Weltweite Aktion Tanzen für die Freiheit und gegen Gewalt

Merzig · Auf der ganzen Welt haben am 14. Februar Frauen auf den Straßen getanzt, um gegen Gewalt zu demonstrieren – auch in Merzig.

 Auch in Merzig beteiligten sich am Mittwoch Frauen an der weltweiten Flashmob-Aktion „One Billion Rising“.

Auch in Merzig beteiligten sich am Mittwoch Frauen an der weltweiten Flashmob-Aktion „One Billion Rising“.

Foto: Ruppenthal

Es ist Mittwochnachmittag, kurz vor 16 Uhr, und die Merziger Innenstadt liegt ruhig im Sonnenschein. Doch plötzlich durchdringt ein lautes Trommeln die Stille des Aschermittwochs. Die Musik kommt von neun Musikern der Gruppen Mahigos aus Brotdorf und Makulele aus Saarbrücken, die sich vor dem alten Merziger Rathaus aufgebaut haben. Einige Passanten bleiben verwundert stehen und lauschen den Trommlern. Andere folgen ihnen sogar, als sie sich langsam in Bewegung setzen und die Poststraße entlanggehen. Ihr Ziel: der Platz vor der Kirche St. Peter am Ende der Fußgängerzone.

Dort warten bereits einige Dutzend Menschen, größtenteils Frauen, auf das Eintreffen der Trommler um Leo Ortega. Denn auf dem kleinen Platz soll gleich die Aktion „One Billion Rising“ („Eine Milliarde erhebt sich“) starten. Rund um den Platz erklären auf Papiertüten geklebte Infoschilder den Hintergrund der Aktion.

„Eine von drei Frauen wird in ihrem Leben entweder vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung“, ist da zum Beispiel zu lesen. Die „eine Milliarde“ sind also alle Frauen, die in ihrem Leben von Gewalt betroffen sind. Genau auf dieses Thema will „One Billion Rising“ aufmerksam machen – nicht nur in Merzig, sondern auf der ganzen Welt.

Ins Leben gerufen wurde die Aktion vor fünf Jahren von einer Feministin in New York, erzählt Michaela Ortega-Dax, eine der Organisatorinnen. „Die Frauen haben gesagt: Wir wollen demonstrieren und zeigen, dass wir wundervolle Wesen sind“, erläutert sie. Seither treffen sich in vielen Ländern der Welt Frauen jeweils am 14. Februar, um genau das zu zeigen – und zwar durch einen gemeinsamen Tanz.

Wie dieser geht, zeigen zunächst einige Tänzerinnen der Tanzschule „La Danse“. Doch dann sind aber alle Anwesenden gefragt. Unter Anleitung von Annette Blasius vom Tanz- und Begegnungszentrum Brotdorf machen sie die Schritte nach. Jede Bewegung steht dabei für etwas, erläutert Blasius: Die Frauen sollen klatschen, um sich Mut zu machen. Sie reißen ihr Knie nach oben, um die Ketten der Vergangenheit zu sprengen. Sie tanzen für die Freiheit, gehen ihren Weg. Und dann erläutert Blasius die eindrucksvolle Schlussgeste: „Wir richten uns auf für Freiheit, Frieden und Liebe und geben diese in die Welt“, erklärt Blasius

Nur wenige stehen beim gemeinsamen Tanz am Rand und schauen zu, die meisten der etwa 60 bis 70 Anwesenden machen mit. „Es ist eine tolle Energie, die hier rüberkommt“, bemerkt zum Beispiel Andreea Botschner aus Merzig, die zum ersten Mal dabei ist. Schade findet sie, dass nicht mehr Menschen zur Aktion gekommen sind. Dennoch lobt sie das Konzept: „Vielleicht hilft es der einen oder anderen Frau, zu sehen, dass sie nicht alleine ist.“ Bereits zum zweiten Mal ist Silke Kurzhals aus Reimsbach zum gemeinsamen Tanzen nach Merzig gekommen. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, befindet sie und betont, wie wichtig es sei, nicht nur auf körperliche, sondern auch auf emotionale Gewalt gegen Frauen hinzuweisen.

In Merzig findet „One Billion Rising” bereits zum dritten Mal statt. Die Aktion überhaupt nach Merzig zu bringen, hat zunächst einiges an Nachdenken gefordert, erinnert sich Frauenbeauftragte Bernadette Schroeteler. „Ich musste mich erstmal rechtfertigen, wieso man tanzt“, erzählt sie. Doch es war ihr wichtig, auf ein Thema hinzuweisen, dass von Tabus befreit werden soll. Und auch wenn die Aktion selbst bereits eine knappe Stunde nach den ersten Trommelschlägen schon wieder vorbei ist, bleiben einige Zeichen dafür, dass sich auch in Merzig Frauen gegen Gewalt erhoben haben. Denn jeder Teilnehmer hat mit Kreide einen Kreis, ein Herz oder ein anderes Symbol auf dem Platz vor der Kirche gezeichnet. Somit ist nach Worten von Ortega-Dax zu sehen, „dass hier Menschen waren, die eingestanden sind für sich und andere“.

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