Von Merzig aus die Theaterwelt erobern

Merzig · Schon als Kind war Henriette Schreiner theaterbegeistert. „Initialzündung“ war der Besuch bei „Tanz der Vampire“. Seitdem hat sie viele Rollen gespielt - und freut sich nun, als Anne in „La Cage aux Folles“ in ihre Heimat Merzig zurückzukehren.

 „La Cage aux Folles“: Die Proben für die Neuproduktion des Broadway-Musicals im Merziger Zeltpalast laufen auf Hochtouren. Mit von der Partie ist auch Henriette Schreiner. Fotos: Rolf Ruppenthal

„La Cage aux Folles“: Die Proben für die Neuproduktion des Broadway-Musicals im Merziger Zeltpalast laufen auf Hochtouren. Mit von der Partie ist auch Henriette Schreiner. Fotos: Rolf Ruppenthal

Über die tollen Beine der Cagelles gerät sie ins Schwärmen, ebenso über deren phantasievoll-schrille Schminke. "Ich finde es toll, dass die Männer Stöckelschuhe tragen", verrät Henriette Schreiner. Was der gebürtigen Merzigerin an dem "Käfig voller Narren", der am Freitag, 17. Juli, Premiere feiert, noch mehr imponiert: Sie kann zu Hause eine ihrer Lieblingsrollen spielen - die Anne Dindon.

"Ich dachte zunächst, dass der Prophet im eigenen Land nicht gilt. Aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen müssen", sagt die 27-Jährige. "Joachim Arnold hat mich gefragt, und ich habe Ja gesagt", strahlt sie. Ein hohes Niveau bescheinigt die aparte Blondine dem Zeltpalast, der in Musikkreisen hoch gehandelt wird. Den Wunsch, in den Saarwiesen einmal auf der Bühne zu stehen, hegt die Musicaldarstellerin seit neun Jahren, wie sie verrät. "Als das Musical ,Fame' 2006 aufgeführt worden ist, habe ich mit 18 Jahren angeheuert - habe den roten Teppich im Vorzelt gestaubsaugt, habe Flaschen entsorgt, die Garderoben mit den Kostümen der Darsteller aufgeräumt. Es hat Riesenspaß gemacht, da ich im Theater arbeiten konnte. Da habe ich mir gesagt: Irgendwann werde ich dort oben stehen. Dieses Jahr ist es tatsächlich so weit, und ich kann es - ehrlich gesagt - noch gar nicht fassen. Das ist für mich wirklich etwas ganz Besonderes." Ebenso wie die Schüler der New Yorker Stage School sich in dem Broadway-Stück "Fame" quälen, um berühmt zu werden, nahm sie für ihren Traumjob so manch steinigen Weg auf sich.

Die Idee, diesen Beruf zu ergreifen, reifte schon früh in ihr, wie sie gesteht. "Im Jahre 2002 fuhren wir mit der damaligen Gesangsklasse von Claudia Dylla nach Stuttgart zu ‘Tanz der Vampire '. Danach dachte ich: Genau das möchte ich werden. Wie heißt das - Musical ?, dann möchte ich Musicaldarstellerin werden. Ich habe wochenlang in einem alten Faschingsrock meiner Mutter die Rolle der Sarah geübt", erzählt Henriette Schneider, die auf ihren Wunsch mit sechs Jahren Klavierunterricht erhielt. Sie spielte in einer Theatergruppe, sang im Kinderchor, tanzte im Kinderballett - drei Bereiche, die sie seit jeher faszinierten. "Meinen ersten großen Auftritt hatte ich mit sieben Jahren in der Merziger Stadthalle."

Während ihres Studiums an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig trat sie auf - in "Der kleine Horrorladen" an der Komödie Leipzig, in "City of Angels" am Centraltheater Leipzig, in der Tanzshow "Shall We Dance?" an der Staatsoperette Dresden . 2010 brachte sie in Leipzig ihre One-Woman-Show "Gleich komm ich, aber wie?!" auf die Bühne, 2013 "Das Leben ist (k)ein Ponyhof - aber geritten wird trotzdem". Jetzt bereitet sie sich in Innsbruck auf Monty Python's "Spamalot" vor, als Choreografin und als Operndiva Fee aus dem See - Varianten, die ihr Spaß machen. "Bei einer One-Woman-Show kann man sich nur auf sich und seine Stärken konzentrieren, man ist seine eigene Regisseurin und lernt viel über sich selbst. In einem Musical ist man Teil eines Ensembles und sollte sich dessen bewusst bleiben. Außerdem geht es darum, die jeweilige Rolle in der jeweiligen Zeit an dem jeweiligen Ort in sich wieder zu finden. Das erfordert eine lange Vorbereitung, gesanglich, spielerisch und auch tänzerisch. Als Choreografin besteht die Herausforderung zunächst darin, den harten Tag der Audition zu überstehen und auszusortieren, wer für den Job infrage kommt. Danach gilt es, ein ganzes Ensemble tänzerisch agieren zu lassen, Choreografien zu erstellen, abzuändern und zu verfeinern. Es ist ein tolles Gefühl, wenn plötzlich ein ganzes Ensemble das tanzt, was du dir ausgedacht hast, und es ihnen auch Spaß macht."

