Herausforderungen Borkenkäfer und Klimawandel bedrohen Baumbestände im Kreis Merzig-Wadern

Merzig · Was die Forstbetriebsgemeinschaft für ihre Mitglieder leistet, damit diese die aktuellen Herausforderungen für ihre Wälder bewältigen können.

 Der Borkenkäfer sorgt für schwere Schäden an den Fichtenbeständen.

Der Borkenkäfer sorgt für schwere Schäden an den Fichtenbeständen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Teilen sich die Erben von Wäldern nach der im Saarland gültigen Realteilung über eine Vielzahl von Generationen hinweg ihren Grundbesitz immer wieder untereinander auf, dann müssen sich zuletzt viele Eigentümer über die Nutzung ihres Waldes Gedanken machen, der einst nur einem ihrer Vorfahren gehörte. Um dann bei Betriebsgrößen von durchschnittlich nur etwa einem halben Hektar möglichst alle Interessen unter einen Hut zu bringen – sofern dies überhaupt möglich ist – bietet die am 4. November 1989 gegründete Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) im Landkreis Merzig-Wadern als erste ihrer Art ihre Hilfe an. Und weil sich inzwischen auch Waldbesitzer aus dem übrigen Saarland und Rheinland-Pfalz sowie aus dem nahen Luxemburg als Mitglieder eingeschrieben haben, firmiert dieser freiwillige Zusammenschluss heute unter dem Namen FBG Saar-Hochwald.

Die SZ folgte einer Einladung von deren Vorsitzendem Klaus Borger zu einer Rundfahrt durch Waldflächen, die von der FBG in Weiskirchen und bei Brotdorf betreut werden. „Das hier ist Kirchenwald, die Flächen da drüben gehören einer Vielzahl von Besitzern (Realteilung) und den Wald dahinter betreuen wir für einen Industriellen aus Süddeutschland“ – Borger weiß natürlich genau, wen er als Eigentümer ansprechen muss, wenn es um anstehende Arbeiten in den Forstflächen geht. Die Grundlage dafür habe der Paragraph 42 des saarländischen Waldgesetzes vom 26. Oktober 1977 geschaffen, wonach Forstbetriebe, die sich nach Größe, Lage und Zusammenhang nicht für die Bewirtschaftung als Einzelbetrieb eignen, forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse bilden sollen.

Ziel solcher gesetzlicher Rahmenbedingungen sei es, die vorhandenen Forste in naturnahe Wirtschaftswälder umzubauen. Ein hehres Ziel, das angesichts der Ausgangssituation nicht so leicht und vor allem nicht wirklich von heute auf morgen umzusetzen ist, findet Borger. So prägten vielerorts im Saarland noch Lohhecken als Niederwald, der früher als Eichenschälwald zur Gewinnung von Eichenrinde zum Gerben von Leder diente, bis ins 19. Jahrhundert die Wälder. Borgers kleine Waldrundfahrt führte uns unter anderem auch in solche Bereiche bei Weiskirchen, wo die Waldbesitzer nach dem Ende der alten Lohwirtschaft die Bäume nicht mehr „ernten“, wo heute teilweise drei, vier oder mehr Stämme aus einer Wurzel wachsen: „Das ist natürlich alles andere als ein naturnaher Wald.“

Ähnliches moniert Borger in den Nadelbaum-Monokulturen (Fichten, Douglasien und Lärchen), die von den Förstern nach dem letzten Weltkrieg gepflanzt worden seien. „Da kamen unsere Vorstellungen vom naturnahen Mischwald, die großen Stürme des Jahres 1990, tatsächlich zu Hilfe, mit denen sich die Natur irgendwie in eigener Regie unseren waldbaulichen Zielen annäherte.“ Diese wirtschaftliche Katastrophe für die Waldeigentümer werde in ihren Folgen aktuell von der massenhaften Ausbreitung des Borkenkäfers wiederholt, dem, so Borger, gerade nach dem vergangenen trocken-heißen Sommer Abertausende von Fichten zum Opfer gefallen sind und noch fallen: „Der Klimawandel lässt grüßen.“

Für die großen und kleinen Waldbesitzer bedeuten solche unvermeidlichen Naturkatastrophen nach Einschätzung der FBG erhebliche finanzielle Verluste. Borger: „Je mehr Borkenkäfer-geschädigte Fichten auf den Markt geworfen werden, desto unverkäuflicher werden sie.“ Was also kann die FBG für ihre Mitglieder tun, um solche Verluste zu minimieren? Ihr Vorsitzender sieht allein in der nachhaltigen Umwandlung des bisherigen Waldbestandes in einen naturnahen Mischwald eine langfristige Perspektive.

Mit welchen Baumarten könnten sich die Waldbesitzer an der Saar am besten gegen die befürchteten waldbaulichen Folgen aus dem Klimawechsel aufstellen? Die Antwort darauf sei noch nicht endgültig zu geben, räumte Borger ein. Aber: „Wir hoffen beispielsweise auf die im Gegensatz zur Fichte tiefwurzelnde Weißtanne, die früher auch in unserem Hochwald zu Hause war. Außerdem wollen wir durch die verschiedenen Baumarten des von uns angestrebten Mischwaldes dafür Sorge tragen, dass möglichst viele unserer heute gepflanzten Bäume mit den befürchteten wärmeren Temperaturen des Klimawandels besser fertig werden.“

Aber der FBG-Service für ihre aktuell rund 350 Mitglieder gehe darüber noch hinaus. So würden Freiflächen unverzüglich wieder bewaldet – am liebsten als Naturverjüngung, wenn die gewollten Nadel- und Laubbäume mit ihrem eigenen Saatgut für Nachwuchs sorgen. Dabei spielten auch der jeweilige Wasserhaushalt und die Gewässer-Renaturierung der Flächen eine Rolle. In der Praxis bedeute dies, dass bei der Holzernte auf große, schwere Maschinen verzichtet wird, die durch eine Verdichtung der Waldböden erhebliche Schäden anrichten können. „Wir ziehen für solche Arbeiten zum Beispiel Rückepferde vor, die die gefällten Bäume umweltschonend aus dem Bestand ziehen.“ Borger weiter: „Wenn wir unseren Mitgliedern für solche Arbeiten qualifizierte Unternehmen vermitteln, suchen wir diese in der hiesigen Region. Von der Politik wünschen wir uns, dass solche Aufträge nicht länger europaweit ausgeschrieben werden müssen, um nicht mehr den Dumpingpreisen von ausländischen Anbietern ausgeliefert zu sein.“ Und bei dieser Gelegenheit appelliert der FBG-Vorsitzende auch gleich an die Landesregierung in Saarbrücken, wieder mehr Förster und Waldarbeiter einzustellen, die den Waldbesitzern vor Ort Hilfestellung bieten könnten.

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