Singen macht Schule "Chorgesang gehört in die Lehrpläne"

Merzig. "Ein Abend, um Gutes zu tun und dabei Vergnügen zu haben", hatte Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitagabend in der Merziger Stadthalle festgestellt, bei einem mitreißenden Benefizkonzert von 70 jungen Musikern vom Ausbildungskorps der Bundeswehr mit ihrem Dirigenten Oberstleutnant Michael Euler - mit einem Repertoire von Cesarini bis Verdi

Merzig. "Ein Abend, um Gutes zu tun und dabei Vergnügen zu haben", hatte Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitagabend in der Merziger Stadthalle festgestellt, bei einem mitreißenden Benefizkonzert von 70 jungen Musikern vom Ausbildungskorps der Bundeswehr mit ihrem Dirigenten Oberstleutnant Michael Euler - mit einem Repertoire von Cesarini bis Verdi.Das Konzert galt der Aktion "Singen macht Schule" der Musikschule des Landkreises Merzig-Wadern. Demnach sollen vorerst in der Gemeinde Beckingen, später im ganzen Kreis Merzig-Wadern, alle Grundschüler in die Lage versetzt werden, jederzeit in einem Chor zu singen. Sie wisse, dass der Traum der Musikschule weit über die Gemeinde Beckingen hinaus gehe, sagte die Ministerin und Schirmherrin des Projektes. Sie gebe dem Leiter der Kreismusikschule, Dieter Boden, Recht darin, mit der eigenen Stimme zu beginnen, Musik zu machen. Der Idee wünschte sie viele Nachahmer.In einer flammenden Rede vertrat Boden bei einem dem Konzert vorangegangenen Empfang im Landratsamt seine Idee vor 40 geladenen Gästen. "Dass unsere Kinder zu wenig singen, wird vielerorts bemängelt." Das Singen in der Familie werde heute nicht mehr gepflegt. So gerate traditionelles Liedgut in Vergessenheit. Singen sei die ursprünglichste Art des Musizierens, von jedem Kind erlernbar, jederzeit und überall. Singen fördere auch die Sprachkompetenz und sei kreatives und emotionales Ausdrucksmittel. Singen eröffne den Zugang zur Musikkultur. Um dem Negativ-Trend entgegen zu wirken, wurde in der Musikschule eine Vision zur realen Idee. "Stellen Sie sich vor, wie toll das wäre, wenn alle Schulkinder in unserem Grünen Kreis gemeinsam als ein großer Chor singen könnten!"Mit Beginn des neuen Schuljahres startet das Projekt "Singen macht Schule" zunächst in den drei Beckinger Grundschulen. Alle ersten Klassen sollen einmal wöchentlich unter der Leitung spezieller Pädagogen eine Stunde als Chor singen. In dieser Stunde sollen Stimmbildung, Atemtechnik, Sprech- und Rhythmusübungen stattfinden. Merzig. Beim Empfang im Landratsamt vor dem Benefizkonzert in der Merziger Stadthalle hatte SZ-Redakteur Wolf Porz als Moderator fünf Musikfachleute zu einer Gesprächsrunde gebeten. Das waren Dieter Boden, Leiter der Kreismusikschule, Marianne Hurth, Präsidentin des Saarländischen Chorverbandes, dessen Kreisvorsitzender Franz Meiers, Gertraud Lenhof von der Grundschule Reimsbach und Matthias Pannes, Bundesgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Musikschulen.Das Projekt im Landkreis hat Pilotcharakter für das Land. Gibt es das bereits sonstwo? Matthias Pannes: In Nordrhein-Westfalen ist der Chorgesang in die Lehrpläne der Schulen eingearbeitet. Wenn das auch im Saarland gelänge, wäre das toll. Schwerpunkt-Projekte gibt es zudem in Neuss und Münster. In NRW hat man erkannt, dass man mit der Stimme auch das Miteinander in den Klassen fördern kann.Wie wird das finanziert?Pannes: Für die Modell-Programme in NRW kommt Geld aus der Staatskanzlei. Dieser Bildungsauftrag wird als öffentliche Investition angesehen.Wer hatte eigentlich die Idee? Franz Meiers: Dieter Boden hat uns mit dieser Idee überrascht. Der Saarländische Chorverband wird den Schulen mit Rat und Tat zur Seite stehen.Wird das die Nachwuchsprobleme in den Chören lösen? Meiers: Dieser neue Nachwuchs kann viele Chöre nicht mehr retten. Doch das Wichtigste ist: Es wird wieder gesungen.Wird eigentlich in den Kindergärten gesungen? Meiers: Natürlich sind wir als Chorverband daran interessiert, dass das Singen in den Kindergärten gepflegt wird. Für Kindergärten, in denen gesungen wird, gibt es vom Saarländischen Chorverband einen Preis, den "Felix". Den habe ich schon dreimal in unserem Landkreis überreichen können. Ich hoffe, dass die anderen Kindergärten bald nachziehen werden und auch ihren "Felix" bekommen. Mit wie vielen Kindern startet in den Schulen das neue Projekt? Lenhof: In den drei Beckinger Grundschulen werden 130 Kinder das Singen im Chor lernen.Eine ganze Generation gemeinsam im Chor? Boden: Wenn wir alle Kinder im Landkreis dabei haben, sind es über 1000. fs

Auf einen BlickEhrengäste, Förderer und MacherKultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer; der Beckinger Bürgermeister Erhard Seger; Marc Juncker, Vorsitzender der Association des Écoles de Musique in Luxemburg; Vorsitzender Walter Kuhn und Geschäftsführer Matthias Pannes vom Bundesverband Deutscher Musikschulen; die Mettlacher Bürgermeisterin Judith Thieser; Gustav Brandstätter, Beigeordneter der Gemeinde Beckingen; Peter Wilhelm vom Kreisjugendamt; Ernst Schrader, Kulturbeigeordneter der Kreisstadt Merzig; Siegfried Eckert, Direktor der Sparkasse Merzig-Wadern; Thomas Kitzig, Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Musikschulen; Bernhard Fromkorth, Präsident des Landesmusikrates; Hermann-Josef Hiery, Leiter der Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung in Ottweiler; Marianne Hurth und Franz Meiers, Präsidentin und Kreisvorsitzender des Saarländischen Chorverbandes; Uwe Francois vom Bund Saarländischer Musikvereine; Dr. Ingrid Jakobs, Leiterin des Museums Schloss Fellenberg; Hans-Josef Louis, Kreistag Merzig-Wadern. fsHintergrund"Singen macht Schule" bedeutet: Alle Kinder eines Jahrgangs singen im Chor. Erfahrene Pädagogen leiten den Chor. Der Unterricht in der Schule ist kostenlos. Er ist eine Ergänzung zum regulären Musikunterricht. Stimmbildung und Sprecherziehung. Atemschulung und Körperwahrnehmung.Rhythmik und Bodypercussion. Musik machen, hören, umsetzen. fs

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