Interview mit Tom Gaebel „Perfect Day“ mit Sinatra und einer Premiere

Merzig · Der Musiker erzählt vor seinem Konzert in Merzig von seinem aktuellen Projekt – und davon, dass er keine langen Soundchecks mag.

 Tom Gaebel kommt im Rahmen seiner „Perfect Day“-Tour nach Merzig.

Tom Gaebel kommt im Rahmen seiner „Perfect Day“-Tour nach Merzig.

Foto: Christoph Kassette

Tom Gaebel kommt am Sonntag, 24. November, mit seinem Orchester nach Merzig. Beim Konzert in der Stadthalle präsentiert er ab 19 Uhr sein aktuelles Album „Perfect Day“, Cover-Versionen bekannter Hits – und einen musikalischen Vorgeschmack auf Weihnachten, der gerade im Studio entsteht. Eine kleine Aufnahmepause nutzte er, um der SZ einige Fragen zu beantworten.

An was genau arbeiten Sie denn gerade im Studio?

GAEBEL An einem neuen Weihnachtslied. Wir machen seit Jahren eine sehr schöne Tour namens „A Swinging Christmas“, bei der wir fast den ganzen Dezember unterwegs sind und Weihnachtslieder spielen. In Merzig dürfte der erste Auftritt sein, bei dem wir das spielen können. Das wird die Live-Premiere.

Der Auftritt in Merzig ist Teil Ihrer „Perfect Day“-Tour. „Perfect Day“ ist auch der Name Ihres aktuellen Albums. Der Titel hört sich, wie auch bereits frühere Alben-Titel wie „So good to be me“ oder „A good life“, sehr positiv an. Ist das Ihre grundsätzliche Einstellung zur Musik?

GAEBEL Ja, das könnte man fast denken. Die Musik, die ich mache, ist tendenziell eher positiv. Deswegen sind die Themen, die ich behandle, nicht besonders schwermütig. Es gibt auch im Swing Balladen, Trauriges und Herzschmerz. Aber grundsätzlich: So wie bei Rammstein zum Beispiel alles eher düster ist, passt es bei mir ganz gut, dass ich das Leben positiv und mit einem Augenzwinkern angehe.

Wie sind Sie zur Swing-Musik gekommen?

GAEBEL Eigentlich hätte ich – typisch pubertär – meinen Musikgeschmack Ende der 80er, Anfang der 90er bilden müssen. Aber die Musik, die im Radio lief, hat mir nie so richtig gefallen. Ich war großer Queen-Fan und habe eher ältere Bands gehört wie die Beatles oder Simon and Garfunkel. Das habe ich zu Hause mitbekommen, wir haben sehr verschiedene Sachen gehört. Mein Vater hat hauptsächlich klassische Musik gehört und ein bisschen Swing und Jazz, meine Mutter hatte alte Elvis- und Beatles-Platten.

Eine besondere Liebe verbindet Sie mit Frank Sinatra. Wie kam es dazu?

GAEBEL Das kam erst relativ spät, mit 19 ungefähr. Erstmals bewusst habe ich Frank Sinatra gehört, als im Radio „My Way“ lief. Ich kannte das nur von Elvis, der es – wie viele andere auch – gesungen hat. Irgendwann habe ich mir einen Wühltisch-Sampler mit den großen Erfolgen von Frank Sinatra gekauft, 15 Songs. Das hat mich so weggehauen, ich dachte: Das ist genial, das liebe ich.

Wird es in Merzig auch das eine oder andere von Sinatra zu hören geben?

GAEBEL Definitiv. Bei meinen Konzerten gibt es immer ein breites Sammelsurium: Wir spielen einige Songs vom neuen Album, wir spielen – im Moment eigentlich relativ viel – von Frank Sinatra und wir haben die Weihnachts-Premiere. Ich überlege auch gerade, ob wir ein oder zwei Weihnachtslieder mit reinnehmen. Mir geht es darum, dass das Konzert zum Schluss ein rundes Ding ist – wie eine Las-Vegas-Show, Spaß für die Leute und für uns selbst. Deswegen ist es immer eine Mischung der Songs von früher und von heute.

Macht es Ihnen mehr Spaß, eigene Lieder zu entwickeln oder bekannte Stücke zu covern?

GAEBEL Tatsächlich beides – ich wäre nicht unglücklich, wenn ich nur Songs von Sinatra oder andere große Songs singen würde. Es gibt so viele geniale Songs. Aber es macht natürlich auch Spaß, wenn die Leute der eigenen Musik applaudieren. Das Entwickeln, Komponieren und Aufnahmen finde ich auch immer toll. Live machen wir immer eine Mischung. Es ist ja so ein moderner Irrglaube, dass man immer nur die eigenen Songs singen sollte. Früher war das ganz klassisch aufgeteilt: Die Leute, die am besten singen können, haben gesungen, und die Leute, die am besten schreiben konnten, haben geschrieben. Und die besten Musiker haben es eingespielt. Heutzutage ist das oft so eine Personalunion und man denkt, es muss immer einer alles alleine machen, damit es authentisch ist. Das halte ich aber für einen großen Fehler, weil nicht jeder alles gleich gut kann.

Auf dem aktuellen Album sind nur wenige Cover-Versionen, allerdings zwei, in denen das Wort „Eye“ im Titel vorkommt: „Eye of the tiger“ und „Can’t take my eyes off you“. War das Zufall?

GAEBEL (lacht) Das ist Zufall, da habe ich noch nie darüber nachgedacht. „Can’t take my eyes off you“ sollte eigentlich schon 2005 auf dem ersten Album landen, da war ich aber unzufrieden mit der Aufnahme und auch mit mir selbst. Wir haben den Song aber immer wieder mal live gespielt und ich dachte, jetzt ist es an der Zeit, ihn endlich mal aufzunehmen. So ist der Song aufs Album gekommen.

Der Refrain des Abschlussliedes auf Ihrem aktuellen Album, „Taking back my crown“, beginnt mit den Worten „Show me the world“. Was von der Welt möchten Sie denn in der Zukunft noch sehen?

GAEBEL Möglichst viel. Je älter ich werde, desto mehr Spaß habe ich am Reisen bekommen. Ich bin zwar sehr gern zu Hause und kenne es, wenn ich unterwegs bin, dass ich nach Hause komme und erstmal durchatme. Aber grundsätzlich finde ich: Je mehr wir rumkommen, desto toller finde ich das. Ich möchte mir immer mehr ansehen und am liebsten die ganze Welt bereisen.

Wenn Sie auf Tour unterwegs sind: Haben Sie da denn auch mal Zeit, sich die Städte, in denen Sie unterwegs sind, anzuschauen?

GAEBEL Leider viel zu wenig. Grundsätzlich ist es so, dass wir nachmittags ankommen, den Soundcheck machen, kurz das Anspielen proben – und am nächsten Tag oder schon in der Nacht geht es weiter. Da bleibt immer viel zu wenig Zeit, sich eine Stadt anzuschauen. Das ist ja mein großer Plan: Irgendwann zehn Minuten vor dem Konzert erst aufzutauchen und direkt auf die Bühne zu gehen und nicht schon viele Stunden vorher mit Soundcheck zu verbringen.

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