Mettlach Vorsicht vor vermeintlichen Wohltätern

Merzig-Wadern · Kinder und Enkel arbeiten und wohnen in Nordrhein-Westfalen – zu weit, um jedes Wochenende den Senior zu besuchen. Der Mann aus dem Grünen Kreis (Name der Redaktion bekannt) musste alleine seine schwerkranke Frau pflegen.

Da tat die vermeintliche Fürsorge von weitläufigen Bekannten gut, die ihm Hilfe anboten – beim Einkauf, Behördengängen und Arztbesuchen.

Als dann die Ehefrau verstarb, wurde der Kontakt noch enger. „Regelmäßig habe ich sie zum Essen eingeladen“, berichtet der rüstige Herr. „Jeden Handgriff, den sie für mich machten, habe ich bezahlt.“ Als das Paar ihm dann vorgaukelte, in finanzielle Schwierigkeiten geraten zu sein, ließ er sich nicht lumpen: Ein fünfstelliger Betrag wanderte auf ihr Konto.

Mehr noch: Nach einiger Zeit luchsten sie ihm noch eine Vollmacht ab. „Sie sagten mir, man weiß nie, was passiert. Dann können wir uns kümmern.“ Gutgläubig fiel er auf die vermeintlich netten Helfer rein – und setzte seine Unterschrift unter das Dokument. Kaum hatten sie diese sicher in der Tasche, wurden die Besuche und Hilfeleistungen seltener. Es war eine Bekannte, die ihm die Augen öffnete: „Die wollen dich ausnehmen und täuschen dir Fürsorge vor“, lautete die Warnung der Bekannten, die bei dem Mann aus dem Kreis nicht auf taube Ohren stieß.

Die Vollmacht hat der Senior mittlerweile widerrufen. Die fünfstellige Summe hat er abgeschrieben. „Ich war leichtsinnig und bin auf Erbschleicher reingefallen“, sagt der Mann heute. „Ich glaube, die wollten sich auch mein Haus unter den Nagel reißen“, vermutet er. „Dabei habe ich doch Kinder, Enkel und Urenkel.“ Ihnen hat er mittlerweile das Haus überschrieben. Jetzt treibt ihn eines um: Wie kann er andere Senioren vor solchen Abzockern schützen? „Ich möchte nicht, dass andere Leute auf solche Erbschleicher hereinfallen“, sagt er.

Er will es bei Warnungen belassen, hat bislang auf eine Anzeige verzichtet – für die Polizei unverständlich. „Es ist ähnlich wie beim Enkeltrick, mit dem gutgläubige Senioren um Geld gebracht werden sollen. Bei der Betrugsmasche geben sich die Täter als Enkel oder andere nahe Verwandte aus und bitten das Opfer um Geld“, heißt es von Seiten der Ordnungshüter. Sowohl bei dieser Betrugsmasche wie auch bei den vermeintlichen Helfern, die aufs Erbe spekulieren, gelte: ein gesundes Maß an Misstrauen erhalten. Bevor eine Unterschrift unter eine Vollmacht oder ein Testament gesetzt werde, sollte man sich nahen Verwandten anvertrauen. Zudem sollte man sich nicht scheuen, die Polizei über die Sache in Kenntnis zu setzen.

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