Städtebaulicher Hürdenlauf endetDie Auf- und Abs auf dem Weg zur Erschließung der Post

Merzig. Der denkmalgeschützte Gebäudebestand der Post-Dienstgebäude, seit Jahren kein hübscher Anblick im Stadtbild, wird bei der neuen Nutzung erhalten. Betreiber des Lebensmittelmarktes, der neu errichtet wird, soll der Rewe-Konzern werden

Merzig. Der denkmalgeschützte Gebäudebestand der Post-Dienstgebäude, seit Jahren kein hübscher Anblick im Stadtbild, wird bei der neuen Nutzung erhalten. Betreiber des Lebensmittelmarktes, der neu errichtet wird, soll der Rewe-Konzern werden. Einen Großteil der Büroräume, die in den Gebäuden eingerichtet werden, mietet die Sparkasse Merzig-Wadern an, weitere Büros bezieht eventuell der Landkreis Merzig-Wadern. Der entscheidende Schritt zur Verwirklichung des Vorhabens war die Zustimmung des Verwaltungsrates der Sparkasse, dass das Geldinstitut einen Großteil der geplanten rund 2000 Quadratmeter Bürofläche anmieten wird. Diese Entscheidung fiel, wie Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich als Vorsitzende des Verwaltungsrates mitteilte, am Donnerstagabend einstimmig. Die Sparkasse beabsichtigt, in den neuen Büroflächen auf dem Postgelände die Mitarbeiter mehrerer bislang auf verschiedene Standorte in der Kreisstadt verteilter Abteilungen zusammenzufassen. Wie Siegfried Eckert, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, sagte, habe es für sein Haus zwei Optionen gegeben: entweder das Anmieten in der alten Post oder ein Neubau auf dem Mitarbeiter-Parkplatz gegenüber der Sparkassen-Hauptstelle. Eine Wirtschaftlichkeits-Berechnung beider Varianten habe ergeben, dass eine Anmietung ökonomisch Sinn mache.Investor für die Erschließung des Geländes ist die Merziger Firma M+K, hinter denen der Merziger Immobilienfachmann Engelbert Michels und Architekt Thomas Koch stehen. Michels sagte am Freitag, dass die jetzt erzielte Lösung das Ergebnis eines langwierigen Prozesses gewesen sei: "Die ersten Kontakte in dieser Sache hat es bereits 2006 gegeben." Die Gespräche mit allen beteiligten Seiten seien "schwierig, aber nie unangenehm" gewesen. Wie Thomas Koch ergänzte, sei es nicht ganz einfach, auf dieser "kompakten Innenstadtfläche" eine ausreichende Verkaufsfläche mit dem entsprechenden Parkplatzangebot zu realisieren. "Wir haben kontrovers diskutiert, aber am Ende alle auf das gemeinsame Ziel hingearbeitet." Ein wichtiger Teil der Planungen sei ein begrünter Innenhof, auf dem die Sparkasse Konferenz- und Schulungsräume einrichten werde.Der Merziger Oberbürgermeister Alfons Lauer sprach von einem "regelrechten Hürdenlauf", den alle Beteiligten zu bewältigen gehabt hätten. Aber jetzt sei alles zu einem guten Ende gekommen: "Ein großer städtebaulicher Missstand wird beseitigt und ein wichtiger Beitrag zur Versorgungs-Sicherheit der Bevölkerung geleistet." Jetzt gehe es darum, schnellstmöglich Baurecht zu schaffen. Auch die vom Stadtrat Ende 2009 beschlossenen Änderungen in der Verkehrsführung durch die Innenstadt soll bis zur geplanten Eröffnung des Marktes umgesetzt sein, betonte Lauer. Der Rat hatte sich für einen Einbahnring durch die City ausgesprochen, nachdem dies von Rewe zur Bedingung für ein Engagement auf dem Gelände gemacht worden war.Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich ergänzte, dass möglicherweise auch der Landkreis Büroräume in der Größenordnung von etwa 500 Quadratmetern in dem Postareal anmieten werde. Auch der Kreis habe Mitarbeiter an mehreren Standorten außerhalb des Landratsamtes beschäftigt, sagte Schlegel-Friedrich. In erster Linie seien dies Mitarbeiter aus dem Sozialamt und der Betreuungsbehörde. Diese könnten in der alten Post in unmittelbarer Nähe zur Kreisverwaltung untergebracht werden. Sie werde dem Kreistag in dessen Sitzung am 26. April einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Mitte 2006: erste Gespräche zwischen Stadtverwaltung, Sparkasse und Investorengemeinschaft M+K über Möglichkeiten zur Erschließung des früheren Geländes der Post im Herzen der Stadt. Januar 2008: Das Landesdenkmalamt stellt das gesamte Postareal einschließlich der ehemaligen Dienstwohnungen an der Südkerntangente unter Ensembleschutz. Damit werden die ursprünglichen Erschließungspläne über den Haufen geworfen: Nach diesen sollten die Wohn- und Werkstattgebäude abgerissen werden, um Platz für den Lebensmittelmarkt und die von ihm benötigten Parkflächen zu schaffen. Frühjahr 2009: Nachdem der ursprünglich vorgesehene Betreiber des Lebensmittelmarktes (Edeka) sowie weitere potenzielle Interessenten zwischenzeitlich abgesprungen wurden, mussten die Projektentwickler wiederum ein völlig neues Planungskonzept erarbeiten. Dezember 2009: Der Merziger Stadtrat beschließt in seiner letzten Sitzung des Jahres, das die Verkehrsführung in der Merziger Innenstadt nach der so genannten Variante I des Verkehrsgutachtens, dem Einbahnring, geändert werden soll. Zur Begründung hieß es, dies habe der Rewe-Konzern als potenzieller Betreiber des Lebensmittelmarktes auf dem Postgelände zur Bedingung für ein Engagement in Merzig gemacht. Große Teile der Verwaltung und des Rates hatten hingegen den so genannten Zweirichtungsverkehr favorisiert. März 2010: Der Verwaltungsrat der Sparkasse beschließt, dass das Geldinstitut den Großteil der Büroflächen im alten Postgebäude anmieten wird, um dort die Mitarbeiter mehrerer Fachabteilungen, die bisher auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt sind, an einem Platz zusammenzufassen. Damit ist für die Büroräume ebenfalls ein "Ankermieter" gefunden, der Erschließung des Geländes steht aus Sicht der Investoren nichts mehr im Wege. cbeMeinung

