Leserbrief Wehret den Anfängen

Diskussion Regler-Platz

Respekt, Herr Beckinger! In seinem Kommentar zur Podiumsdiskussion über die Gestaltung des Gustav-Regler-Platzes (SZ vom Samstag) hat Herr Beckinger den katastrophalen Zustand des öffentlichen Diskussionsstils bei allen strittigen Themen mehr als treffend beschrieben. Auch wenn die notwendigen Grundlagen (z.B. das Wissen um den derzeitigen Diskussionsstand und die Planungsalternativen, die Eigentumsverhältnisse und mögliche Investoren) fehlen, es reicht immer dafür, den vermeintlichen Gegner niederzuschreien und persönlich zu diffamieren. Nur nebenbei erwähnt: Die weitaus meisten in politischen Gremien tätigen Mitbürger sind weder korrupt noch böswillig.

Angesichts dieser offenbar aus dem Ruder gelaufenen Podiumsdiskussion beschleicht einen doch der begründete Verdacht, dass dies die Einleitung des Kommunalwahlkampfes durch die AfD und ihre Anhänger sein könnte. Deren Vertreter könnten dann im Stadtrat sitzen und bei der Frage nach Konzepten ebenso ahnungslos antworten wie ihre Vertreter im Landtag.

Ein weiterer gefährlicher Punkt ist der, dass sich viele vernünftige Bürger und Politiker nicht mehr trauen, ihre Meinung (etwa zur Nutzung der Windkraft) öffentlich zu sagen, weil sie befürchten müssen, von all den kleinen Trumps niedergeschrieen oder gar – schlimmer noch – bedroht zu werden. Wie weit sind wir dann noch von 1933?

Um es klar zu sagen: Für vernünftige Lösungen braucht man sachliche Diskussionen. Nicht immer wird es am Ende eine Lösung geben, die allen gefällt. Dann entscheidet in einer Demokratie die Mehrheit. Die Alternative dazu kann ich mir nicht wünschen, zumal ich mir die Folgen als Kind nach dem Krieg noch persönlich anschauen konnte.

Ein friedliches Miteinander, sachliche Diskussionen und am Ende demokratische Entscheidungen sind der einzig vernünftige Weg in die Zukunft.

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