Spontan-Arie fasziniert Regisseurin

Merzig. Doppelter Stinkefinger, Götz-von-Berlichingen-Pose: Lässig-brachial lässt Daniel Becker "seine Muckis" spielen - ein Auftritt, der Regisseurin Aurelia Eggers begeistert. Den Vogel schießt Axel Feiler ab - mit seiner Spontan-Arie

Merzig. Doppelter Stinkefinger, Götz-von-Berlichingen-Pose: Lässig-brachial lässt Daniel Becker "seine Muckis" spielen - ein Auftritt, der Regisseurin Aurelia Eggers begeistert. Den Vogel schießt Axel Feiler ab - mit seiner Spontan-Arie. "O Sole mio", locker hingeschmettert, fasziniert Eggers auf Anhieb: Amore made in Italia für Spaniens wohl bekannteste Tragödie - die Oper "Carmen". Georges Bizets Werk wird vom 20. bis zum 29. August im Merziger Zeltpalast gegeben werden. Aufrufe in der SZDafür suchten die Verantwortlichen von Musik und Theater Statisten - durch Aufrufe, unter anderem in der SZ. "Sechs Männer und Frauen mit harter Schale und weichem Kern" hat sich Eggers gewünscht - für ihre Straßengang. Ein verkommener Schrottplatz in Sevillas Vorstadt ersetzt die Berg-Romantik, statt Schmuggler lässt sie "Bad Guys" auftreten - gespielt von Interessierten. Aus Merzig ist das Gros für das Casting gekommen, vier Taekwondo-Schüler aus Saarbrücken, die 14-jährige Svenja Pitzius aus Oppen. "Ihr Traumberuf ist Regisseurin", verrät Mama Patrizia. "Bei der " Tosca"-Inszenierung im Merziger Zeltpalast Premiere hat sie gemeinsam mit Schüler des Merziger Peter-Wust-Gymnasiums mitgewirkt." Schnell ist die Gymnasiastin in eine Mädchengang eingebunden - ebenso wie Selina Winter. "Es war reines Interesse, Spaß an der Sache", meint die 18-jährige. "Wir wollten uns das Ganze nur mal ansehen", schmunzelt Feiler. Die erste Probe stürzt Ehefrau Edith und ihre Freunden Irmtraud Haffner und Heinrich Latschar in ein Wechselbad der Gefühle: Spannung pur bei den Schau-Kämpfen der jungen Eleven der Saarbrücker Taekwondo-Schule, schallendes Gelächter bei dem melodienreichen Auftritt ihres Mannes und über Daniel Beckers coole Art. "Ich hab' den Aufruf gelesen, fand ihn interessant. Weil ich nix Besseres vorhatte, hab' ich gedacht, schaust mal vorbei", lacht Becker. "Du kommst auf Tamdatam auf die Bühne" - der Wunsch der Regisseurin ist dem Schornsteinfeger Befehl. Doch die Technik hakt, die Musik stockt. Becker wartet und wartet. "Wann kommt den jetzt das Tamdatam?" "Komm' jetzt, lehn' Dich an das Fass, schau ganz lässig dem Kampf zu", fordert Eggers ihn auf - ein Streit aus Eifersucht. Fäuste und Beine fliegen, Messer auch: Die jungen Kampfsportler Renee Rollinger, Myriam Tinh und Laslo Leslikov sind in ihrem Element. "Gut, gut", lobt Eggers den Schau-Kampf. "Nur schaut Euch grimmiger an." Ein kurzes Gespräch reichte aus, um die Taekwando-Schüler zum Gastspiel im Zeltpalast zu bewegen, wie Eggers sagt."Die Liebe von Zigeunern"Noch verschweigt die heißblütige Carmen der Gruppe, dass "die Liebe von Zigeunern stammt", noch lässt Escamillo seine weltbekannte Aufforderung "Auf in den Kampf, Torero" nicht ertönen. Der Orchestergraben im Zeltpalast ist leer, die Bühne ebenso. Das Bild hat Regisseurin Aurelia Eggers im Kopf, doch es steht nicht. "Ihr müsst euch einen Schrottplatz in Sevillas Vorstadt vorstellen", fordert die Regisseurin ihre "Bad Guys" auf. "Der Platz ist mit Draht umzäunt. Und der hat ein Loch." Die nächste Szene steht an - die Bedrohung eines Fremden. "Steck die Hände in die Hosentasche, sei noch ängstlicher", will sie von Stefan Pham, dem Vierten der Kampfsportler. "Jetzt provozieren": Auf Kommando zeigt Daniel den doppelten Stinkefinger - der Start zu einer weiteren Kampfszene, dieses Mal mit Stöcken. Schließlich erhält Daniel Becker doch noch die Chance, mit Tamdatam auf die Bühne zu schlendern. Die Tücke der Technik ist überwunden. Und Axel Feiler, der St. Martin von St. Peter, wird wohl in die Annalen des Zeltpalastes eingehen - als unbekümmerter Tenor.

Auf einen BlickDie Vorstellungen von Carmen: Samstag, 21.August, 20 Uhr, Mittwoch, 25. August, 20 Uhr, Donnerstag, 26. August, 20 Uhr, Freitag, 27. August, 20 Uhr, Samstag, 28. August, 20 Uhr, Sonntag, 29. August, 19 Uhr. Es spielt das Minsk Orchestra unter der Leitung von: Alexander Mayer am 20., 21. und 25. August Mauro Fabbri am 26. und 27. August Wilhelm Keitel am 28. und 29. August.Weitere Infos zum Programm und Kartenreservierung unter www.musik-theater.de

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