Gerne würde sie einmal in die Rolle der Scaramouche oder der Ozzy in "We will rock you" schlüpfen, da sie Queen-Leadsänger Freddie Mercury zu ihren absoluten Lieblingssängern zählt und sie die Arrangements für das Musical liebt, wie sie erzählt. Von der Amneris aus dem Musical "Aida" schwärmt sie, ebenso für die Rolle der Jane in dem Disney-Musical "Tarzan" und die der Elle Woods in "Natürlich blond". "Seitdem ich im Zeltpalast die "Addams Family" gesehen habe, habe ich mich auch absolut in die Rolle der Wednesday verliebt, ein großartiges Musical ."

Apropos verliebt: Den Mann fürs Leben hat die gebürtige Merzigerin gefunden, bei einem Gastspiel 2013 auf der Aida - sie als Sängerin, Stanislav Vysotskyi als Jongleur. Die Route verlief durch das östliche Mittelmeer. Die Ziele: der Suezkanal, Dubai und Bahrain. "Wir haben damals Weihnachten unter der Sonne verbracht, die Christbaumkugeln waren mit Abbildungen von Kamelen verziert." Zurzeit ist er noch nicht im Saarland. "Er hat gerade einen Nachwuchspreis im Kristallpalast in Leipzig gewonnen", freut sie sich über den Erfolg. In wenigen Wochen kann sie eine Doppelhochzeit feiern - erst auf der Bühne, danach im richtigen Leben, natürlich im Zeltpalast. "Es grenzt fast an ein Wunder, dass ich nun in der Zeit davor durch die Rolle in "La Cage aux Folles" einige Wochen in Merzig verbringe und bei eventuellen Blumen- und Tortenkatastrophen greifbar bin. Von den Orten aus, an denen ich sonst so spiele, wäre das nämlich bedeutend schwieriger geworden."

Zurzeit lässt sie es sich bei Mama Ilona Engel gut gehen. "Im Saarland und vor allem in Merzig und in Brotdorf bin ich trotz der vielen Reisen immer noch dahemm. Wenn ich einmal frei habe, genieße ich es, wieder durch die bekannten Straßen zu gehen, einen mit Antipasti und Rohessern vom Globus gefüllten Kühlschrank vorzufinden, ins Café Tinnes frühstücken zu gehen, dem Kirchenchor Cäcilia Brotdorf bei seinen Konzerten zu lauschen. Meistens kommen auch Freunde aus Schultagen zum Schwenken vorbei, wir erzählen bis weit nach Mitternacht Geschichten und Streiche aus unserer Jugendzeit."

Viel Zeit, ihre Flitterwochen zu genießen, bleibt ihr nicht. Knapp drei Wochen, nachdem sich der letzte Vorhang für den "Käfig voller Narren" gesenkt hat, geht es nach Innsbruck zu den Rittern der Kokosnuss, zu verqueren Heldentaten, zu schönen Girls, Kühen, Killerkaninchen und Franzosen - zu "Spamalot". Die Suche nach dem Gral hat nämlich am 12. September Premiere. Henriette Schreiner wurde am 3. April 1988 in Merzig geboren. Nach der Grundschule St. Josef besuchte sie das Peter-Wust-Gymnasium. Sie studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig Popularmusik - Jazz/ Musical .

Schon während des Studiums wirkte sie an diversen Theaterproduktionen mit, etwa in "Der kleine Horrorladen", an der Komödie Leipzig, in "City of Angels", am Centraltheater Leipzig, in der Tanzshow "Shall We Dance?" sowie an der Staatsoperette Dresden . 2010 brachte sie in Leipzig ihre One-Woman-Show "Gleich komm ich, aber wie?!" auf die Bühne, 2013 folgte: "Das Leben ist (k)ein Ponyhof - aber geritten wird trotzdem".

Henriette Schreiner war 2013 und 2014 als Solistin auf den Kreuzfahrtschiffen Aida Bella und Aida Diva engagiert. Im Anschluss bekam sie am Tiroler Landestheater eine Hauptrolle in der Musicalrevue "Sekretärinnen". Seit Mai 2015 ist Henriette Schreiner erstmals als Choreografin für das Musical "Spamalot" zuständig und spielt die weibliche Hauptrolle. Als Fee aus dem See eröffnen sie und ihre Kollegen im September die Spielzeit 2015/16 am Tiroler Landestheater .

"La Cage aux Folles" führt sie nun erstmals in ihre Heimat zurück.

 Szene aus dem Stück „Sekretärinnen“.

Szene aus dem Stück „Sekretärinnen“.

Zum Thema:

Auf einen Blick Aufführungen: Premiere: Freitag, 17. Juli, 20 Uhr, Sonntag, 19. Juli, 16 Uhr, Mittwoch, 22. Juli, 20 Uhr, Freitag, 24. Juli, 20 Uhr, Samstag, 25. Juli, 20 Uhr, Sonntag, 26. Juli, 16 Uhr, Mittwoch, 29. Juli, 20 Uhr, Freitag, 30. Juli, 20 Uhr, Freitag, 31. Juli, 20 Uhr, Samstag, 1. August, 20 Uhr, Sonntag, 2. August, 16 Uhr, Mittwoch, 5. August, 20 Uhr, Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, Freitag, 7. August, 20 Uhr, Samstag, 8. August, 20 Uhr. redKarten: Ticket-Hotline (0 68 61) 9 91 00.www.musik-theater.de

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