Trockenheit setzt Ernte zu

Merzig-Wadern · Ein Lichtblick für den Kreisbauernpräsidenten und viele seiner Kollegen: Die Getreideernte im Kreis Merzig-Wadern ist wesentlich besser als erwartet verlaufen – mit guten bis sehr guten Erträgen.

Sonne und hohe Temperaturen, aber kein Tropfen Regen - nicht nur die Trockenheit verhagelte den Landwirten teilweise die Ernte 2015. Auch der Preisdruck hat ihr seinen Stempel aufgedrückt. So charakterisiert Kreisbauernpräsident Peter Hoffmann das Jahr. Hatte das Frühjahr für die Landwirte im Grünen Kreis recht gut begonnen, machte die anschließende Dürre viele der Hoffnungen zunichte.

"Frühzeitig konnte mit der Feldbestellung, der Aussaat von Hafer und Sommergerste begonnen werden. Auch die Aussaat von Mais bis Ende April, teilweise noch bis in den Mai, verlief bei recht guten Bedingungen", verrät der Kreisvorsitzende.

Der erste Schnitt auf dem Grünland, der überwiegend zur Silagebereitung und Heuwerbung genutzt wird, lag laut Hoffmann mit seinen Erträgen durchaus in zufriedenstellenden Bereichen. Danach kamen die knochentrockenen Sommermonate - und damit die Probleme für die Landwirte. Die Folge: "Der zweite Schnitt im Grünland zeigte sich nur sehr bescheiden. Die Verdunstung auf den Flächen war höher als die sporadisch angekommenen Niederschläge. Bereits zu Beginn der Getreideernte zeigten sich viele Grünlandflächen in einem abgetrockneten Zustand."

Ein Lichtblick für den Büschdorfer und viele seiner Kollegen: Die Getreideernte sei wesentlich besser als befürchtet verlaufen - mit guten bis sehr guten Erträgen. "Unterscheiden muss man jedoch zwischen den recht guten Muschelkalk-Verwitterungsböden im Perler Raum und den Bunt-/Sandsteinböden im Hochwaldraum. Aber insgesamt war die Ernte gut, und die Landwirte waren zufrieden."

Dagegen fiel die Maisernte, mit der Anfang September bereits begonnen wurde, nach Darstellung von Peter Hoffmann sehr dürftig aus. "Teilweise fehlen auf einzelnen Äckern 60 bis 70 Prozent der üblichen Erträge." Die Trockenheit habe auch ihren Tribut bei Obst und Kartoffeln gefordert. "Bei den Kartoffeln , die im April und Mai gesetzt wurden, ist bis zur jetzigen Ernte kaum Wachstum zu verzeichnnen." Relativ gering nennt er den Ertrag bei Stein- und Kernobst . "Äpfel und Birnen sind von den Bäumen abgeworfen worden, zum Teil hatten sie Sonnenbrand oder sind am Baum gefault."

Was dem Kreisbauernpräsidenten ebenfalls Bauchschmerzen bereitet, ist der Preisverfall. "In vergangenen zwei Jahren ist der Erzeugerpreis für den Liter Milch um mehr als 10 Cent gesunken. Der Landwirt erhält zurzeit nur noch 28,5 Cent pro Liter Milch . Ein Preis, mit dem in den allermeisten Betrieben nicht einmal die Kosten zu decken sind, hier bleibt kein Cent für die geleistete Arbeit oder für Investitionen." Ebenfalls beklagt er einen Preissturz bei Fleisch und Getreide. "Beim Schweinefleisch und beim Rindfleisch sind die Preise um mehr als zehn Prozent gesunken. Für einen Doppelzentner Weizen erhält der Landwirt 15 Euro" - 20 Prozent weniger als im Vorjahr, wie er ausgerechnet hat. "Die Bauern leben im Moment nach dem Prinzip Hoffnung." Sie wünschten sich, dass sich innerhalb der nächsten Monate in allen Sektoren der Landwirtschaft die Preise erholen und die Lage sich verbessert. Früher hätten die Bauern bei einer mengenmäßig schlechteren Ernte mit einem höheren Preis rechnen können, erinnert er sich. Als Beispiele nennt er die Jahre 1976 und 2003, die von Witterungsextremen geprägt waren. Doch dies gehört laut Hoffmann der Vergangenheit an. "Mittlerweile verhindert die globale Vernetzung höhere Preise." Auch die schwache Wirtschaftslage in China, das Russlandembargo, das seit über zwölf Monaten besteht, und der Preiskampf der Discounter verhindern nach Hoffmanns Worten einen Preisanstieg.

Sein Wunsch: "Eine wesentlich höhere Wertschätzung für die Arbeit der Bauern und für die von ihnen erzeugten, hochqualitativen Produkte in der Gesellschaft. Wenn der Sprudelpreis höher ist als der Milchpreis, dann ist in unserer Gesellschaft etwas nicht in Ordnung." Zudem hoffen er und seine Kollegen auf eine bessere Situation im kommenden Jahr.

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