Tragödie für Familie Schmorbrand hat Teile des Hauses von Familie Wagner in Brotdorf ruiniert – auf Fünffach-Mutter kommen hohe Kosten zu

Brotdorf · Ein Schwelbrand hat das Haus von Kristin Wagner in Brotdorf vorübergehend unbewohnbar gemacht. Sie und ihre Kinder stehen nun vor hohen Sanierungskosten.

 Kristin Wagner und Tochter Junis vor der Tür, die einen Teil des Untergeschosses vor Schaden bewahrt hat.

Kristin Wagner und Tochter Junis vor der Tür, die einen Teil des Untergeschosses vor Schaden bewahrt hat.

Foto: Martin Trappen

Dass es zu einem erheblichen Brandschaden nicht unbedingt ein Feuer braucht, hat Kristin Wagner, alleinerziehende Fünffach-Mutter aus Brotdorf, vor kurzem schmerzlich erfahren müssen: In ihrem Haus in dem Merziger Stadtteil kam es Mitte Januar zu einem Schwelbrand, der die beiden Kinderzimmer, den anschließenden Flur und das Badezimmer im Untergeschoss zum großen Teil mit Ruß bedeckt hat. Ein weiteres an den Flur angrenzendes Zimmer und die Küche blieben verschont, weil die Türen fest verschlossen waren. Auch wenn es kein offenes Feuer gab, musste die Familie viele Möbel entsorgen, und die betroffenen Räume müssen nun kernsaniert werden. Kostenpunkt nach Schätzung eines Gutachters: weit über 25 000 Euro. Ob die Versicherung zahlt, ist noch nicht geklärt. Was die ohnehin schwierige Situation für die Familie noch erschwert: Kristin Wagner, ihre Tochter und die vier Söhne müssen seit inzwischen neun Jahren ohne Familienvater Norbert Wagner auskommen, der damals unerwartet verstorben war.

Die einzige Person im Haus war an diesem schicksalhaften Morgen der 19-jährige Sohn Konrad Wagner. Er sei an diesem Tag krank gewesen und habe zum Arzt gemusst, erinnert sich Konrad. Er sei weniger als eine Stunde weg gewesen, und als er nach Hause kam, habe er dann den Qualm gesehen. „Der Rauch strömte wie eine Flut aus dem Badezimmerfenster.“ Er habe das Untergeschoss durch die Küche betreten, in die der Qualm nicht vorgedrungen war. „Ich habe die Tür aufgemacht und den Hund gerufen, der kam auch gleich rausgerannt. Ich hab die Tür dann direkt wieder zugemacht, denn man wurde einfach erschlagen von diesem Rauch.“ Dann habe er direkt die Feuerwehr gerufen.

Die Brandursache sei lange unklar gewesen. Auch der Gutachter der Versicherung habe es sich nicht vollends erklären können. Derzeitiger Stand sei, dass der Plastik-Schuhschrank in einem der Kinderzimmer von Konrads jüngeren Geschwistern der Ausgangspunkt des Brandes war. In diesem Raum steht ein Holzbrikett-Ofen, mit dem die Familie die beiden Kinderzimmer heizt. Innerhalb des Schuhschranks scheinen so hohe Temperaturen entstanden zu sein, dass es angefangen hat zu qualmen. Aus den Zimmern ist der Rauch dann in den Flur und von dort ins Badezimmer gezogen. „Es hat eher geschmort als gebrannt“, erzählt Konrad. Es habe also kein offenes Feuer gegeben.

„Ich erinnere mich noch daran, wie ich morgens die Schuhe, weil sie im Weg herumlagen, einfach in diesen Schrank reingeschmissen habe“, sagt Kristin Wagner. Der Schuhschrank habe von innen nach außen gebrannt, wie die Feuerwehr festgestellt habe. Der Schrank sei dann zusammen mit den etwa zehn Paaren Schuhe zu einem Klumpen zusammengeschmolzen. „Wäre Konrad ein paar Minuten später gekommen, wäre der Hund wahrscheinlich an einer Rauchvergiftung gestorben“, erzählt die Mutter, die in Teilzeit als Erzieherin arbeitet, weiter. „Alles ist voller Ruß, die Decken sind komplett schwarz, die Wände sind schwarz“, beschreibt Konrad Wagner den Zustand der Räume.

 Am schlimmsten hat es die beiden Kinderzimmer erwischt. Im hinteren Zimmer, in dem auch der Ofen stand, brach der Schwelbrand aus.

Am schlimmsten hat es die beiden Kinderzimmer erwischt. Im hinteren Zimmer, in dem auch der Ofen stand, brach der Schwelbrand aus.

Foto: Martin Trappen

Besonders ärgerlich: Die Räume seien erst vor weniger als zwei Jahren neu eingerichtet worden. Zuvor sei die untere Etage vermietet gewesen.

Dennoch bleibt die Brandursache rätselhaft, denn an dem Ofen gab es laut Kristin Wagner nichts zu bemängeln. Ein weiterer Ofen stehe auch in der oberen Etage des Wohnhauses. Kamin und Abzug seien völlig in Ordnung. Im Untergeschoss habe ein älterer Ofen ohne Zwischenfälle 20 Jahre lang gestanden, berichtet die fünffache Mutter. Dieser sei aber vor anderthalb Jahren ausgetauscht worden. Der neue Ofen sei jedoch nicht, wie eigentlich erforderlich, von einem Schornsteinfeger abgenommen worden. „Man braucht eine Brandstättenbescheinigung. Die habe ich aktuell nicht, das war mein Versäumnis. Der Ofen, der davor dort stand, war abgenommen. Also grundsätzlich darf dort ein Ofen stehen“, erläutert Wagner Künftig möchte sie jedoch in diesem Zimmer keinen Ofen mehr stehen haben.

 Auch der Flur und das Bad blieben nicht verschont. Dass das Fenster im Bad gekippt war, rettete wohl dem Familienhund das Leben.

Auch der Flur und das Bad blieben nicht verschont. Dass das Fenster im Bad gekippt war, rettete wohl dem Familienhund das Leben.

Foto: Martin Trappen

Die Fenster in den betroffenen Räumen und die Fliesen im Badezimmer hofft die Familie wieder vom Ruß befreien zu können. Die untere Etage ist fürs Erste nicht mehr bewohnbar. Die ganze Familie muss in der Übergangszeit anderweitig unterkommen, auch um in dem Haus besser renovieren zu können. Mutter Kristin Wagner zieht mit den beiden jüngsten Kindern in eine Ferienwohnung, Konrad kommt nach eigenen Angaben bei einem Freund unter.

Eine Nachbarin der Familie, Eva Conrath, hatte schon auf Facebook eine Spendenaktion gestartet. Mit dem so gesammelten Geld hat die Familie bereits mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Und die Firma Bauunternehmung Kurt-Josef Reinert aus Brotdorf hat der Familie einen Überseecontainer zur Verfügung gestellt, in dem die noch erhaltenen Möbel untergebracht sind. Weitaus mehr Unterstützung ist jedoch notwendig, damit die Familie die Sanierung stemmen kann.

Daher ruft auch der SZ-Benefizverein „Hilf-mit!“ zum Spenden auf (siehe Infokasten) – Spenden bitte unter dem Stichwort „Familie Wagner“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort