Der kleine Prinz Gedanken über wahre Freundschaft

Merzig · Die Musical-AG des Merziger Gymnasiums am Stefansberg begeisterte ihr Publikum mit dem kleinen Prinzen.

 In der Wüste trifft der kleine Prinz (Paul Hoffmann) auf einen Fuchs (Tamara Schmidt), der ihm das Geheimnis einer einmaligen Bindung zwischen zwei Wesen erklärt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ In ihm findet der kleine Prinz endlich einen Freund.

In der Wüste trifft der kleine Prinz (Paul Hoffmann) auf einen Fuchs (Tamara Schmidt), der ihm das Geheimnis einer einmaligen Bindung zwischen zwei Wesen erklärt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ In ihm findet der kleine Prinz endlich einen Freund.

Foto: Tina Leistenschneider

Wissbegierig blättert der kleine Junge in einem Buch über den Urwald. Seite um Seite schlägt er um, seine neugierigen Augen fliegen über die gedruckten Zeilen und bleiben bei einem Bild einer Riesenschlange hängen. „Boas verschlingen ihre Beute als Ganzes, ohne sie zu zerbeißen“, liest der Sechsjährige, seine Vorstellungskraft fängt an zu leben. Inspiriert greift er zum Stift und lässt die Farbe die Konturen einer Schlange nachzeichnen, die gerade ein Tier verschlang.

„Macht euch das Bild keine Angst?“, fragt er, als er die Zeichnung den Erwachsenen zeigt. „Warum sollten wir vor einem Hut Angst haben?“, entgegnen die. Bedrückt mustert er seine Zeichnung und bemerkt, dass er die Schlange samt Beute wie einen braunen Hut gemalt hat, die Erwachsenen erkennen das Wirkliche im Bild nicht. „Die Großen haben keine Fantasie“, bemerkt der junge Maler, darum zeichnet er die Schlange und ihr Inneres, um sein Bild zu erklären. „Dummes Kind, lass es sein“, raten die Erwachsenen, reden ihm die Malerei aus. „Es ist ein Hut, nur ein Hut.“ Niedergeschlagen von seinem Misserfolg befolgt er die Anweisungen der Großen und lernt etwas „Vernünftiges“, wie sie es wollen.

Er wird Pilot. Als er bei einem Flug über die Sahara jedoch durch einen Schaden am Flugzeug notlanden muss, trifft der inzwischen älter gewordene Pilot auf einen kleinen Kerl, der ihn darum bittet zu zeichnen. Der Pilot hofft auf seine Chance und malt ihm den vermeintlichen Hut, doch anders als die Erwachsenen erkennt der kleine Junge die Scharade. Prompt bittet er ihn darum, ein Schaf zu malen. Beflissen kommt der Pilot dem Wunsch nach und beginnt, mit Kreide auf seinem kaputten Flugzeug zu malen. Die ersten Striche auf dem blauen Hintergrund wirken noch etwas krakelig, er muss nochmal ran. „Das ist kein Schaf, sondern ein Widder“, beschwert sich der unbekannte Junge. „Strich, Strich, Komma, Strich, fertig ist das Schafsgesicht“, versucht es der Hilfe suchende Pilot erneut. „Das ist zu alt, mal ein anderes, das länger lebt“, entgegnet der Junge trotzig. Letztlich zeichnet der Pilot eine Kiste und erklärt: „Das Schaf, das du willst, steckt da drin.“ Damit ist der kleine Prinz zufrieden.

So charmant-witzig beginnt die weltbekannte Geschichte des kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry, der auf der Suche nach einem Freund auf die Erde kam. Mit  farbenprächtigen Kostümen und viel Schauspiel-Talent erzählen die Schüler der Musical AG des Gymnasiums am Stefansberg (GaS) unter Leitung von Christa Caspar-Hort, was wahre Freundschaft bedeutet und dass sie es uns ermöglicht, hinter die Dinge zu blicken. In nur einem Jahr stellte die Musical-AG ihre Version von „Der kleine Prinz“ auf die Beine. In stundenlangen Proben, auch neben dem Schulalltag, studierten die Schüler deutsche und französische Songs und Tanzeinlagen ein, manche von ihnen wurden zu Solisten ausgebildet. Auf Wunsch der Musical-AG komponierte der französische Musiker Jean-Claude Séférian das Musical „Der kleine Prinz“ – eine Weltpremiere.

