Was tun wir unseren Kindern an?

Merzig · Notebook, Tablet und Co. – was tun wir uns und unseren Kindern damit an? Dieser Frage will das Merziger Gymnasium am Stefansberg mit kompetenter Hilfe auf den Grund gehen und lädt zu einem Vortrag des renommierten Gehirnforschers Professor Manfred Spitzer ein.

 Schüler der Klassenstufe 12 geben ihre Handys in der „handyfreien Woche“ ab. Foto: Schule

Schüler der Klassenstufe 12 geben ihre Handys in der „handyfreien Woche“ ab. Foto: Schule

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Diese Diskussion kennen die meisten Eltern: Ihre Kinder sitzen vor dem Computer, spielen, surfen, chatten - gegen den Willen der Eltern - oft den ganzen Nachmittag oder Abend lang. Die von den Kindern oft erwähnte für die Hausaufgabe notwendige Online-Recherche stellt dabei - wenn man genau hinsieht - wenn überhaupt nur einen minimalen Bruchteil der Gesamtzeit vor dem Bildschirm dar.

Aus Sicht vieler Eltern und Lehrer sind Computer, Tablet und Co. zumindest Zeitfresser, die den Kindern ihre wertvolle Zeit für andere wichtige Beschäftigungen, wie Sport, Musik oder Sozialkontakte, rauben. Anlass für das Gymnasium am Stefansberg (GaS) in Merzig , sich intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Um die Problematik genauer zu durchleuchten, ist es dem GaS gemeinsam mit der Villa Fuchs und dem Förderverein der Schule gelungen, den bundesweit bekannten und sehr renommierten Gehirnforscher Professor Manfred Spitzer für eine Lesung aus seinem Buch "Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen" zu gewinnen. In seinen Ausführungen bemängelt Spitzer nicht nur den Zeitfaktor, sondern vertritt sogar die Meinung, dass die intensive Nutzung der digitalen Medien auch dem Gehirn schade: Das in der Schule am Vormittag Gelernte geht - so seine Forschungsergebnisse - zum großen Teil wieder verloren, wenn die Kinder nachmittags und abends ihr Gehirn vor dem Computer, Notebook oder Tablet mit Reizen überfluten.

Hinzu kommt, dass wir uns immer häufiger geistige Arbeit, die früher unser Gehirn erledigt hat, von den kleinen Geräten abnehmen lassen: Kaum jemand merkt sich noch eine Telefonnummer, Termine oder eine Wegbeschreibung, sondern wir vertrauen einfach auf die ständige Verfügbarkeit aller möglichen Informationen auf dem Smartphone, Navi oder Tablet. Mittel- und langfristig kann die intensive Nutzung der digitalen Wundergeräte nach den Erkenntnissen von Manfred Spitzer darüber hinaus schlimme Folgen haben, insbesondere für Kinder und Jugendliche : Die Kinder lernen langsamer und schlechter, können süchtig werden, es kann zu Aufmerksamkeitsstörungen, Ängsten und vielem mehr kommen.

Um einer derartigen Entwicklung entgegenzutreten, versucht das Gymnasium am Stefansberg schon seit Längerem, offen mit dieser Problematik umzugehen. Auch in Zusammenarbeit mit dem Schulförderverein wurden in den letzten Jahren mehrfach Veranstaltungen zum Thema Internet für Eltern und Schüler angeboten, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Präventives Handeln oder der Landesbeauftragten für Datenschutz. Aufmerksamkeit erregte im vergangenen Schuljahr auch ein Projekt, bei dem Schüler der Mittel- und Oberstufe eine Woche lang freiwillig auf ihr Handy verzichteten und dadurch ihr Verhalten als Nutzer reflektieren konnten.

Was können Eltern und Lehrer tun? Eine Verteuflung oder komplette Verbote der digitalen Medien scheinen weder sinnvoll noch zielführend - allein schon, weil viele Erwachsenen für Kinder in dieser Hinsicht sicher ein schlechtes Vorbild sind. Viel sinnvoller und wichtiger scheint es, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen darauf hinzuwirken, dass sie lernen, verantwortlich, vernünftig und vor allem bewusst mit den digitalen Medien umzugehen.

Eine ganz entscheidende Bedeutung kommt dabei - auch nach Spitzers Meinung - der Konsumbeschränkung zu, also einer zeitlich klar befristeten und wenn möglich inhaltlich klar definierten Nutzung der digitalen Medien. Wie solche Maßnahmen in Elternhaus und Schule umsetzbar sind sowie weitere Fragen können im Anschluss an den Vortrag in einer offenen Diskussion mit Spitzer besprochen werden.

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Auf einen BlickDie Veranstaltung findet am Dienstag, 11. November, um 19 Uhr in der Stadthalle Merzig statt und ist Teil des "Literaturfestivals im SaarSchleifenLand". Für Eltern und Schüler des Stefansberg-Gymnasiums gibt es ermäßigte Karten (zehn Euro für Erwachsene, fünf Euro für Schüler) über das Sekretariat des GaS. Ansonsten gibt es Karten für Erwachsene 18 Euro bei der Villa Fuchs oder auch im Internet unter www.ticket-regional.de . red

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