Bundeswehr lädt ein Kaserne öffnet ihre Türen für die Bevölkerung

Merzig · Welche Kleidung tragen Soldaten? Wie sehen die Fahrzeuge aus? Wie arbeiten die Sanitäter? Beim Tag der offenen Tür in Merzig gab es Antworten auf Fragen wie diese.

Die Sanitäter zeigten beim Tag der offenen Tür ihre Fertigkeiten.

Die Sanitäter zeigten beim Tag der offenen Tür ihre Fertigkeiten.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Nichts als Dunkelheit umgibt mich, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt. Kein Lichtstrahl fällt in das Kellergewölbe des Wohnheims, in dem meine Begleiter und ich uns befinden. Lediglich ein paar schwache, grüne Leuchten brennen rechts und links, heller wird es dadurch allerdings nicht. Mit bloßem Auge sehen? Keine Chance? Denkste! Möglich wird das mit dem Gerät auf unseren Köpfen, das wir nach vorne klappen und einschalten.

Lucie – so heißen die Nachtsichtgeräte der Bundeswehr, mit denen die Soldaten auch nachts sehen können. Wer immer mal so ein Ding ausprobieren wollte, kann das am Samstag beim Nachtsichtparcours beim Tag der offenen Tür auf der Kaserne „Auf der Ell“ in Merzig tun.

Erstes Hindernis: eine Treppe. Noch etwas vorsichtig suche ich Halt an der Wand und stehe dann vor einem Hüpf-Parcours aus Reifen, den ich etwas wackelig hinter mich bringe. Immer wieder muss ich am Rädchen drehen, um die Schärfe einzustellen. Die Vorstellung, damit in einem Einsatz schnell laufen zu müssen, scheint unmöglich, doch das trainieren die Soldaten des Fallschirmjägerregiments, das in Merzig stationiert ist, regelmäßig.

Eine weitere Herausforderung wartet am Ende des Parcours: Laser, denen wir ausweichen müssen. Instinktiv summe ich gedanklich die Musik eines berühmten Agentenfilms, als ich unter den Lasern hindurch krieche und dann noch lerne, wieso die Bundeswehr alles mit einem 6B-Bleistift schreibt statt mit Kugelschreiber: Damit können sie auch im Dunkeln lesen, was auf dem Blatt steht.

Solche Tage der offenen Tür werden für die Bundeswehr immer wichtiger, wie der Standort-Kommandeur Oberst Markus Meyer findet. „Wir wollen zeigen, wie das Leben als Soldat in einer Kaserne aussieht und die Bevölkerung einbinden“, sagt er. „Früher gab es in fast jeder Familie einen Wehrpflichtigen, heute müssen wir darüber aufklären, was wir tun.“

Gerade in Merzig erfahren die heute rund 800 Soldaten „Auf der Ell“ aber besondere Akzeptanz, wie Meyer sagt. Vielleicht ist das auch der Grund, wieso am Samstag zahlreiche Besucher auf dem Gelände der Kaserne unterwegs sind und sich über die Arbeit in der Bundeswehr informieren.

So springen die Fallschirmjäger über der Ell aus einem Flugzeug und direkt daneben begutachten Groß und Klein alte und neue Fahrzeuge der Bundeswehr, anderorts zeigen Soldaten bei einer Modenschau die mehr als 20 Uniformen. Zur „Standortbegutachtung“ sind auch Gerd und Karin Collmann aus Besseringen da, wie sie erzählen. Was sie schon gesehen haben? „Den Nahkampf. Und jetzt wollen wir noch die Diensthunde sehen“, sagt Gerd Collmann, auch wegen dem guten Essen sei man da, ergänzt seine Frau.

Seit Kindertagen kennt Stephanie Hermes dagegen die Kaserne. „Mein Papa arbeitete hier und als Kind war ich öfter hier“, berichtet sie. Mitgebracht hat sie ihren Freund Moritz Jütten aus Bonn. Für ihn ist es der erste Besuch einer Kaserne. „Ich finde es interessant, die einzelnen Stationen, wie Nahkampf, Sprungturm, Diensthunde und Fallschirmsprung, zu sehen“, sagt er.

Zum ersten Mal seit Beginn seiner Amtszeit ist Ministerpräsident Tobias Hans anwesend, „um die saarländischen Bundeswehrstandorte kennenzulernen und mir von der Leistungsfähigkeit ein Bild zu machen“, wie er sagt. Besonders beeindruckt zeigt sich Hans von der Professionalität der Sanitäter, die ebenfalls einen Einsatz unter echten Bedingungen nachstellen. Einer der Rückkehrer aus Mali ist der Sanitäter und Oberststabsfeldwebel Sascha Stahl, vier Monate verbrachte er in dem Land. „Wir begleiteten als Rettungstrupp die Fallschirmjäger auf ihren Patrouillen rund um Gao“, erzählt er. Den Einsatz beschreibt er als „entspannt“, hitziger war es für ihn dagegen 2006 in Afghanistan. „Dort hatten wir kriegsähnliche Zustände und standen täglich unter Beschuss der Aufständischen.“

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