Ein gutes Gefühl

Von SZ-Redakteur Wolf Porz Noch stehen keine Bagger auf dem Gelände, und die Geschichte von Großprojekten in Merzig lehrt, dass erst am Tag der Eröffnung gefeiert werden kann. Aber beim Vorhaben zur Neunutzung des früheren Postareals hat man erstmals wieder ein gutes Gefühl. OB Lauer hat es bei der Pressekonferenz treffend formuliert: Auf der grünen Wiese bauen kann jeder, die Innenstadt ist die Herausforderung. Auf einen blickAuf dem Gelände der ehemaligen Post in Merzig soll ein Neubau für einen Lebensmittelmarkt mit einer Gesamtfläche von 2200 Quadratmetern, davon 1700 Quadratmetern Verkaufsfläche, entstehen, der von Rewe betrieben werden wird. Insgesamt 87 Kunden-Parkplätze sollen zur Vorfügung stehen. Das Gebäude der ehemaligen Post zur Bahnhofstraße hin und das frühere Dienstwohnungs-Gebäude an der Südkerntangente, die als Ensemble unter Denkmalschutz stehen, bleiben erhalten und werden nach den Vorgaben des Landesdenkmalamtes saniert. Hier entstehen insgesamt etwa 2000 Quadratmeter Bürofläche, von denen der größte Teil von der Sparkasse Merzig-Wadern genutzt werden soll. Insgesamt stecken die Investoren rund acht Millionen Euro in die Erschließung des Geländes, bestätigte Engelbert Michels am Freitag. cbe

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