Weinprobe in luftiger Höhe Zum Panoramablick gab’s schmackhafte Tropfen

Merzig · Zum zweiten Mal lud die Stadt Merzig gestern zur Weinprobe auf dem Oktoberfest-Riesenrad.

 Ilo Hendle genießt den Grauburgunder vom Weingut Schmitt-Weber während der Fahrt auf dem Riesenrad in Merzig.

Ilo Hendle genießt den Grauburgunder vom Weingut Schmitt-Weber während der Fahrt auf dem Riesenrad in Merzig.

Foto: Nina Drokur

Rund 45 Meter ragt es seit einigen Tagen in den Himmel über Merzig hinauf: das Riesenrad des Oktoberfestes, das direkt neben der Stadthalle errichtet wurde. Normalerweise drehen hier bei effektvoller Beleuchtung am Abend die Festbesucher ihre Runden und genießen den Blick über die Kreisstadt. An diesem Montagmittag steht dort aber ein ganz besonderer Punkt auf dem Programm: eine Weinprobe. Zum zweiten Mal, wie Thomas Neusius, der in der Merziger Stadtverwaltung für das Oktoberfest verantwortlich ist, verrät. Die Idee dazu kam im vergangenen Jahr von den Festzeltwirten und dem Platzmeister. „Das war einzigartig im Saarland“, sagt Neusius. „Und es kam so gut an, dass sie es in diesem Jahr wiederholen wollten.“ Allerdings, das gibt auch Neusius zu, war das Wetter im vergangenen Jahr besser.

Jeweils fünf Tester nehmen in einer Gondel Platz. Karten gab es nicht zu kaufen. Auf Facebook wurden 25 Karten verlost, jeder Gewinner durfte noch eine Person mitbringen. Doris Hecktor aus Losheim kennt wohl eine Menge Glückspilze. Nicht nur sie selbst hat gewonnen, auch eine Freundin und deren Sohn. So konnten sie als Sechser-Grüppchen mitfahren und die besondere Fahrt genießen. Obligatorisch war für die Sponsoren ein Platz reserviert. Denn, wie Bürgermeiser Marcus Hoffeld bei der Begrüßung betonte, ist die außergewöhnliche Weinprobe ein Weg, den Unterstützern zu danken.

Während es auf dem Rest des Festplatzes noch sehr ruhig zugeht, die meisten Buden sind noch geschlossen, die Marktstände bauen gerade auf, tummeln sich die glücklichen Gewinner vor dem Riesenrad. Ein paar Gondeln werden besetzt, dann muss das Riesenrad eine Runde drehen und Gäste steigen auf der gegenüberliegenden Seite in das luftige Fahrgeschäft – für bessere Stabilität. Dazu gibt es gleich den ersten Gang: einen Weißburgunder vom Weingut Schmitt-Weber. Die freihängenden Gondeln heben ab und eröffnen den Blick über die Kreisstadt. Jörg Gorissen, Koch im Blasius-Restaurant, verzieht das Gesicht, so richtig scheint er der Konstruktion nicht zu trauen. „Meine Frau hat jedes Jahr die Dreistigkeit, bei dem Gewinnspiel mitzumachen.“ Die ist allerdings gar nicht dabei: „Höhenangst“, sagt Gorissen. Stattdessen darf die Trauzeugin mit. Ilo Hendle scheint die Fahrt jedenfalls zu gefallen. „Gibt es auch was zu essen?“, fragt sie. Und tatsächlich gibt es zum dritten Wein, einem Grauburgunder, ebenfalls von Schmitt-Weber, auch Laugengebäck. Ein Gestell in der Mitte der Gondel hält die Gläser, so bleiben die Hände frei für Selfies. Oder um der Weinprobe noch eine weitere Umdrehung zu verpassen, wie ein paar Jugendliche beweisen. Die Gondeln können sich nämlich um ihre eigene Achse drehen. „Bitte macht das nicht“, fleht der Koch.

Ebenfalls mit an Bord einer der schaukelnden Gondeln ist Julia Hausherr. Sie macht zurzeit eine Ausbildung zur Sommelière. Welcher Wein dann also der Beste ist? „Geschmackssache“, antwortet die Merzigerin diplomatisch. Für Burkhardt Röser ist die Antwort dagegen ganz eindeutig: „Der Kreuzbergwein natürlich.“ Aber zugegebenermaßen etwas voreingenommen, denn er gehört zu den 120 Mitgliedern der Kulturfreunde Kreuzberg, die sich um die Rebstöcke an den Hängen des Kreuzbergs kümmern. Den Auxerrois gab es als zweiten Wein, und, wie Manfred Klein, Vorsitzender der Weinbergfreunde, scherzt „steht der Gewinner immer in der Mitte.“ Kreuzbergwein ist der einzige Saar-Wein und wird nicht verkauft. Die Riesenradprobe war also eine einmalige Gelegenheit, diese Rarität zu testen und das sogar mit Blick auf den Kreuzberg, wo die Trauben wachsen. Nach rund einer Stunde haben alle Tester wieder festen Boden unter den Füßen. Kalt war es zwar, darauf waren die meisten Besucher aber mit dicken Jacken und Sitzkissen vorbereitet. Zumindest hat es nicht geregnet.

Am Samstag war die Festwoche im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier eröffnet worden. Noch bis 7. Oktober läuft das Oktoberfest auf dem Platz neben der Stadthalle. Neben den vielen Fahrgeschäften warten im großen Festzelt einige musikalische Highlights mit Partyschlagerstars wie Axel Fischer oder Frontal Party Pur, einer Partyband aus Bayern. Außer am Samstag, 6. Oktober, wenn die Stimmungssänger Lorenz Büffel, Tobee und die Joe Williams Band auf der Bühne stehen, ist der Eintritt frei.

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