Merzig-Wadern Schon längst eine liebgewonnene Tradition

Merzig · An diesem Samstag startet an der Viezstraße wieder die Saison. Umweltminister Jost kommt und wird den Startschuss geben.

 Rückblick auf die Saisoneröffnung  der  Viezstrasse im vergangenen Jahr: Vorsitzender  Wolfgang Schmitt (r) mit  Erntekönigin Michelle (l) und Ernteprinzessin Michelle (M).

Rückblick auf die Saisoneröffnung  der  Viezstrasse im vergangenen Jahr: Vorsitzender  Wolfgang Schmitt (r) mit  Erntekönigin Michelle (l) und Ernteprinzessin Michelle (M).

Foto: rup/mzg

Die Sonne lacht – der Frühling ist da, also die richtige Zeit für die Saisoneröffnung der saarländischen Viezstraße mit ihren zahlreichen Aktivitäten. Jetzt am Sonntag ist es wieder so weit: Umweltminister Reinhold Jost wird zusammen mit Wolfgang Schmitt, dem Vorsitzenden des Regionalvereins Viezstraße, um 14 Uhr bei der Hilbringer Baumschule Grau die Saison eröffnen. Mit von der Partie sind etliche Vereine und Selbstvermarkter. Und wie immer laden die Baumschule Grau und die benachbarten Gartenbaubetriebe zu einem interessanten Blick „hinter die Kulissen“ ein. Und natürlich ist wieder bestens für das leibliche Wohl der Besucher gesucht. Wolfgang Schmitt und seine Mitstreiter hoffen dabei auf ähnlich gutes Wetter wie im Vorjahr, als den ganzen Eröffnungssonntag über buntes Treiben mit Volksfestcharakter herrschte.

Für Wolfgang Schmitt ist der Merziger Viez ein ganz besonderes Alleinstellungs-Merkmal für die Region. Für die Zukunft gelte es deshalb, die Viezstraße und den Viez noch weiter über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. So strebt Schmitt an, die Ortseingangs-Bereiche von Merzig mit Apfelbäumen zu verzieren, um so symbolisch ein Tor zur „Viezstraße“ zu schaffen.

Die Viezstraße, die von Merzig bis Trier reicht und zukünftig in der anderen Richtung bis auf den Bietzerberg und nach Wallerfangen verlängert werden soll, steht aber nicht nur für Viez, sagt Wolfgang Schmitt, sondern verkörpert viel mehr die komplette Kulturlandschaft der Region mit all ihren Eigenheiten und gibt ihr so ihre ganz besondere Identität.

Träger der Regionalprojektes ist inzwischen der Verein „Viezstraße“, der aus der früheren Saargau-Touristik hervorgegangen ist und jüngst 20-jähriges Bestehen feiern konnte.

Und der Viez hat seine ganz besondere Geschichte. Als die Römer gen Norden zogen, mussten sie auf vieles verzichten, was sie zu Hause in der warmen Mittelmeerregion lieb gewonnen hatten, auf Wein zum Beispiel. Und so entdeckten sie einen anderen berauschenden Trank, den Apfelwein. Er wurde zum Ersatzwein, während die neu angepflanzten Weinreben heranwuchsen. Als Stellvertreter des aus Trauben gewonnenen Weines wurde der römische Apfelwein „Vice Vinum“ genannt, so erzählt man es sich zumindest heute. Ob diese Geschichte tatsächlich stimmt, lässt sich nicht mehr abschließend klären.

Aber der Name ist geblieben: Viez! So nennt man den Apfelwein seit Menschengedenken in der Region zwischen Mosel und Saar. Viez ist ein Getränk in unendlich vielen Variationen. So gibt es sortenreinen Apfelviez, Mischungen mit Birne, Quitte oder Holunder; und es gibt den süßen Viez, den unvergorenen Apfelsaft. Traditionell wird der Viez trocken ausgebaut, aber Kreativität und Experimentierfreude der Apfelwinzer sind keine Grenzen gesetzt.

Wolfgang Schmitt ist das beste Beispiel. Er hat aus seinem Viez ganz besondere Kreationen geschaffen, die wiederholt bei der Frankfurter Apfelweinmesse ausgezeichnet wurden. Als „kleiner“, aber ausgesprochen kreativer Selbstvermarkter konnte er sich so im Reigen der großen Apfelwein-Hersteller hervorragend platzieren. Aber jeder Erzeuger hat sein eigenes Geheimrezept, die oft über Generationen in der Familie weiter gegeben. Mittlerweile gibt es den Viez auch als Secco, Sekt oder Schampus. Viez wird mit einem Alkoholgehalt von fünf bis sieben Prozent ausgebaut. So harmoniert das trocken-herbe Getränk hervorragend mit deftigen Speisen.

Den Rohstoff für den Viez liefern die zahlreichen Streuobstwiesen auf dem Saargau zwischen Mosel und Saar über Landesgrenzen hinweg. So findet man Viez in Lothringen, im Saarland, dem Landkreis Trier-Saarburg und den westlichen Teilen von Eifel und Hunsrück, insbesondere aber auch in Luxemburg.

 Leckere Äpfel für heimischen Viez

Leckere Äpfel für heimischen Viez

Foto: dpa/dpaweb/Roland Weihrauch

Die Viezstraße spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Die Streuobstwiesen-Kultur und der Viez haben eine einmalige touristische Route hervorgebracht, die Viezstraße. Sie führt von Saarlouis und Merzig an der Saar bis in die Moselstadt Trier. Die Straße ist 150 Kilometer lang, ein Dorado für Radfahrer und Wanderer. Sie führt durch eine einzigartige Landschaft und durch Dörfer, in denen man noch traditionelles Landleben entdecken kann. Entlang der Strecke laden Gasthäuser zum Verweilen ein. Regionale Erzeuger bieten ihre Produkte an, sei es Honig, Marmelade oder Schnaps.

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