Thronender Pascha und rote Herzchen

Merzig · Lustig, farbenfroh und mit viel Aktion präsentierte sich am Samstag die Merziger Kinderfastnacht: Zum 55. Mal schob sich der Zug durch die Stadt.

 Riesenandrang und Superstimmung beim großen Kinderumzug in Merzig: Der Kinderhort St. Josef stellte seinen Beitrag unter das Motto „1001 Nacht“. FOTOS: ROLF RUPPENTHAL

Riesenandrang und Superstimmung beim großen Kinderumzug in Merzig: Der Kinderhort St. Josef stellte seinen Beitrag unter das Motto „1001 Nacht“. FOTOS: ROLF RUPPENTHAL

Majestätisch thront ein Pascha auf seinem fliegenden Teppich, lacht freundlich zu den Juroren hinauf, die auf einer Tribüne in der Brauerstraße Platz genommen haben. Während die "Herrlichkeit" aus Tausend und einer Nacht es sich auf seinem fahrbaren Untersatz bequem macht, sind die kleinen und großen Haremsdamen zu Fuß unterwegs - mit vielen Schmankerl für die Zuschauer am Straßenrand.

Dicht an dicht drängen sich die Besucher beim Kinderumzug, der am Samstag Jubiläum feierte: vor 55 Jahren war seine Premiere. Kurz bevor die ersten Wagen an der Tribüne, die fest in Jurorenhand ist, vorbeirollen, rückt die Begleitung eines Bischofs dessen Mitra noch einmal zurecht, tanzt ein Mini-Dino voller Begeisterung auf dem noch freien Bürgersteig - stets unter den wachsamen Augen von Papa Matthias Lauer.

Ob den 17 Monate alten Paul die Musik beflügelt, die aus dem Lautsprecher schallt, oder die vielen Masken, das bleibt allerdings das Geheimnis des putzigen Knirpses mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

Bis die Spitze des Gaudiwurmes die Bühne vor dem Rathaus erreicht hat, bleibt Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld, als Zauberer getarnt, und Moderator Ulli Soumann Zeit, Joey Heindle, bekannt als Dschungelkönig und von "Deutschland sucht den Superstar" den Merziger Schlachtruf beizubringen: Daje. "Das muss aber dreimal gerufen werden", klären sie ihren gelehrigen Schüler auf, der den Tipp auch prompt beherzigt - und ausprobiert.

Und dann zieht der Tross an der Bühne vorbei - Gardemädchen und Piraten, Indianer, Panzerknacker, rote Herzchen.

Ohne eine Einlage kommen die Herren mit den roten Zöpfchen nicht weg - das Männerballett der Särkover Narrengilde aus Hilbringen. Aufstellung, einer der Tänzer steigt empor, lässt sich fallen und landet in den Armen seiner Kollegen. Eine Wiederholung folgt. Die Menschen am Straßenrand toben.

37 Gruppen haben sich nach Bekunden von Hoffeld für den Geburtstagsumzug gemeldet - darunter die Guggenmusik aus Sulzbach, eine Gruppe von Amicale aus Thionville - auf Tour de France getrimmt -, Elferräte und Senat, die Schützlinge der Kita Fitten-Ballern mit Begleitung. Ihr Motto lautet: "Kunterbunte Leute von Heute". Beifall brandet auf, als Besseringer mit ihren fantasievollen und leuchtenden Wagen an der Menge vorbeifahren. "Bei Nacht haben sie ein fantastisches Bild geboten", gerät der Verwaltungschef ins Schwärmen.

Derweil verteilen die Tollitäten aus der Kreisstadt eifrig Süßigkeiten - ob das Quartett aus Merzig, die Prinzenpaare aus Brotdorf, Menningen oder Schwemlingen. "Maskenball" haben die Garden des Merziger KG Humors aus Merzig ihren Auftritt genannt, die Lustigen Sänger aus Ballern "schwirren" dabei als Bienen aus.

Nicht schlecht staunen die beiden Polizisten Robert Kaas und Sabine Kaas, die an der gesperrten Straße am Landratsamt Dienst schieben: In die Autokolonne nach dem Gaudiwurm durch die kreisstädtischen Straßen mischt sich ein riesiger grüner Wagen, der eben noch Teil des Gaudiwurms war.

Die Annahme, dass der Chauffeur sich vielleicht verfahren haben könnte, wird schnell korrigiert. "Der wird wohl mit dem Riesending nicht durch gekommen sein und hat diese Strecke gewählt. Aber fahren kann er", sagen die beiden Ordnungshüter mit Blick auf die enge Fahrbahn, die der Wagen offenbar mit Bravour nimmt.

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 Nicht nur Gardemädchen und Piraten, auch rote Herzchen waren dabei.

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Der Kinderumzug hat eine lange Tradition 2012 hat der Merziger Ortsrat den Merziger Kinderumzug als Ausrichter übernommen. Grund für die Übernahme: Die KG Humor hatte sich wegen einer Neuerung bei den Sicherheitsauflagen als Ausrichter zurückgezogen. "Wir waren uns schnell einig, dass der Ortsrat die Verantwortung übernimmt", sagte Marcus Hoffeld, damals noch stellvertretender Ortsvorsteher von Merzig, der wie Ortsvorsteher Manfred Klein diese Veranstaltung unbedingt am Leben erhalten wollte. Als Ausrichter kümmert sich das politische Gremium jetzt offiziell um die Wahrung der Auflagen, außerdem wird die Haftpflichtversicherung für die traditionelle Großveranstaltung auf den Ortsrat abgeschlossen. "Die Organisation bleibt aber wie bisher unter Federführung der KG. Wir unterstützen dabei", sagte Hoffeld damals.

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