Schlaglöcher stopfen im AkkordWo sind die größten Straßenschäden?

Merzig/Tünsdorf. Nasse Kälte kriecht durch die dicken Arbeitsschuhe, bleibt in den Kleidern stecken, macht sich mehr und mehr breit. "Im Streuauto war's schon wärmer", sind sich Michael Kelle und Martin Mohr einig, während sie auf der L 178 am Tünsdorfer Friedhof Löcher stopfen

Merzig/Tünsdorf. Nasse Kälte kriecht durch die dicken Arbeitsschuhe, bleibt in den Kleidern stecken, macht sich mehr und mehr breit. "Im Streuauto war's schon wärmer", sind sich Michael Kelle und Martin Mohr einig, während sie auf der L 178 am Tünsdorfer Friedhof Löcher stopfen. Doch den Männern von der Straßenmeisterei Merzig bleibt nichts anderes übrig: Augen zu und durch - auf zum nächsten Schlagloch. Nebel hat sich in den Wiesen und Wäldern rings um Tünsdorf festgesetzt, Regen hängt in der Luft, das Thermometer pendelt sich um die fünf Grad ein - ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen würde.Doch die Trupps vom Landesbetrieb für Straßenbau trotzen Wind und Wetter - der Verkehrssicherheit wegen. Wie viele Löcher sie gestopft haben, vermögen sie nicht mehr zu sagen. Seit dem Einsetzen des Tauwetters sind sie unterwegs, um die Krater auf den Straßen, die Schnee und Eis hinterlassen haben, zu flicken. 15 Tonnen Kaltasphalt sind nach Darstellung von Andrea Arnold, seit 1994 Chefin der Straßenmeisterei in Merzig, bislang für die Reparaturen der Schlaglöcher draufgegangen. Das Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. "Wer weiß, was uns der Winter an Schnee und Eis noch bringt", argwöhnt die Straßenbau-Ingenieurin.

Ab 25. November schoben Arnold und ihr 24-köpfiger Trupp Winterdienst - Großkampftage und -nächte auf Schneeräumfahrzeugen und auf Streuwagen, ebenso wie für die Leute von sechs Fremdfirmen. "Normalerweise sind die Männer im Winter in Rufbereitschaft. Angesichts der enormen Schnee- und Eismengen sind wir in Schichten gefahren. Da brauchten die Trupps nicht erst von zu Hause zu kommen", sagt die Chefin.

Mit der Schneeschmelze platzten Straßen auf. Für die Männer vom LfS bedeutete dies: nahtloser Übergang vom Winterdienst zum Reparatur-Akkord. Für 300 Kilometer Bundes- und Landstraßen sind die Merziger zuständig und für 40 Kilometer Autobahn - mit Räumen, Streuen, Ausbessern, inklusive Kontrollen.

"Es ist nicht das Salz, das die Straßen kaputt macht", sagt LfS-Pressesprecher Klaus Kosok, "sondern die Minusgrade der vergangenen Woche". Diese ließen den Untergrund gefrieren. "Schnee und Regen schwemmten dann über die Straßen." Die Folge: Schlaglöcher. In manchen Bereichen registriere man nur kleinere Löcher. Doch wo schneller gefahren wird und viele Lkw über den Asphalt rollen, seien die Schäden groß: "Die Reifen nehmen den lockeren Asphalt auf. Dadurch werden die Löcher schnell größer."

Gut 750 Kilo Kaltasphalt haben die Männer zu Beginn der Frühschicht geladen - 28 Eimer mit je 25 Kilo wurden in den Laster gehievt, dazu rund 50 Kilo loses Material. "Der Belag kann auch in der kalten Jahreszeit verbaut werden", sagt Schichtführer Bertram Strassel. "Ein Provisorium, doch mehr ist nicht zu machen." Bei den Temperaturen sei nicht daran zu denken, mit Heißasphalt zu arbeiten, meint er.

Erste Station an diesem nasskalten Morgen für Strassel und seine drei Leute: die L 178 im Bereich des Tünsdorfer Friedhofs. Kritisch lässt Strassel seine Blicke über die teilweise marode Teerdecke schweifen. "Neben dem Schlagloch hat sich ein Haarriss gebildet. Im Frühjahr wird wohl saniert werden müssen", meint er. Derweil schaufeln Michael Kelle, Martin Mohr und Orhan Oral die Bitumenmischung vom Auto. "Die Löcher müssen zuvor gründlich ausgefegt werden, sonst hält die Füllung nicht", verrät Strassel. Während Oral das Loch zuschaufelt, steht sein Kollege mit einem Stampfer Gewehr bei Fuß - um das Material zu verdichten. Knochenjob und Sisyphusarbeit zugleich. Wie lange die Stopferei hält, vermag niemand zu sagen, zumal der Winter noch lange nicht vorbei ist. Schon Mitte der kommenden Woche, so vermuten Wetterfrösche, kann das Thermometer wieder fallen. Die Konsequenz: Schnee und Schneeregen.

Während ein leichter Nieselregen fällt, machen sich die Männer auf zur nächsten Baustelle.

Merzig-Wadern. Die Schneemassen haben ihre Spuren auf den Straßen im Grünen Kreis hinterlassen: Schlaglöcher machen aus manchen Fahrbahnen die reinsten Buckelpisten. Dauerfrost hat an vielen Stellen die gerade erst mühsam gestopften Löcher des vergangenen Winters wieder aufbrechen lassen oder neue gerissen.

Wie hoch der Schaden ist, den Schnee und Eis hinterlassen haben, vermag bislang niemand zu sagen. Nur eines steht fest: Die Frostschäden auf den Straßen im Grünen Kreis sind immens. Welche Krater der Rekordwinter in der Gemeinde Weiskirchen riss, hat SZ-Leser Stefan Haas mit seinem Fotoapparat festgehalten. Angesichts solcher Rüttelpisten leiden Autofahrer und ihre Wagen. Und Schlaglöcher bergen Gefahren. So kann es zu Unfällen kommen, weil Autofahrer oder Radfahrer in ein Schlagloch geraten, das für sie nicht sichtbar ist. Das kann in der Werkstatt enden - im schlimmsten Fall sogar im Krankenhaus. Auch können Schlaglöcher Autofahrer zu unkontrollierten Ausweichmanövern verleiten - fatale Folgen sind bei solchen Manövern nicht ausgeschlossen.

Deshalb fragt die Saarbrücker Zeitung nun Sie, liebe Leser: Wo lauern im Landkreis Merzig-Wadern große Schlaglöcher? Wo sollten Verkehrsteilnehmer besonders vorsichtig sein? Schicken Sie uns Bilder und Informationen über schwere Straßenschäden. Bitte beschreiben Sie möglichst genau, wo sich die gefährliche Stelle befindet. red

 Buckelpiste in Weiskirchen in der oberen Trierer Straße, Ecke Heilig-Kreuz-Straße. Foto: Haas

Buckelpiste in Weiskirchen in der oberen Trierer Straße, Ecke Heilig-Kreuz-Straße. Foto: Haas

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