Merzig Streit um Waldbewirtschaftung in Merzig

Merzig · Rats-Opposition kritisiert den Umgang mit dem Wald: Schäden durch Maschinen und Eingriffe in den Baumbestand seien zu massiv.

 Mit Bildern wie diesen untermauerte das Fraktionsbündnis aus Grünen und Freien Wählern im Stadtrat seine Forderung nach einem Kurswechsel bei der Waldbewirtschaftung in Merzig.

Mit Bildern wie diesen untermauerte das Fraktionsbündnis aus Grünen und Freien Wählern im Stadtrat seine Forderung nach einem Kurswechsel bei der Waldbewirtschaftung in Merzig.

Foto: Klaus Borger

Die Opposition im Merziger Stadtrat hat scharfe Kritik an der Art der Waldbewirtschaftung im städtischen Forst geübt. Anlass hierfür war ein Antrag des Fraktionsbündnisses aus Grünen und Freien Wählern, der in der jüngsten Sitzung des Gremiums zur Debatte stand. In dem Antrag fordert das Fraktionsbündnis zum einen „die praktizierte Form der wald- und waldbodenschädlichen Bewirtschaftung im Stadtwald durch allgemein übliche pflegliche Arbeitsverfahren zu ersetzen“. Zum anderen ergeht die Forderung, dass Waldflächen der Stadt in den Gemarkungen Bietzen und Merchingen bis mindestens 2040 komplett aus der Bewirtschaftung herausgenommen werden sollten. Begründet wurde dies damit, dass es sich dabei um „geschundene Wälder“ handele, denen eine „dringend notwendige Erholungsphase“ einzuräumen sei.

In der Debatte im Rat betonte Klaus Borger, Sprecher des Fraktionsbündnisses, dass der Stadtrat dem Wald wiederholt in verschiedenen Beschlüssen eine hohe Bedeutung zugesprochen habe. Dies werde auch an anderen, übergeordeten Stellen so gesehen: So habe die saarländische Landesregierung mit dem Landeswaldgesetz ein „deutliches Bekenntnis zum Waldschutz“ abgegeben. Doch die Taten stünden in Merzig in hartem Kontrast zu den hehren Worten, kritisierte Borger, der von einer „Brutalisierung der Waldbewirtschaftung“ sprach.

Dabei sei es nicht Aufgabe einer Kommune, den Wald nach rein ökonomischen Kriterien auszubeuten: „Ein öffentlicher Waldbesitzer hat nicht die Aufgabe, Holz zu nutzen und Erträge zu erzielen.“ Borger stützte sich dabei auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1990, in dem es heißt: „Die Bewirtschaftung des Körperschafts- und Staatswaldes dient der Umwelt- und Erholungsfunktion des Waldes, nicht der Sicherung von Absatz und Verwertung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse.“ Borger kritisierte insbesondere den Einsatz schwerer Maschinen bei forstlichen Maßnahmen, die dem Wald und dem Waldboden dauerhafte Schäden zufügen würden. Es gebe auch schonendere Methoden der Waldbewirtschaftung, sagte Borger, und die so bewirtschafteten Flächen würden sogar höhere Erträge erbringen als bei der „harten“ Bewirtschaftung.

Auch Vertreter der weiteren Oppositionsfraktionen im Stadtrat hieben in dieselbe Kerbe. Frank Hackenberger (Linke) sagte: „So, wie sich das in Bietzen und Merchingen abspielt, kann es nicht weitergehen.“ Er mahnte an: „Wir sollten unsere Ausschreibungen künftig so gestalten, dass die Bewirtschaftung naturnah und nachhaltig ist.“ Michael Schettle sagte: „Ich sehe kein Argument, warum wir diesen Antrag nicht unterstützen sollten.“ Er monierte, dass Erträge und Kosten bei der derzeit praktizierten Form der Waldbewirtschaftung in Merzig in keinem guten Verhältnis mehr stünden. Es müsse zu viel aufgewendet werden, um die Schäden der Bewirtschaftung hinterher  zu korrigieren.

Bürgermeister Marcus Hoffeld wies die Kritik der Oppositionsvertreter zurück: „Es gefällt keinem in diesem Rat, wenn der Wald so aussieht wie in den hier diskutierten Beispielen.“ Er gab gleichwohl zu bedenken: „Wir können beschließen, den Wald nicht weiter zu bewirtschaften. Aber dann soll sich in Zukunft niemand mehr beschweren, wenn der Forstbetrieb keinen Ertrag abwirft.“ Seitens der Verwaltung wurde auch darauf hingewiesen, dass im Merziger Stadtwald keine schweren Vollernte-Maschinen, so genannte Harvester, zum Einsatz kommen.

Darum gehe es auch gar nicht, returnierte Borger: „Es geht nicht um den Einsatz von Harvestern, die gibt es in Merzig in der Tat nicht. Es geht darum, dass überschwere Maschinen mit einem Eigengewicht von bis zu 20 Tonnen eingesetzt werden.“ Dadurch würden bestehende Waldwege nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen, auch der Waldboden trage nachhaltige Schäden davon.

 Spuren der Waldbewirtschaftung am Baumbestand (linkes Bild) sowie den Waldwegen bei Merchingen (rechtes Bild).

Spuren der Waldbewirtschaftung am Baumbestand (linkes Bild) sowie den Waldwegen bei Merchingen (rechtes Bild).

Foto: Klaus Borger

Der Antrag des Fraktionsbündnisses für eine schonendere Bewirtschaftung des Stadtwaldes fand indes bei der Mehrheit im Rat keine Zustimmung, die große Koalition aus SPD und CDU lehnte ihn mit deutlicher Mehrheit ab.

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