Stadt will Hotel beim Brauhaus

Merzig · Im Merziger Sport- und Freizeitpark soll ein Hotel im Drei-Sterne-Standard mit 80 bis 120 Betten entstehen. Der Stadtrat der Kreisstadt folgte dem Vorschlag der Stadtverwaltung und stimmte dem Verkauf städtischer Grundstücke in den Saarwiesen an einen privaten Investor zum Bau eines Hotels zu.

 Die gelbe Fläche zeigt den von der Stadt gewünschten Platz für das neue Hotel. Foto: LVGL „Zora“

Die gelbe Fläche zeigt den von der Stadt gewünschten Platz für das neue Hotel. Foto: LVGL „Zora“

Foto: LVGL „Zora“

Das künftige Hotel am Yachthafen mit einem Mindestkomfort von drei Sternen soll im Abfahrtsbereich zum Sport- und Freizeitpark aus Richtung Kernstadt kommend auf der unmittelbar angrenzenden, bislang noch unbebauten Fläche entstehen. Die Gesamtgröße der städtischen Grundstücke , die veräußert werden sollen, liegt zwischen 4000 und 6000 Quadratmeter. Der vorgesehene Standort befindet sich gegenüber dem Brauhaus. In dem Bebauungsplan ist die Fläche für die Errichtung einer Sport- und Kulturhalle vorgesehen. Allerdings ist dieses Vorhaben nach Einschätzung der Verwaltung "an dieser Stelle aufgrund fehlender Nachfrage nicht mehr zeitgemäß". So wäre der Platz, den diese Halle böte, "äußerst knapp bemessen". Auch die Notwendigkeit, ausreichend Parkflächen für potenzielle Hallennutzer bereitzustellen, würde ein echtes Problem darstellen. Daher will die Stadt statt dessen an dieser Stelle ein Hotel errichten.

"In der Kreisstadt Merzig besteht ein Bedarf an einem Hotel der Kategorie drei Sterne und mehr sowie an Tagungsräumlichkeiten", begründete Bürgermeister Marcus Hoffeld den Vorschlag. "Im gesamten Landkreis Merzig-Wadern sind die Übernachtungszahlen in den vergangenen Jahren gestiegen; der Trend ist stabil. Merzig verfügt mit seinem touristischen Potenzial über optimale Voraussetzungen, um von dieser wachsenden Wertschöpfung zu profitieren", erklärte Hoffeld. Auch aus stadtplanungsrechtlicher Sicht und aufgrund der optimalen Verkehrsanbindung mit durchgehender Autobahnverbindung bis Luxemburg halten Bürgermeister und Verwaltung den Standort in den Saarwiesen zur Ansiedlung eines Hotels für prädestiniert.

Nach den Vorstellungen der Kreisstadt soll das Hotel über drei oder vier Geschosse verfügen und sich städtebaulich harmonisch in die Umgebung einfügen. Der Baukörper sollte die topografischen Gegebenheiten berücksichtigen und wichtige Blickachsen betonen (siehe auch Info). Auch auf eine hochwertige, dem Standort angemessene Gestaltung der Außenanlagen legt die Stadt besonderen Wert. Ferner gehört eine energetische Konzeption mit besonderem Augenmerk auf regenerative Energieformen und Energieeffizienz zum städtischen Anforderungsprofil. Der Mindestpreis, den die Stadt mit dem verkauf des Grundstückes erzielen will, liegt laut Stadtratsbeschluss bei 70 Euro pro Quadratmeter.

Die Stadt will das Projekt nun öffentlich ausschreiben und sich die Angebote potenzieller Investoren einholen. Diese sollen im nächsten Schritt nach bestimmten Kriterien verglichen werden. Wenn entschieden ist, wer das Hotel errichten soll, soll es schnell gehen mit der Umsetzung: Spätestens fünf Monate nach dem erteilten Zuschlag soll der gewählte Investor genehmigungsfähige Unterlagen einreichen. Sind diese genehmigt, soll das Hotel binnen 18 Monaten fertig gestellt sein. Kritik an dem Vorschlag der Verwaltung für einen neuen Hotel-Standort kam vom Oppositionsbündnis aus Grünen, Freien Wählern und Piraten. Dessen Sprecher Klaus Borger betonte, die Fraktion unterstütze ausdrücklich den Bau eines Hotels im Sport- und Freizeitpark. "Wir hätten uns aber gefreut es wäre der bereits überplante Standort in der Nähe des Bades gewesen."

Dort sei ein Hotel geplant gewesen mit direkter Anbindung über einen Tunnel an das Bad, an den Zeltpalast und an die geplante Fußgängerbrücke - die gleichwohl vom Fraktionsbündnis "wegen Nichtfinanzierbarkeit" abgelehnt werde. Dieser Standort hätte nach Einschätzung von Borger auch Vorteile durch sein attraktives Umfeld gehabt. Der jetzt gewählte Platz ist aus seiner Sicht suboptimal, da das Hotel sich an einer Stelle befinden würde, in der die Lärmbelastung durch den Autoverkehr besonders hoch sei. Auch habe die Verwaltung nicht hinreichend begründet, dass es tatsächlich keinen Bedarf für die geplante Sport- und Kulturhalle gebe. Das Fraktionsbündnis enthielt sich bei der Abstimmung eines Votums.

Die Fraktionen von CDU und SPD haben den Verwaltungsvorschlag hingegen mit großer Einmütigkeit untrerstützt. Manfred Klein (CDU ) sagte mit Blick auf die Kritik von Borger: "Ich hätte mir zwar auch gewünscht, dass wir das Hotel direkt ans Erlebnisbad anschließen können." Wenn sich aber kein Investor finde, der bereit sei, dort zu bauen, "müssen wir froh sein, wenn wir überhaupt ein Hotel nach Merzig bekommen". Sein SPD-Pendant und Namensvetter aus der SPD , Fraktionschef Manfred Klein, betonte: "Merzig braucht Übernachtungskapazitäten."

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stichwortNeben einem Mindeststandard von drei Sternen sollte die Bettenzahl aus Sicht der Kreisstadt Merzig zwischen 80 und 120 liegen. Das Hotel sollte mindestens über ein Bistro mit Frühstücksraum verfügen. Eine Kooperation mit vorhandenen gastronomischen Einrichtungen wäre denkbar und eine Kooperation mit dem Merziger Bad aus städtischer Sicht wünschenswert. Es sollte mindestens ein Tagungsraum mit entsprechender technischer Ausstattung zur Verfügung stehen, alle Zimmer sollten mit WLAN ausgestattet werden. Ein Anteil an familienfreundlichen Übernachtungsmöglichkeiten, deren Bedarf die Stadt mit Blick auf in Merzig stattfindende Kulturveranstaltungen sieht, wird städtischerseits ebenfalls gewünscht. Ein barrierefreier Zugang zum Hotel, ausreichend Parkplätze, auch für Behinderte, Abstellflächen für Fahrräder in gestalterisch ansprechender Form sowie Angebote für E-Bikes und E-Autos sind ebenfalls gefordert. cbe

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