„Vereinbarkeit von Familie und Beruf steigern“

Um auf den Stellenwert der Familie aufmerksam zu machen, führten die Vereinten Nationen 1993 den Internationalen Tag der Familie ein, der seitdem weltweit am 15. Mai gefeiert wird. Dieses Jahr lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Frage, wie sich Beruf und Familie besser vereinen lassen. Anlass für die SZ, in einer Serie darzustellen, wie die Familien im Landkreis Merzig mit dieser Herausforderung umgehen und welche Ansprechpartner ihnen zur Seite stehen. Den Anfang macht Heike Wagner, Geschäftsführerin des Familienbündnisses Merzig. Die Fragen stellte SZ-Redaktionsmitglied Jasmin Kohl.

 Mit Aktionen wie dem Indoor-Picknick, das das Familienbündnis im Mai 2013 in der Stadthalle veranstaltete, will der Verein die Familienfreundlichkeit in der Kreisstadt erhöhen. Foto: Joachim Klein

Mit Aktionen wie dem Indoor-Picknick, das das Familienbündnis im Mai 2013 in der Stadthalle veranstaltete, will der Verein die Familienfreundlichkeit in der Kreisstadt erhöhen. Foto: Joachim Klein

Foto: Joachim Klein

Was sind Familienbündnisse und wie sind sie entstanden?

Wagner: Familienbündnisse sind Zusammenschlüsse von verschiedenen Akteuren vor Ort, die sich für mehr Familienfreundlichkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Wir wollen mit unseren Aktionen vor allem auf das Thema aufmerksam machen und dafür sensibilisieren. Als Netzwerk möchten wir den Familien eine Anlaufstelle sein und sie mit Informationen versorgen. Initiiert wurden die Bündnisse vom Familienministerium, das ein Servicebüro für Lokale Bündnisse für Familie in Berlin gründete. Am 24. Mai 2005 hat die damalige saarländische Ministerin für Inneres, Familie, Frauen und Sport, Annegret Kramp-Karrenbauer , mit diesem Servicebüro ein Kooperationsvertrag abgeschlossen.

Wie viele Familienbündnisse gibt es im Saarland?

Wagner: Im Saarland gibt es mittlerweile 26 solcher Bündnisse, im Bundesvergleich sind wir damit ganz gut aufgestellt.

Wie ist das Familienbündnis Merzig organisiert?

Wagner: Anders als die Mehrheit der Familienbündnisse sind wir in einem Verein organisiert. Das Bündnis wurde 2007 gegründet. 2008 kam dann die Vereinsgründung, weil bei den damaligen Mitgliedern der Wunsch nach einer festeren Struktur bestand. Denn der Verein macht die Ansprache nach außen deutlich leichter. Wir bestehen einerseits aus regelmäßig aktiven Mitgliedern und andererseits aus Kooperationspartnern und Kooperationspartnerinnen, die sporadisch an einzelnen Ideen mitarbeiten oder uns bei konkreten Projekten unterstützen.

Was unterscheidet die Mitglieder von den Kooperationspartnern?

Wagner: Die Mehrheit der Mitglieder ist hauptamtlich zur Mitgliedsarbeit beauftragt, so auch ich. Das kommt daher, dass wir einen Kooperationsvertrag mit der Kreisstadt Merzig haben und diese somit auch die Geschäftsführung stellt.

Unter unseren Mitgliedern finden sich unter anderem der Schwesternverband, das Haus der Familie, der Landkreis Merzig-Wadern mit dem Familienzentrum, das Mehrgenerationenhaus Merzig, die Evangelische Kirchengemeinde und das Dekanat Merzig, die AG Altenhilfe, die Kindergärten sowie engagierte Bürger. Die Mitglieder zahlen, anders als die Kooperationspartner, einen Mitgliedsbetrag von mindestens zwölf Euro pro Jahr. Zu unseren Kooperationspartnern zählen unter anderem Kohlpharma , die Sparkasse Merzig-Wadern und der Verein für Handel und Gewerbe. Mit ihnen organisieren wir unregelmäßig Veranstaltungen.

Wie finanziert sich das Familienbündnis?

Wagner: Durch die Mitgliedsbeiträge, aber auch durch Spenden und städtische Fördermittel.

Wie sieht die Bündnis-Arbeit konkret aus?

Wagner: Wir wollen die Familienfreundlichkeit in der Kreisstadt erhöhen und arbeiten dazu in mehreren Bereichen und haben sehr unterschiedliche Projekte. Dazu gehören kleine Aktionen genauso wie die Öffentlichkeitsarbeit. Da mehrere Bündnis-Mitglieder in der Behindertenarbeit tätig sind, haben wir auch viel mit dem Thema Inklusion zu tun. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel eine inklusive Wanderung veranstaltet, bei der behinderte und nicht-behinderte Menschen zusammengetroffen sind. Mit unserem "Lesepaten-Projekt", das sich an Grundschulen und Kindergärten richtet, möchten wir die Chancengleichheit erhöhen. Ehrenamtliche Lesepaten gehen dabei wöchentlich an Schulen und fördern Kinder, die einen erhöhten Sprachbedarf haben.

Wo gibt es Handlungsbedarf?

Wagner: Großen Handlungsbedarf sehe ich beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch wenn es bereits Vorzeige unternehmen wie Kohlpharma gibt, die sich Gedanken über eine verbesserte Vereinbarkeit machen und zum Beispiel Ferienfreizeiten für die Kinder der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anbieten und über ein Eltern-Kind-Zimmer verfügen. Die Merziger Stadtverwaltung richtet auch gerade eines ein und hat sich als familienfreundliches Unternehmen zertifizieren lassen. Um weitere Unternehmen für mehr Familienfreundlichkeit gewinnen zu können, organisieren wir etwa Vorträge, die ihnen zeigen, wie sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steigern können. Auch das Thema Vereinbarkeit für pflegende Angehörige wird in den kommenden Jahren immer wichtiger werden.

Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen?

Wagner: Die Mitarbeit im Bündnis geht zurück, aber nicht, weil das Thema nicht mehr als wichtig empfunden wird, sondern weil sich der Arbeitsaufwand der hauptamtlichen Mitglieder den letzten fünf Jahren sehr verdichtet hat. Da fällt dann eben hinten etwas runter und das bekommen wir zu spüren.

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