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Merzig · Statt eines Neujahrs- ein Frühlingsempfang: Diese pfiffige Idee hatte die Aktion 3. Welt Saar. Zahlreiche Gäste waren dazu in die Fellenbergmühle nach Merzig gekommen.

 Lebhaft ging's zu beim Frühlingsempfang der Aktion 3. Welt Saar: Dilan Akdogan (von links, Übersetzerin), Gertrud Selzer, Bedrettin Kavak, Remzye Eke (Kurdische Gemeinde). foto: Aktion 3. Welt Saar

Lebhaft ging's zu beim Frühlingsempfang der Aktion 3. Welt Saar: Dilan Akdogan (von links, Übersetzerin), Gertrud Selzer, Bedrettin Kavak, Remzye Eke (Kurdische Gemeinde). foto: Aktion 3. Welt Saar

"Freiheit oder Barbarei - Danke für Kobanê", unter dieses Motto stellte die Aktion 3. Welt Saar ihren Frühlingsempfang in der Fellenbergmühle Merzig - und die war voll, einige Gäste mussten stehen. Unter den Besuchern waren Kooperationspartner der Aktion 3. Welt Saar und Gäste aus dem öffentlichen Leben: Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, der Synagogengemeinde Saar, der Deutsch-Israelischen Gesellschaften aus Trier und Saarbrücken, des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar, der Antifa Saar und Katrin Frey vom Kultusministerium.

Polit-Prominenz zu Gast

Von den Parteien waren zu Gast die Landtagsabgeordneten Petra Berg, parlamentarische Geschäftsführerin der SPD , Stefan Krutten (SPD ), Stefan Palm (CDU ), Hubert Ulrich (Grüne) und von den Linken Thomas Lutze (MdB) sowie Birgit Huonker (MdL). Dr. Manfred Kost (CDU ) vertrat als Beigeordneter den Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld. Umrahmt wurde der Empfang von kurdischer Musik und kurdischem Essen, was den Besuchern sichtlich schmeckte.

"Die Bilder von Kobanê in Nordsyrien gingen um die Welt: Bilder des verzweifelten Kampfes von Kurden gegen die Terrorbanden des islamischen Staates (IS)", so Gertrud Selzer vom Vorstand der Aktion 3. Welt Saar. Es ging sprichwörtlich um "Freiheit oder Barbarei". Im Februar gelang es den Kurden nach monatelanger Belagerung, den IS aus Kobanê zu vertreiben. Langsam beginnt in der zu 80 Prozent zerstörten Stadt wieder das zivile Leben. Der kurdische Erfolg gegen den IS wurde von der syrisch-kurdischen "Partei der Demokratischen Union" (PYD) und der mit ihr verbündeten "Kurdischen Arbeiterpartei" (PKK) errungen. Ungewöhnlich war die Unterstützung durch die USA und Israel hat als bisher einziges Land die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien diplomatisch anerkannt. "Für diesen kurdischen Sieg gegen den IS möchten wir heute Danke sagen", so Selzer. Sie appellierte an die anwesenden Parteipolitiker, sich für die Aufhebung des PKK-Verbotes in Deutschland einzusetzen. "Es gibt heute keine Partei mehr, in der nicht die Aufhebung des Verbotes diskutiert wird. Die Linken sind dafür, die Grünen können es sich vorstellen, die SPD überlegt eine Neueinschätzung. Von der CDU kann sich Volker Kauder eine Aufhebung vorstellen. Und unter vier Augen können das ganz, ganz viele Parteipolitiker”, so Selzer.

Hilfe beim Wiederaufbau

Und es sei an der Zeit aufzuhören, zwischen "guten" Peschmerga-Kurden aus dem Irak und "bösen" PKK-Kurden aus der Türkei zu unterscheiden. Die Vorsitzenden der Kurdischen Gemeinde im Saarland, Remzye Eke und Gernas Gezici, sowie Bedrettin Kavak vom Dachverband der kurdischen Vereine in Deutschland schilderten die aktuelle Situation in Kobanê und warben für Unterstützung beim Wiederaufbau.

Die Lacher auf ihrer Seite hatte Selzer, als sie die neue Veranstaltungsreihe der Aktion 3. Welt Saar vorstellte: "Sie kennen alle das Problem, man plant einen Vortrag, findet aber keinen richtigen Titel. Auf die Frage, wie sie denn heißen soll, kommt die neunmalkluge Antwort ‘Irgendwas mit . . .' Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und unsere ‘Irgendwas mit . . .'-Reihe aus der Taufe gehoben", so Selzer. Mit diesem leicht ironisierenden Unterton nehme man sich selbst etwas auf die Schippe. "Kommen Sie vorbei. Ihnen als Publikum obliegt es, zu entscheiden, ob es uns gelungen ist, die goldene Mitte zwischen ‘ernst und abgedreht' zu finden." Das nächste Event der Reihe: "Irgendwas mit Verschwörung. Wie obskure Theorien den Kopf entlasten", Mittwoch, 3. Juni, 20 Uhr, im Kultusministerium, Saarbrücken, Trierer Straße 33. Referent ist der Gentechnik-Kritiker und Umweltaktivist Jörg Bergstedt von der Projektwerkstatt Saasen in Hessen.

Weitere "Irgendwas mit . . ."-Vorträge zu Afrika, Islam, Antisemitismus, 3. Welt-Projekten sollen noch dieses Jahr stattfinden.

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