Top: wandern – Flop: übernachten

Merzig · Der Saar-Hunsrück-Steig wird als Wanderstrecke immer beliebter. Allerdings sind zu geringe oder gar fehlende Übernachtungsmöglichkeiten ein Problem. Dies soll sich nun durch eine Art Frühwarnsystem ändern.

 Der Saar-Hunsrück-Steig lockt viele Wanderer in den Landkreis Merzig-Wadern. Foto: Martin Bambach

Der Saar-Hunsrück-Steig lockt viele Wanderer in den Landkreis Merzig-Wadern. Foto: Martin Bambach

Foto: Martin Bambach

Im Sommer geht's bergauf, im Winter bergab. Die Tourismusbranche ist ein saisonales Geschäft. Das schließt auch den Wander-Tourismus im Landkreis Merzig-Wadern ein. Aber stellen Sie sich vor, Sie planen eine Wanderung auf dem Saar-Hunsrück-Steig und finden auf einer Strecke von 24 Kilometern keine Übernachtungsmöglichkeit? Diesem Problem sehen sich Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland-Touristik GmbH, und Achim Laub, Leiter des Projektbüros Saar-Hunsrück-Steig, konfrontiert.

Und das, obwohl sich die über die Jahre hinweg hohen Investitionen von Land, Kreis und Kommunen in die Entwicklung der touristischen Infrastruktur im Landkreis nach und nach in den Zahlen niederschlagen. Wie Peter Klein erklärt, ist die Zahl der Übernachtungen allein im Zeitraum der vergangenen fünf Jahre (2010 bis 2015) um mehr als 17 Prozent gestiegen. Zeitgleich musste aber bezüglich der Übernachtungsmöglichkeiten ein Negativ-Trend beobachtet werden. "Die Übernachtungs-Kapazität hält der guten Entwicklung nicht stand", erklärt Klein. Ausgerechnet beim Zugpferd, dem Saar-Hunsrück-Steig.

"In den touristischen Zentren finden sich Investoren", sagt Achim Laub, "doch die Peripherie fällt hinten runter." So seien von den knapp 4500 Betten entlang der Wanderwege im Landkreis etwa 150 Betten weggefallen. Diese Betten fehlen jetzt, weil in den vergangenen Jahren Betriebe wie "Auf Kappelt" in Saarhölzbach, "Haus Sonnenwald" in Merzig-Besseringen, "Zum Jungenwald", das "Landgasthaus Girtenmühle" (beide in Britten) sowie das "Jagdhaus Leinenweber" in Scheiden schließen mussten.

Die Gründe dafür sind oft so vielfältig, wie die Häuser und Pensionen. Laut Klein kann dies an fehlenden Kapazitäten in ländlichen Gebieten liegen, an fehlenden Investitionen, die bei einem Besitzerwechsel zu hohen Sanierungskosten führen, oder daran, dass der Generationenwechsel nicht gelingt und die Betriebsnachfolge ungeregelt bleibt. Dass so viele Betriebe entlang der Wanderwege schließen mussten habe zwar keinen negativen Einfluss auf die Zertifizierung "Premium-Wanderwege", doch in Fragen der Vermarktbarkeit stellt dies laut Klein ein Problem dar.

Problematisch wird es dann, wenn laut Achim Laub zwischen Saarhölzbach und Weiskirchen nur noch fünf Betriebe bestehen, oder wenn es, wie zwischen Mettlach und Losheim, auf 24 Kilometern keine Übernachtungsmöglichkeit mehr gibt. Denn kaum ein Wanderer lege eine solche Strecke an einem Tag zurück. Die Gastronomen entlang des Saar-Hunsrück-Steiges haben darauf bereits reagiert. Für Pauschalreisende gibt es seit Oktober vergangenen Jahres einen Shuttle-Service, der die Wanderer abholt, zum Hotel bringt und am nächsten Morgen wieder zum Ausgangspunkt der nächsten Etappe bringt. Für Individualreisende bleibt das Problem aber präsent. "Sie finden in ihrer Planung keine Übernachtungsmöglichkeit mehr und bleiben fern", befürchtet Laub.

Deshalb wollen die Saarschleifenland-Touristik und das Projektbüro Saar-Hunsrück-Steig ihre Unterstützung anbieten. "Das Problem ist, dass wir immer erst von Schließungen erfahren, wenn es zu spät ist", erklärt Klein. Deshalb wolle die Saarschleifenland-Touristik ein Kompetenzzentrum mit einer Art Frühwarnsystem etablieren. Nur durch die Konzentration aller Beteiligten und ihrer Aktionen könne die Tourismus-Gesellschaft des Kreises effektiv tätig werden. "In Form einer individuellen und umfangreichen Beratung über marktfähige Qualitätsstandards, Empfehlungen und Fördermöglichkeiten oder zumindest in Form einer Vermittlung an weiterführende Stellen und Ansprechpartner", sagt Klein. Eine Idee sei eine Kontaktbörse "mit einem Pool von interessierten Käufern, Pächtern, Betreibern und Betrieben". Damit sich die Lücke von 24 Kilometern möglichst schnell wieder schließen lasse.

Ansprechpartner Saarschleifenland Tourismus GmbH: Peter Klein (Geschäftsführer), Tel. (0 68 61) 80-4 45 oder E-Mail: p.klein@merzig-wadern.de und Kristina Weber (Marketing & Vertrieb), Tel. (0 68 61) 80-4 42 oder E-Mail: k.weber@merzig-wadern.de

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