Schreier: Kein Kulturkampf in Merzig

Merzig · In einem sind sich Jürgen Schreier, Vorsitzender Villa Fuchs, und Roland Nilles, Geschäftsführer von Kultopolis, einig: Kulturprogramme sollten abgesprochen sein.

Schwelt in Merzig ein Kulturkampf zwischen gemeinnützigen und privaten Veransraltern? - eine Frage, die Jürgen Schreier, Vorsitzender des Kreiskulturzentrums Villa Fuchs, vehement von sich weist. "Es ist kein heftiger Streit zwischen privaten und gemeinnützigen Anbietern entbrannt - jedenfalls von unserer Seite nicht", verwahrt er sich in einem Brief an die SZ. Grund für Schreiers Reaktion: die heftige Kritik von Roland Nilles, Geschäftsführer der Merziger Konzertagentur Kultopolis. "Wie kann ein mit Steuermitteln finanzierter Kulturanbieter ein steuerzahlendes Unternehmen als Konkurrenten betrachten?", hatte Nilles gefragt und den Verantwortlichen der Villa Unfähigkeit vorgeworfen.

Dies will Schreier nicht so stehen lassen. In seinem Schreiben listet er die Aufgaben des Kreiskulturzentrums auf und erläutert die finanzielle Lage. Er sieht in den privaten Anbietern keine Konkurrenten, sondern Partner und will alle Beteiligten an einem Tisch haben, um die kulturellen Angebote zu koordinieren. "Bürgermeister Marcus Hoffeld wird dazu einladen, denn in der Stadthalle Merzig finden die meisten Konkurrenzveranstaltungen statt", schreibt er und fordert: "Das Angebot von privaten und gemeinnützigen Veranstaltern muss andersartig, unterschiedlich sein." Als ein Beispiel für Doubletten nennt er den "Kulturkampf der Tenöre", wie er die Konzerte nennt, die binnen weniger Wochen über die Bühne gingen. Zum Jahreswechsel hatte die Villa die "Fünf Tenöre", Kultopolis ließ wenig später die "Zwölf Tenöre"auftreten - ähnliche Veranstaltungen, die Schreiers Meinung nach "mittelfristig alle Anbieter in Schwierigkeiten bringen werden".

Dieser Behauptung widerspricht die Nilles. Sein Beweis: die gute Resonanz auf die "Zwölf Tenören". "Wir waren sehr zufrieden mit dem Resultat, und das Neujahrskonzert der Villa mit den ‚Fünf Tenören' war ausverkauft." Der Gewinner ist für ihn Merzig. "Die Kreisstadt konnte wieder punkten, dieses Mal mit der höchsten Tenorquote" - ein Erfolg, der sich nach seinem Bekunden beliebig fortsetzen lässt. Voraussetzung: ein gutes Kulturprogramm. "Dann kommen die Zuschauer auch aus der Großregion zu den Veranstaltungen."

Schreiers Forderung, Private und Gemeinnützige unterschiedliche Angebote sollen offerieren, ist für Nilles so nicht möglich. "Es gibt immer Schnittmengen." Seine Meinung: "Die Villa will sich eine Monopolstellung sichern", was nicht im Interesse der Stadt und der Bürger sein könne. Eine gewisse Konkurrenz zwischen den Anbietern räumt Schreier doch ein. "Die Villa Fuchs finanziert ihre Einnahmen zu einem Drittel aus Eintrittsgeldern." Die Villa sei sehr wohl darauf angewiesen, dass die Veranstaltungen auch gut besucht werden." Der Einwand von Nilles: "Dann muss man Marketing für die Veranstaltung machen, wobei der Saal durch 600 Abos halb bis ganz gefüllt ist." Nicht jede Veranstaltung könne ausverkauft sein. Man müsse wissen, was man einkauft und wie man es vermarktet.

Auch dem runden Tisch zur Abstimmung von Veranstaltungen steht Nilles kritisch gegenüber. Seine Begründung: "Diese Gespräche gab es schon vor einigen Monaten." Kultopolis hat nach Nilles' Bekunden auf zwei Veranstaltungen verzichtet, da die Verantwortlichen der Villa Doubletten befürchteten. Auf die Projekt-Programmliste mit den Genre-Planungen, von Villa-Geschäftsführer Rauch versprochen, warte Kultopolis noch immer.

Skeptisch steht der Kultopolis-Boss Schreiers Aussage gegenüber, die Villa verfolgt getreu ihrer Satzung gemeinnützige Zwecke. Im vergangenen Jahr wurden laut Schreier Veranstaltungen im Kreis angeboten und Organisationen bei Veranstaltungen geholfen. Den Weinsommer in Perl oder die Kultursommer in Merzig, Orscholz und Weiskirchen nennt Schreier Zusatzauflagen, die die Villa veranstalte und unterstütze. "Gegen Bezahlung natürlich", kontert Nilles. Nach seiner Ansicht ist es Aufgabe der Villa die Veranstaltungen zu fördern, auch Nichen zu besetzen. "Dafür gibt es rund 200 000 Euro Fördergelder."

Eine finanzielle Schieflage der Villa gibt es laut Schreier nicht. "Im Kreisausschuss ging es darum, ob der Mitgliedsbeitrag des Landkreises aufgrund von Einsparungen bei den Personalkosten gesenkt werden kann." Den Beitrag des Kreises bis 2019 festzusetzen, nennt er einen guten Entschluss - trotz Mehrkosten für Technik, Künstlerunterbringung und Werbung. Der Einwand von Nilles: "Warum nicht über die Ticketpreise der Villa, die steigen, oder die Abopreise reden?"

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Die Vorgeschichte Auslöser für die Kritik von Roland Nilles am Kreiskulturzentrum waren Aussagen von Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und Villa-Geschäftsführer Michael Rauch in einer Sitzung des Kreisausschusses, in der die finanzielle Situation der Villa Fuchs Thema war. "Bisher wurden Veranstaltungen, bei denen Überschüsse erwirtschaftet werden, auch von der Villa Fuchs organisiert. Wenn diese Gewinne an die privaten Veranstalter gehen, bleiben für die Villa Fuchs nur die Defizit-Veranstaltungen übrig", sagte sie und übernahm eine Formulierung von Rauch.

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