Wandern vom Krieg zum Frieden

Bietzen. Zwischen zwei mächtigen Steinen eines gesprengten Westwall-Bunkers entführt eine Schautafel in die Vergangenheit, machen Daten Geschichte lebendig, ebenso wie die Informationen, die Severin Lukas gibt. In der Winter-Idylle des historischen Mühlentales starten die Mitglieder des heimatkundlichen Vereins an diesem Samstag, 30

Bietzen. Zwischen zwei mächtigen Steinen eines gesprengten Westwall-Bunkers entführt eine Schautafel in die Vergangenheit, machen Daten Geschichte lebendig, ebenso wie die Informationen, die Severin Lukas gibt. In der Winter-Idylle des historischen Mühlentales starten die Mitglieder des heimatkundlichen Vereins an diesem Samstag, 30. Januar, um zehn Uhr ihre Wanderung - mit Musik und Lesungen. Dieses Mal führen sie ihre Gäste auf den Weg vom Krieg zum Frieden - setzen sie auf die Spur von Tragödien zweier Weltkriege. An diesem Tag eröffnen sie den Mahnweg. "Erarbeitung der Historie" nennen Hubert Kerwer und Severin Lukas die Mammutaufgabe, der sich die Leute vom Bietzerberg gestellt haben. "Vom Krieg zum Frieden" ist die dritte Station - nach dem Thema Hexentanzplatz und Hexenverfolgung, dem Dörrenhölzchen und dem Thema "Wir sind ein Teil der Erde". Gut vier Jahre ist es her, dass Professor Wolfgang Werner, der ehemalige Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Merzig, mit seinen Freunden vom heimatkundlichen Verein die Vision eines Geschichtsdorfes hatte und entsprechende Pläne zu dem Vorhaben entworfen hat. Wanderwege durch die Geschichte sollen auf dem Bietzerberg ausgewiesen werden, Touren initiiert, dazu eine Infobroschüre mit Erläuterungen über Historie, Landschaft und Besonderheiten von Bietzen, Harlingen, Menningen und Merchingen aufgelegt werden. "Wenn wir nicht diese Zeit aufarbeiten, wer sonst?", sagen Kerwer und Lukas. Schließlich soll diese Epoche mit vielen Details der Nachwelt erhalten werden - einschließlich der Erinnerung an die 200 Westwall-Bunker, die ab 1936 auf dem Bietzerberg gebaut worden sind. An zwei Bollwerken aus Stahlbeton macht die Wandergruppe auf der rund vier Kilometer langen Route Station: am Besichtigungsbunker in der Straße zum Mühlengrund und am Lichtkreuz auf dem Bietzer Friedhof, dem Ehrenmal. Daten und Fakten der Weltgeschichte haben sie mit Erlebnissen von Leuten aus Bietzen, Menningen und Harlingen vermischt, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt hatten - etwa die Erinnerung an die Sprengung der Eisenbahnbrücke am 3. September zwischen 17 und 18 Uhr. "Wir dachten an einen Blitzschlag, weil es gerade heftig blitzte und donnerte", ist in der Broschüre zu lesen, die eigens für die Wanderung erstellt worden ist. "Als Saarfranzosen in der Fremde" titelt eine Geschichte über die erste Evakuierung in Warnstedt im Harz. Zitiert in der über 40 Seiten starken Broschüre ist auch ein Brief, datiert auf 1941. Anlässlich der Glockenabgabe, die für Kriegsmaterial eingeschmolzen worden sind, schreibt das Generalvikariat an alle Pfarreien: "... Von dem Augenblick an, wo die bisherigen Glocken Abschied nehmen, wollen wir uns auf die Stunde freuen, wo die Stimmen neuer Glocken von unseren Türmen herabhallen wird. Mögen sie eine Zeit des dauernden Friedens begrüßen": Ein Wunsch, der - zumindest in Europa - längst Wahrheit geworden ist, ebenso wie die deutsch-französische Freundschaft. So wird der Lothringer Mundartautor Jean-Louis Kieffer aus Filstroff zur Lesung erwartet. Und in der Pfarrkirche St. Martin wird Johannes Kerwer meditative Orgelmusik erklingen lassen, wenn die Wanderer die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges lesen. "Wenn wir nicht diese Zeit aufarbeiten, wer sonst?"Hubert Kerwer und Severin Lukas

Auf einen BlickTreffen für die Wanderung mit Lesung und Musik ist diesen Samstag, 30. Januar, zehn Uhr, im Eingangsbereich des historischen Mühlentales. 10.15 Uhr: erste Station an der neuen Info-Tafel vor dem gesprengten Bunker, 10.45 Uhr: Station am Besichtigungsbunker in der Straße zum Mühlengrund. Weitere Besichtigungen sind zwischen 13.30 und 16 Uhr möglich. 11.30 Uhr: dritte Station am Lichtkreuz und Ehrenmal auf dem Friedhof in Bietzen, zwölf Uhr: vierte Station in der Pfarrkirche am Josefsaltar, dem Ehrenmal der Gefallenen des I. Weltkrieges. Anschließend geht es auf dem Wasserweg ins Mühlental zum Türmchen, wo die Freunde des Mühlentales Winterfest feiern und Essen und Getränke bereit halten. Das Winterfest startet um 13 Uhr. Der Erlös, so teilt Stephan Dollwet vom Arbeitskreis Mühlental mit, werde für Projekte im Mühlental verwendet. red

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