Sie ermutigt unermüdlich Leidensgenossen

Merzig · Sie leidet an Multipler Sklerose und hat dies zum Anlass genommen, sich unermüdlich für ebenfalls Betroffene zu engagieren. Dafür wählten die SZ-Leser Julia Reichert aus Merzig zur „Saarlands Besten“-Person.

 Julia Reichert ist an Multipler Sklerose erkrankt und kümmert sich um Betroffene.

Julia Reichert ist an Multipler Sklerose erkrankt und kümmert sich um Betroffene.

Foto: privat

Es gibt Momente, da ist Julia Reichert fast froh darüber, wie alles gekommen ist. Die gebürtige St. Ingberterin erhielt 2005 die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Zwei Jahre später musste sie aufgrund der chronischen, unheilbaren Nervenerkrankung ihren Beruf als Krankenschwester aufgeben. "Ich musste mich erst mal neu erfinden", sagt sie. Mit ihrem jetzigen Leben ist die verheiratete Mutter zweier Töchter und eines Sohnes zufrieden - trotz der körperlichen Einschränkungen durch MS.

Seit elf Jahren engagiert sich die heute 36-Jährige für die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Menschen, die an MS erkrankt sind, ermutigt sie, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Für dieses besondere ehrenamtliche Engagement wählten sie jetzt die SZ-Leser zur "Saarlands Besten"-Person im September. Für ihr Engagement wurde sie unlängst mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Als ehrenamtliche Ansprechpartnerin berät sie die Patienten vor allem zu dem Thema MS und Schwangerschaft. 2007 war sie Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe "Stock 'n' Roll" in St. Ingbert. Damals wie heute nimmt sie an den Treffen "mit lockeren und lebenslustigen Menschen", wie sie sagt, teil. "Wenn wir uns in der Gruppe austauschen, gibt es keine Tabus, und es darf gelacht und geweint werden", stellt sie klar.

Nach ihrem Umzug nach Merzig-Bietzen, wo sie mit Ehemann und drei Kindern lebt, gründete sie dort 2009 eine Selbsthilfegruppe für MS-Erkrankte. Als ihre erste Tochter zur Welt kam, musste sie die Gruppe auflösen. Heute wünscht sie sich, "einen lockeren MS-Treff" ins Leben zu rufen. Wer im Raum Merzig wohnt und an einem solchen interessiert ist, kann sich mit ihr in Verbindung setzen.

Elf Jahre nach der Diagnose bestimmen Arztbesuche, Infusionen und Krankengymnastik den Alltag von Julia Reichert. Sie bereue es nicht, dass sie drei Kinder geboren habe und ihr Leben lebe. "Wichtig ist mir, dass sich die Betroffenen nicht schämen und rechtfertigen müssen, weil sie krank sind", sagt sie. Anstatt dass Menschen mit MS bemitleidet werden, wünscht sie sich, dass die Gesellschaft mit der Krankheit offener umgeht.

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Hintergrund Kennen Sie Menschen und Vereine, die einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag leisten? Dann schlagen Sie Kandidaten für die Aktion "Saarlands Beste" der Saarbrücker Zeitung vor. Vorschläge senden Sie an: Saarbrücker Zeitung, "Saarlands Beste", Gutenbergstraße 11-23, 66103 Saarbrücken oder über das Internet unter der Adresse www.saarbruecker-zeitung.de/saarlandsbeste . red

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