Dass sich diese Mühe und Hingabe lohnt, zeigten die Musical-Darsteller nicht nur in einer vollen Merziger Stadthalle, sondern auch vor einer fachkundigen Jury. Bereits zum dritten Mal nahm die Musical-AG des GaS am Europäischen Jugend Musical Festival in Herxheim teil und erhielt für die Gesamtproduktion in der Jugend-Kategorie den Silber-Award. Auszeichnungen für die beste Schauspielerin und besten Schauspieler zwischen 14 und 23 Jahren gingen ebenfalls an die Schüler des GaS: Neben Lena Lafitte als Rose erhielt auch Antoine Schneider, der den Erzähler und zugleich Piloten im Stück spielt, den begehrten Preis. Damit setzten sie sich gegen die Konkurrenz aus  Deutschland und der Schweiz durch. Auch die anderen Darsteller – alle aus der sechsten bis zur zwölften Klasse – überzeugen in ihren Rollen.

Nach seinem ersten Kontakt erfährt der Pilot immer mehr über den unbekannten Jungen, seinen Planeten und die Rose, zu der der kleine Prinz eine komplizierte Beziehung führt. Liebevoll umsorgt er diese. Sobald die ersten Sonnenstrahlen ihre sanften Blätter berühren, ist es Zeit für ihr Frühstück, und der kleine Prinz benetzt sie mit einer Portion frischem Wasser. „Blumen sind schwach und schützen sich mit Dornen vor Feinden“, erzählt der Pilot. „Doch ein Schaf stört sich nicht an den Dornen. Es löscht mit einem Mal die Blume aus. Das soll richtig sein?“, fragt der kleine Prinz unsicher. Die übertriebene Empfindsamkeit seiner einzigen Rose wird ihm jedoch zu viel, er begibt sich auf die Suche nach Freunden.

Auf seiner Reise trifft er auf eine Reihe einsamer Personen, wie einen König, dessen einziger Untertan nur eine Ratte ist, und einen Geografen, der sich für seine Kartografie nur auf das Oberflächliche fokussiert. Zum Unmut des Prinzen interessiert er sich nicht für die Blume auf seinem Planeten: „Blumen schreiben wir nicht auf, denn sie sind vergänglich“, erläutert der Geograf, weshalb der kleine Prinz weiter nach einem Freund sucht. Rastlos streift er weiter durch die Galaxie, bis er auf den siebten Planeten, die Erde, stößt. Dort begegnet er einer ihm wohlgesinnten Giftschlange – dünner als ein Finger, aber mächtiger als der Finger eines Königs. Einfühlsame Melodien untermalen die fast schon hoffnungslose Suche des Prinzens nach einem Freund, der nur durch den tödlichen Biss der Schlange zu seinem Planeten zurückkehren kann. Doch er gibt nicht auf. Auf der Erde entdeckt er einen blühenden Rosengarten, in dem er erkennt, dass seine Rose nicht die einzige ihrer Art ist. Zwischen all den Blumen liegt ein Fuchs, der sich dem Prinzen gegenüber aufgrund seines menschlichen Aussehens zunächst ängstlich zeigt. Tamara Schmidt als Fuchs überwindet jedoch ihre oberflächliche Scheu vor dem kleinen Prinzen und lehrt ihn, was einen Freund wirklich ausmacht: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, vermittelt sie ihm.

Spielerisch animieren die Musical-Darsteller das Publikum zum Mitmachen, das sich bei so manchem Scherz auf den Sitzen vor Lachen schüttelt und bei rührenden Dialogen ergriffen schweigt. Die Schauspieler erzählen mit eingängigen Melodien – von zarter Streichmusik bis hin zur Disco-Mucke unterstützt – und in einzigartigen Kostümen, die in mühevoller Handarbeit entstanden sind, eine Geschichte fürs Leben: Es kommt nicht auf das Äußere an, sondern darauf, welchen Charakter der Mensch hat.

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