Merzig Spielerisch Lernen durch mehr Bewegung

Fitten · In der Kita „Abenteuerland“ in Fitten sollen die Kinder auch durch ein Bewegungsprogramm gezielt gefördert werden.

 „Kindergarten-Kids in Bewegung“: In der Kita Fitten-Ballern informierte sich eine europäische Sportlerdelegation über dieses Projekt.

„Kindergarten-Kids in Bewegung“: In der Kita Fitten-Ballern informierte sich eine europäische Sportlerdelegation über dieses Projekt.

Foto: Ruppenthal

Die Kinder besangen die schwarze Farbe – „Noir“. Bei dem französischen Abschiedsgruß „Au revoir“ kamen ihre Hände ins Spiel: Sie winkten. Die eingeladenen ausländischen Gäste klatschten im Takt der Musik mit. Französische Lieder über Farben hatten die Jungen und Mädchen eingeübt. Der Versuch, Bewegung mit Lernen zu verknüpfen und das mit Hilfe positiver Bestärkung Kindern beizubringen, ist nach Ansicht der Kindergartenleiterin Beate Kerber der richtige Weg. Denn die Kindertagesstätte „Abenteuerland“ in Fitten ist ein anerkannter Bewegungskindergarten. Die Kita wurde ausgewählt, Teil des „Activity Square Europe“-Projektes zu werden. Dabei handelt es sich um ein europäisches Projekt zur Förderung von Bewegung und Sport in Kindergärten und Schulen.

Zehn Vertreter verschiedener Länder setzen sich für diese Förderung ein. Ziel ist eine europaweite Vernetzung, um Ideen und Ressourcen auszutauschen und zu entwickeln. Deswegen hatte die Landessportschule dieser Tage sportwissenschaftliche Fachkräfte aus Finnland, Schweden, Slowenien und Österreich eingeladen, einen Einblick in den Breitensport zu erlangen. Neben der Landessportschule in Saarbrücken und der Kindertagesstätte in Bous besuchten die Gäste die Kita Fitten-Ballern.

„Der Kitatag startet mit einem Ritual“, verriet Kerber ihren Besuchern nach der Vorführung der Schützlinge. Eine Art Singspiel soll die Sinne, Sprache und Motorik der Kinder anregen und trainieren. Dabei geht es laut Kerber nicht um das spezielle Lernen einer Sprache, sondern darum, auf eine Sprache zu reagieren. Die Kinder sollen verstehen, dass es für die Bezeichnung eines Gegenstandes eine Vielfalt von Wörtern gibt. „In der Kita gibt es eine französische Muttersprachlerin, die mit den Kindern zusammenarbeitet und ihnen spielerisch die Sprache mit Hilfe von verschiedenen Bewegungsabläufen vermittelt“, sagte Kerber.

Michaela Fetwi, eine Mutter von Kita-Schützlingen, sagte: „Die französische Sprache wird von meinen Kindern gut angenommen, sie singen und tanzen diese Lieder auch zuhause nach. Mir ist aufgefallen, dass Flüchtlingskinder kein Problem haben, sowohl Deutsch als auch Französisch, also für sie zwei fremde Sprachen, gleichzeitig zu lernen.“

Ein sogenannter Bewegungskindergarten zu werden, war die eigene Entscheidung der Kindertagesstätte. Ohne den starken Zusammenhalt des Kindergartenteams wäre dies nicht möglich gewesen. „Wir waren 2007 einer der ersten Bewegungskindergärten im Saarland, und wenn nicht alle hinter diesem Projekt stehen würden, wäre es nicht möglich, dieses Programm umzusetzen. Dahinter steckt viel Arbeit“, sagte Kerber.

Auf zwei Etagen haben die Kinder Platz, um sich frei zu entfalten. Der Rundgang mit den Fachkräften startete in der unteren Etage. Dort gibt es einen großen Bewegungsraum, der ausgelegt mit Turnmatten zum Toben einlädt und einen weiteren Saal zum Singen und Tanzen auf Französisch. In der oberen Etage befinden sich eine kleine Bibliothek, in der die Kinder zur Ruhe kommen können. Außerdem gibt es ein Atelier, einen Funktionsraum mit einer Holzkletterburg und einen Schlafraum. Angeschlossen daran ist eine Dachterrasse, deren Boden mit Fallschutzmatten ausgelegt ist, um Verletzungen beim Toben zu vermeiden.

„Die Idee war es, verschiedene Klangfarben in den Räumen zu gestalten und die Kinder dadurch unterschiedlichen Reizen auszusetzen. So gibt es auf der ersten Etage viel Bewegung und auf der zweiten Etage viele Rückzugsmöglichkeiten“, sagte Kerber.

Alle Räume sind stets frei zugänglich – auch der Gartenbereich mit Spielgeräten. Die Kindergartenleiterin erklärt: „Wenn es nicht gerade heftig regnet oder stürmt, haben die Kinder freien Zutritt zum Garten. Sie sollen lernen, bei unterschiedlichen Witterungen draußen zu sein.“ Zudem werde mit den Mädchen und Jungen wenig im Kollektiv gearbeitet. Nach den Worten Kerbers sollen die Schützlinge ihre eigenen Gruppen finden, um eigene Erfahrungen zu machen. „Schulsportstunden sind kollektiv. Jeder macht dieselbe sportliche Übung. Ein Kind macht es besser als das andere. Das führt schnell zu Frustration und eventuell sogar dazu, dass das Kind gar keinen Sport mehr machen möchte. Deswegen ist es wichtig, auf die Bedürfnisse jedes Kindes individuell einzugehen, sodass es Bewegung in dem finden kann, was es selbst am besten kann“, betonte Kerber. Die „Stärken stärken“ nennt sie wichtiger als Wettbewerbssituationen hervorzurufen.

Bewegung sei allgemein wichtig, auch für die Eltern biete der Kindergarten „Elternfitness“ an. „Wir haben zudem eine Koorperation mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DRLG) Merzig ‚Kids in Bewegung’, mit der die älteste Kindergruppe wöchentlich eine Wasserstunde erleben kann“, sagte Kerber. Auch mit einem Musikverein werde zusammengearbeitet. Die Musiker erklärten die Instrumente und führten sie vor. „Die Kinder lernen die Instrumente mit „Profis“ sozusagen“, sagte Kerber.

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