Reaktionen auf Nabu-Brief So reagieren Verwaltung, CDU und Grüne auf die Nabu-Kritik

Merzig · Die Stadtverwaltung von Merzig hat gegenüber der SZ darauf hingewiesen, dass das im Paragrafen 39 des Bundesnaturschutzgesetzes festgeschriebene Verbot von Rodungen in der Brut- und Setzzeit nicht für Maßnahmen gelte, „die im öffentlichen Interesse nicht auf andere Weise oder zu anderer Zeit durchgeführt werden können, wenn sie der Gewährleistung der Verkehrssicherheit dienen“.

 Jürgen Auweiler

Jürgen Auweiler

Foto: CDU Merzig

Dass die Verkehrssicherheit im Mühlental nicht mehr gewährleistet war, zeigten die spontan umgefallenen Bäume und abgeworfenen Äste bedingt durch das Eschentriebsterben während der Sperrung des Bereiches ab August 2019. Wie die Verkehrssicherheit dort wieder hergestellt werden kann, sei in mehreren öffentlichen Veranstaltungen diskutiert und in der jetzt durchgeführten Art und Weise festgelegt worden. „Auch mussten wir mit dem Zertifizierer Naturland uns abstimmen und die Genehmigung einholen“, heißt es aus dem Rathaus.

Gezeigt habe sich auch, „dass die bestehenden Absperrungen im Mühlental ignoriert wurden und so immer eine latente Gefahr für Leib und Leben von Personen bestand, die sich nicht rechtmäßig im Bereich aufhielten“. Die Fällarbeiten seien im gesetzlichen Rahmen durchgeführt worden. Zur Frage nach dem künftigen Umfang von Referenzflächen erklärt die Stadt: „Der Stadtrat hat mit seiner Entscheidung vom 18. Juni die Entscheidung getroffen, den Weg der naturnahen Waldwirtschaft weiter zu beschreiten. In diesem Zusammenhang ist es dem Stadtrat unbenommen, die Flächenanteile, die aus der Bewirtschaftung herausgenommen werden, zu erweitern.“

CDU-Fraktionschef Jürgen Auweiler weist in seiner Antwort an Nabu-Ortsgruppenchefin Hildegard Gottfrois-Bartel darauf hin, dass die Kündigung des Naturland-Zertifikats zweimal auf der Tagesordnung von öffentlichen Sitzungen gestanden habe. Auweiler: „Die CDU Fraktion will eine Zertifizierung nach FSC-Richtlinien und somit eine nachhaltige Naturbewirtschaftung im Merziger Forst.“ Dieses sei auch vom Rat so beschlossen. Die CDU wolle keine Halbierung der Referenzflächen, „da diese neben ihrem eigentlichen Zweck wertvolle Biotope darstellen“, sagt Auweiler. Es obliege dem Rat, den prozentualen Anteil an Referenzflächen zu verändern. Diese Flächen könnten folglich verringert, „aber auch erhöht“ werden. „Wenn Sie oder der Nabu Vorschläge für wertvolle Referenzflächen haben, so lassen Sie es mich bitte wissen.“

Unterstützung erhalten Nabu und Bürgerinitiative von der Grünen-Fraktion. Deren Vorsitzender Klaus Borger teilt mit: „Wir begrüßen es, dass mit Nabu und BI nun die Zivilgesellschaft aktiv Einfluss auf einen schonenden Umgang mit dem Wald nimmt, da alle politischen Initiativen für mehr Waldschutz und mehr Walderholung in der Vergangenheit durch die vorrangig forst-‚Wirtschaftliche’ Zielsetzung der Großen Koalition im Stadtrat und der Verwaltungsspitze zunichte gemacht wurden“. Die Forderungen von Nabu und BI würden sich „sehr weitgehend mit den politischen Initiativen der Grünen seit vielen vielen Jahren decken“.

 Klaus Borger

Klaus Borger

Foto: Tom Peterson

Zur Kritik des Nabu in Sachen Mühlental erklärt Borger: „Die Maßnahme im Mühlental war vermeidbar, wurde zur Unzeit (Brut- und Setzzeit) und in einer Art und Weise durchgeführt, die mit einem schonenden Umgang mit dem Wald nichts, aber auch gar nichts zu tun hatte. Auch wurde ein Alternativvorschlag der viel kostengünstiger und in der Ausführung praktisch unsichtbar gewesen wäre, nicht aufgegriffen.“ Allerdings kritisiert Borger auch den Nabu selbst: „Warum der Nabu erst aktiv wurde, nachdem die Maßnahme schon lange vorüber ist und er nicht seine exklusiven Möglichkeiten genutzt hat, das Waldmassaker während der Brut- und Setzzeit zu stoppen, kann nur der Nabu selbst beantworten.“ Für Verwunderung sorge bei den Grünen auch, „warum der Nabu nicht die Frage nach der drohenden Hochmechanisierung der Waldarbeit als Folge des GroKo-Beschlusses gestellt hat“.

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