Von Beruf Grenzgänger

Merzig · Was bewegt Franzosen dazu, im im Kreis Merzig-Wadern zu arbeiten? Warum ziehen es viele Luxemburger vor, im Grünen Kreis zu wohnen? Die Saarbrücker Zeitung hat bei zwei Grenzgängern nachgefragt.

 Jeremy Jung aus Frankreich arbeitet bei V&B in Mettlach in der Verwaltung.

Jeremy Jung aus Frankreich arbeitet bei V&B in Mettlach in der Verwaltung.

Zu Hause ist da, wo das Herz ist. Aber wo ist das Herz bei denen, die in einem Land arbeiten und in einem anderen wohnen? In dieser Situation sind viele im Drei-Länder-Eck Deutschland, Luxemburg, Frankreich. Einer davon ist der 34-jährige Jeremy Jung. Er ist Franzose, wohnt in St. Avold in Frankreich und pendelt täglich zirka 50 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle bei Villeroy & Boch in Mettlach. Seit neun Jahren arbeitet er dort in der Buchhaltung und nimmt die Strecke täglich auf sich. "Ich fühle mich hier wohl. Für mich gibt es keinen Grund wegzugehen", sagt er zufrieden.

Von seinen deutschen Kollegen im Büro kann er einiges lernen. Schließlich will er auch bei den gelegentlichen Privat-Gesprächen mitmischen können.

Wie er die Sprache so gut gelernt hat? Indem er sie einfach im Alltag sprechen muss. Dass er täglich zweimal die Grenze überquert, bereitet ihm keine Probleme. Er versucht, sich an beiden Orten zu integrieren - spielt in Frankreich Fußball, nimmt an Läufen im Saarland teil und macht auch am Wochenende gerne mit seiner Freundin einen Ausflug ins Nachbarland. Irgendwann einmal nach Deutschland zu ziehen, könne er sich kaum vorstellen. Frankreich ist eben seine Heimat.

Knapp 600 Franzosen sind im Landkreis Merzig-Wadern beschäftigt. Im Vergleich dazu arbeiten inzwischen über 5 500 Bewohner des Landkreises in Luxemburg. "Merzig-Wadern ist bekanntlich eine hübsche Region, aber eben nicht so wirtschaftsstark wie Luxemburg", erklärt Karl Schneider vom Landesamt für Zentrale Dienste im Saarland. Und solange die Wirtschaftsstrukturen in Luxemburg und dem Landkreis Merzig-Wadern so unterschiedlich sind, werde sich an dem Verhältnis der Ein- und Auspendler auch in Zukunft kaum etwas ändern. "Luxemburg ist ein internationaler Spitzenstandort im Banken-, Finanz- und Dienstleistungssektor mit entsprechend hohem Lohn- und Preisniveau. Merzig ist eine naturverbundene, landwirtschaftlich geprägte Region mit ihren eigenen Vorzügen. Und das ist auch gut so", betont Schneider.
Andere Mentalität

 Der Luxemburger Gilles Thierry (rechts) mit seinem Freund David Kayser beim Feierabendbier in Merzig. Fotos: Rolf Ruppenthal

Der Luxemburger Gilles Thierry (rechts) mit seinem Freund David Kayser beim Feierabendbier in Merzig. Fotos: Rolf Ruppenthal

Der 25-jährige Gilles Thierry lebt erst seit Oktober in Mechern. Er ist Luxemburger, studiert an der Universität in Luxemburg Lehramt. Seine Freundin kommt aus dem Saarland, arbeitet aber in Luxemburg. Die tägliche Strecke zu Arbeit und Uni legen sie gemeinsam zurück. "Zunächst einmal sind wir nach Deutschland gezogen, weil es hier einfach günstiger ist", erklärt der Student. In Luxemburg wäre die Lebensqualität für das junge Paar sonst deutlich gesunken. Aber nicht nur aus Kostengründen schätzt der Luxemburger den Landkreis Merzig-Wadern. Die Menschen dort hätten eine andere Mentalität als die Luxemburger. Sie seien offener und freundlicher. "Ich fühle mich hier richtig wohl. Am Anfang waren wir total erstaunt, dass die Nachbarn uns direkt so nett aufgenommen haben", freut er sich. Trotzdem merke er manchmal, dass seine gelben Nummernschilder am Auto von einigen komisch angeguckt werden. Aber daraus macht sich Thierry nicht viel. "Ich verbringe zwar mehr Zeit in Luxemburg, aber trotzdem will ich mich auch an meinem Wohnort integrieren." Und deswegen spricht er in Merzig mit allen Deutsch. Auf seinen neuen Wohnort ist er stolz. Und das zeigt er auch jedem mit seinem T-Shirt. Auf dem prangt der Schriftzug: "Ein Saarländer ist das höchste, was ein Mensch werden kann."

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