Denn der Mann aus dem Saarland lässt in dem filmischen Kurzbeitrag nicht den geringsten Zweifel daran, dass er ein flammender Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist. Er protegiert den Kreml-Chef. Nicht nur das: Er bemüht für ihn sogar Gottes Beistand.

Für Putin, der im Februar seinen Truppen den als völkerrechtswidrig eingestuften Angriff auf die Ukraine befohlen hatte. Für den Staatschef, der den international nicht anerkannten Anschluss ostukrainischer Territorien an sein Land nach einer in diesen Gebieten von vielen Staaten als undemokratisch gewertete Volksabstimmung vollzog.

Aus dem Russischen übersetzt, heißt es in seinem Film: „Ich lebe in Deutschland: Aber ich will zu unserem Präsidenten sprechen, zu meinem Präsidenten. Soll Gott ihm Erfolg und Gesundheit geben und auch alles Gute. Wir sind alle bei ihm.

Ich lebe in Deutschland. Und ich bin der Erste, obwohl – wahrscheinlich bin ich nicht einmal der erste, aber einer der Ersten, die dir den Rücken stärken, wenn der Feind kommt. Wir unterstützen dich, Wladimir! Die Luftlandetruppe der russischen Streitkräfte ist die Macht.“

Knapp eine Minute manifestiert der 42-Jährige aus Merzig gestenreich seine uneingeschränkte Loyalität zu dem Machthaber in Moskau. Einmal mit der auf den Oberkörper gelegten flachen Hand, dann die geballte Faust gereckt, offensichtlich um Entschlossenheit zu demonstrieren. Der Redner mit dem militärischen Kurzhaarschnitt filmt sich selbst und spricht dabei ruhig in die Kamera. Mehrmals setzt er Sprechpausen ein und erzeugt dadurch Dramaturgie.

Bis zum Schluss des auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Beitrags hebt er mehrmals die Faust nach oben und schlägt sie anschließend gegen die stolze Brust. Mal hebt er mahnend den ausgestreckten Zeigefinger, mal senkt er bedeutungsschwanger seine Stimme. Auch wer die russische Sprache nicht beherrscht – seine Gebärden und sein Gesichtsausdruck lassen erkennen: Hier hegt der Sprecher keinerlei Zweifel an Ernsthaftigkeit und Durchsetzungswillen.

Mittlerweile erreichte die Videosequenz an die 45 000 Aufrufe allein in einem einzigen Beitrag bei Twitter. Hunderte Male wurde der Tweet dort kommentiert – in seiner Muttersprache, oft auf Englisch, Deutsch, sogar in Französisch. „Warum lebt er in Deutschland, wenn es in Russland so toll ist?“, fragt ein Kommentator. Einer der verhalteneren Einträge in diesem Zusammenhang.

In der kontrovers geführten Debatte wechseln sich Für und Wider ab, wobei mit Abstand die meisten den Putin-Sympathisanten für seine Haltung verurteilen. Während zahlreiche Nutzer ankündigen, Ermittlungsbehörden auf ihn aufmerksam zu machen, kommt es andererseits zu vielen verbalen Attacken gegen den Verfasser.

Einige befürchten, dass der 42-Jährige in Deutschland Gleichgesinnte habe. Sie sehen seine indirekt da gebrachte Bereitschaft, an Putins Seite kämpfen zu wollen, als tickende Zeitbombe für Deutschland. „Das ist eine offensichtliche Drohung, und der Typ ist ganz sicher kein Einzelfall“, twittert ein User.

Nach SZ-Recherchen lebt der russische Patriot in Merzig. Auf einem von ihm in den sozialen Medien verbreiteten Foto mit entsprechendem Kreiskennzeichen liegt eine Fahne der russischen Luftstreitkräfte. Gebürtig stammt er nach eigenen Angaben aus Jarovoje, einer etwa 20 000 Einwohner zählenden Stadt in Westsibirien. Er ist auf mehreren Internetportalen zu finden, so unter anderem auch bei Facebook und der Videoplattform TikTok.

Sein medial vorgebrachtes Bekenntnis für Putin lässt ihn mittlerweile ins Visier des Staatsschutzes geraten. Wie Polizeisprecher Stephan Laßotta der SZ sagt, sei sein Beitrag bekannt und werde ausgewertet. Auch die Staatsanwaltschaft in Saarbrücken ist eingeschaltet, wie deren Pressesprecherin Ellen Kaas auf Nachfrage bestätigt. Allerdings könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Details zum Verfahren preisgegeben werden, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Die Redaktion bat den russischen Verfasser unterdessen um eine Stellungnahme. Eine Antwort steht bis dato aus.