Die Villa Bauer befindet sich an der Hochwaldstraße 30 mitten in Merzig. Direkt daneben blieb allein die evangelische Friedenskirche aus dem Jahr 1865 übrig. Die anderen Villen wohlhabender Merziger aus dem 19. Jahrhundert sind in der Nachbarschaft längst von nüchternen Zweckbauten verdrängt worden. Nach dem Tod von Nikola Bauer im Jahr 1923, dessen Thonwaaren-Fabrik Rieff und Bauer einst eine ähnliche Bedeutung für die Hochwald-Region hatte wie heute Villeroy und Boch, erwarben Barbara und Peter-Hubert Römer die Villa Bauer. „Das waren meine Urgroßeltern“, teilte Caroline Wolf jetzt der SZ bei einer Führung mit, die sich als heutige Eigentümerin mit großer Passion dem Erhalt und der Restaurierung dieses Baudenkmals widmet, das bereits von den Denkmalschützern des Bundes und des Saarlandes mit hohen Auszeichnungen wertgeschätzt worden ist. Die Ärztin: „Das ist eine aufwendige Sisyphusarbeit, die letztlich bei aller Begeisterung nur mit finanzieller Unterstützung der Denkmalschützer zu schaffen ist.“

Der repräsentative zweistöckige Sandsteinbau erhebt sich mit der asymmetrisch gegliederten Fassade, den Eckquadern und den von Segmentbögen überfangenen, hochrechteckigen Fenstern hinter einem schmalen Vorgarten. Zur Straße grenzt ein inzwischen von einem Kunstschmied restaurierter schmiedeeiserner Zaun ab. Fast überall in dem roten Sandstein-Mauerwerk findet man bei genauerem Hinsehen noch die Einschläge von Patronen und Granaten aus dem zweiten Weltkrieg. Mit provisorischem Mauerwerk wurde außerdem ein großes Loch in der seitlichen Fassade ausgebessert, wo damals offensichtlich ein größeres Kaliber eingeschlagen war. Selbst die weißen Pfeile, die im Krieg auf die Schutzräume im Keller hingewiesen hatten, sind zum Teil noch so sehen.

Aber über solche Kriegsschäden hinaus vermittelt die Villa Bauer immer noch, oder nach der Restauration schon wieder, einen nachvollziehbaren Eindruck von der Lebenssituation wohlhabender Bürger im Merzig des 20. Jahrhunderts. Da ist zum Beispiel die Außenterrasse zum Garten hin, an deren Restauration Fachleute inzwischen bereits seit drei Jahren arbeiten. Die inzwischen verlegten Originalfliesen von Rieff und Bauer, nach denen die Hausbesitzerin seit Jahren überall in Europa fahndet, lassen inzwischen die Kriegsschäden vergessen. „Und wenn hier demnächst das dazugehörige Geländer, an dem gerade in Schmelz gearbeitet wird, wieder aufgestellt werden kann, dann können die heutigen Bewohner – unten eine Anwaltskanzlei und oben betreutes Wohnen – wieder ein weiteres Stück Geschichte nutzen“, freut sich die Ärztin.

Aber auch in der Villa startet man nach dem Betreten zu einer kleinen Zeitreise. Mancher ältere Besucher konnte sich am Tag des offenen Denkmals noch an die schwarzen Lichtschalter aus Bakelit erinnern, die ihm in früher Jugend noch so vertraut waren. Und auch restaurierte Öfen sowie schmucke Stuckdecken vermitteln heute in diesem Baudenkmal einen Eindruck vom täglichen Leben in einer solchen Villa aus dem vergangenen Jahrhundert. Mit viel Fingerspitzengefühl hat Dr. Caroline Wolf im ständigen Dialog mit den Denkmalschützern immer wieder einleuchtende Kompromisse gefunden, wenn heute geltende Bauvorschriften kaum noch mit den vorhandenen Gegebenheiten in Einklang zu bringen waren – so bedurften beispielsweise die damaligen im Vergleich zu heute besonders niedrigen Treppengeländer besondere Schutzvorkehrungen.

Einig waren sich von der SZ angesprochene Besucher in der Feststellung, dass man der heutigen Eigentümerin mit ihrem inzwischen 88 Jahre alten Vater und den Denkmalschützern gar nicht genug dafür danken kann, dass die Villa Bauer schon wieder in einen fast so beeindruckenden Zustand versetzt werden konnte, wie das im vergangenen Jahrhundert offenbar der Fall gewesen ist. Die Kreisstadt Merzig kann auf jeden Fall stolz auf das sein, was bis jetzt schon in der Villa Bauer nicht zuletzt für kommende Generationen geleistet worden ist.