Leserbriefe Soll alles so bleiben?

Diskussion um Regler-Platz

Ich finde es bemerkenswert, mit welcher Hartnäckigkeit in der Frage „Bebauung des Gustav-Regler-Platzes“ am Thema vorbeiargumentiert wird. Auslöser der Diskussionen war und ist nach meinem Wissen doch nicht die böse Absicht des Stadtrats, den für sich genommen idyllischen Gustav-Regler-Platz zu bebauen, sondern die unbefriedigende Situation in seinem Umfeld.

Seit mehr als 30 Jahren ist in dem Bereich, um den sich die Diskussion dreht, ziemlich Stillstand. Nüchtern betrachtet geht die Sicht aus wesentlichen Teilbereichen der „guten Stube“ auf Pflasterung, Parkplätze, Reihengaragen, Teer, Hinterhof und eine Straße, wo sich (geschätzt) weniger als zehn Prozent der Autofahrer an das gegebene Tempolimit halten. Und rundum befinden sich fast ausschließlich Gebäude mit drei bis fünf Etagen. Auch an der gegenüber befindlichen Uferseite des Baches befanden sich vor grauer Zeit idyllische, kleine Wohneinheiten und eine Mühle. Dem kann man nachweinen, aber das ist Schnee von vorgestern. Will man die heutigen Ausblicke verteidigen, nur weil man sich an sie gewöhnt hat? Allein die Straße und der Gustav-Regler-Platz gehören der Stadt, die Reihengaragen und Hinterhöfe gegenüber der Straße befinden sich in privater Hand – aufgeteilt in kleine Parzellen. Ohne deren Beteiligung ist eine Neugestaltung, die Verbesserung der unbefriedigenden Situation, nicht möglich. Jeder mit ein bisschen Erfahrung weiß, wie schwierig es ist, bei solchen Bedingungen alle unter einen Hut zu kriegen. Und es ist den privaten Eigentümern derjenigen Parzellen, die für eine Neugestaltung gebraucht werden, nicht zu verdenken, dass jede Planung wirtschaftlich sinnvoll sein muss. Hat die Verbesserung der Situation innerhalb Merzigs „guter Stube“ eine Chance, wenn die Privaten (ohne die es nicht geht!) mittels „Bürgerbefragung“ gesagt bekommen, was sie zu tun haben? Würden die Mitglieder der Bürgerinitiative oder die fleißigen Schreiber von Leserbriefen aus ihrer Tasche was drauflegen wollen, wenn die Neugestaltung nach ihrem Gusto erfolgt, aber wenn es sich nicht rechnet? Haben sie wirklich Interesse daran, die Aufwertung der Situation um den Gustav-Regler-Platz so lange zu zerreden, bis nichts mehr geht und alles beim Alten bleibt? Nochmal: Es geht nicht (!) um „die Bebauung des Gustav-Regler-Platzes“. Es geht vor allem um die Neugestaltung der Gesamtsituation. Soviel dürfte klar sein: Wird bei den Überlegungen der Platz zur absoluten Tabuzone erklärt, bleibt auch die nächsten 35 Jahre alles, wie es derzeit ist. Das will ich nicht, das kann keiner wirklich wollen. Ich bin Anwohner und würde es begrüßen, wenn die Mitglieder des Stadtrats Rückgrat zeigen und sich über die gezielte Stimmungsmache hinwegsetzen.

Zum Schluss: Wir leben Gott sei Dank in Mitteleuropa und Meinungsfreiheit wird großgeschrieben. Da darf ein Leserbriefschreiber aus Waldwisse den größten Teil des Stadtrats „schwarz-rote Filztruppe“ nennen und ohne Nachprüfung und ungestraft behaupten, dass dieser das „Filetstück der Kernstadt zu Höchstpreisen an ein parteinahes Konsortium verhökert“. Auch andere Leserbriefschreiber vermitteln den Eindruck, dass die Merziger anlässlich der letzten Kommunalwahl ausschließlich korrupte Deppen in den Stadtrat gewählt haben. Die Art solcher Meinungsäußerungen spricht für sich.

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