert, sie präferiert kräftige Farben und reduzierte Motive.

Für ihr Bild hat sie sich von den geometrischen Formen von Picasso inspirieren lassen. Allerdings fehle ihr die Zeit zum regelmäßigen Malen, daher sei sie froh, in dem Kurs Gelegenheit zu haben. Seit ihrem Ruhestand hat Edith Heene wieder ihre Leidenschaft fürs Malen entdeckt. Schon als Schülern habe sie sich immer gerne künstlerisch ausgetobt, ihr Hobby stellte sie aufgrund von Studium und Beruf jedoch hinten an.

„Da kam das Leben dazwischen“, berichtet die pensionierte Lehrerin, die mittlerweile wieder regelmäßig zum Pinsel greift. Das Lernen von neuen technischen Möglichkeiten bereite ihr Freude. „Es ist wertvoll, wenn Künstler ihr Wissen weitergeben“, verrät sie. Daher besuche sie viele Malkurse, um sich stetig zu verbessern und weiter zu lernen. Aquarell zählt für sie zu der Königsdisziplin, da das Arbeiten mit Wasser und verdünnter Farbe sehr schwierig ist und es darauf ankommt, die Leichtigkeit der Farbe zu erhalten. Passend dazu hat sie sich die majestätische Gestalt eines Schwans als Motiv ausgesucht, der gerade die Flügel ausbreitet.

Hilbringen: Weiß wie Schnee oder doch grau?
Foto: Tina Leistenschneider
Hilbringen: Weiß wie Schnee oder doch grau?
Foto: Tina Leistenschneider
Hilbringen: Weiß wie Schnee oder doch grau?
Foto: Tina Leistenschneider
Hilbringen: Weiß wie Schnee oder doch grau?
Foto: Tina Leistenschneider

Das Zeichnerische reize sie: „Ich lerne wieder zu sehen, ich achte auf Licht und Schatten, und ich erkenne Farbunterschiede besser. Grün ist nicht gleich grün“, sagte sie. Zur Realisierung ihrer Wünsche und Vorstellen arbeiten die Malerinnen mit Schwämmen, dicken sowie dünnen Pinseln, Zahnbürsten und sogar mit Sand. Tupfen, wischen, schaben, malen – die Grenzen des künstlerischen Ausdrucks auf Papier und Leinwand scheinen endlos.

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