Merzig „Ihr habt es drauf, das ‚Savoir Vivre’“

Am Freitag, 24. Mai, 20 Uhr, gastiert der Comedian im Theater am Ring in Saarlouis und präsentiert ein Comedy-Programm.

 Markenzeichen von Rüdiger Hoffmann sind eine sehr langsame und entspannte Sprechweise, trockener Humor und der Eingangssatz: „Ja, hallo erst mal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten, aber …“

Markenzeichen von Rüdiger Hoffmann sind eine sehr langsame und entspannte Sprechweise, trockener Humor und der Eingangssatz: „Ja, hallo erst mal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten, aber …“

Foto: Nadine Dilly

Herr Hoffmann, auf der Bühne haben Sie ja ziemlich die Ruhe weg. Sind Sie privat auch so tiefenentspannt oder eher das komplette Gegenteil?

HOFFMANN Ich komme aus Paderborn. Da sind wir alle keine Hektiker (zwinkert). Und diese Tiefenentspannung kommt mir natürlich auf der Bühne zugute. Meine Geschichten profitieren von der ostwestfälischen Langsamkeit. So können sie sich in Ruhe im Kopfkino der Zuschauer entfalten.

Sie sind seit über drei Jahrzehnten als Kabarettist unterwegs. Ist es heute schwieriger geworden, die Leute zum Lachen zu bringen?

HOFFMANN Bei meinen Fans hat sich da eigentlich nicht viel geändert. Gut, wir sind vielleicht alle ein kleines bisschen älter geworden (lacht), aber sonst so . . . Meine Fans können noch genauso über meine Geschichten lachen, wie sie es schon zu Beginn meiner Karriere gemacht haben. Die sind bei jedem neuen Programm dabei, und wir haben immer viel Spaß zusammen. Ich habe ganz großartige Fans. Es kommen aber auch immer mehr jüngere Leute zu meiner Tour. Die kennen meine Anfänge nicht, für die bin ich ein bisschen Retro. Aber sie können mit meinem Humor was anfangen, und wir haben immer alle zusammen einen richtigen lustigen Abend.

Sind Sie manchmal überrascht, an welchen Stellen oder über welche Witze das Publikum am meisten lacht?

HOFFMANN Es gibt immer mal wieder Zuschauer, die lachen an Stellen, wo man es echt nicht erwartet hätte. Aber es gibt natürlich auch Gags im Programm, von denen man weiß, dass sie ein sicherer Lacher sind.

Ist eine „Best-Of“-Show mit 55 Jahren nicht etwas früh? Sie wollen doch bestimmt noch ein bisschen weiter machen.

HOFFMANN Absolut. Vor Live-Publikum aufzutreten, ist für mich das Größte und macht mir riesig viel Spaß. Das wird es auch weiterhin tun. Aber ich bin ja wirklich schon lange dabei und habe schon so viele Geschichten erzählt, dass sich ein „Best-Of“ tatsächlich angeboten hat. Es muss ja nicht bei dem einen bleiben (zwinkert).

Wenn Sie jetzt zurückblicken, was waren die Höhepunkte Ihrer Karriere?

HOFFMANN Einer war ganz sicher mein Auftritt im Vorprogramm der Rolling Stones. Das war der Kracher! Wenn du vor 80 000 Zuschauer spielst und die rasten völlig aus, dann weißt du, was „Satisfaction“ bedeutet.

Es ist sicherlich nicht einfach, sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen. Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

HOFFMANN Die Inspiration kommt quasi von selbst, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht und einen Blick auf die ganz alltäglichen Dinge hat, die sonst eigentlich an uns vorüberziehen, ohne dass wir sie wirklich wahrnehmen. Wer kennt sie nicht, die Situation im Supermarkt, wo ein Paar vor einem in der Kassenschlange steht und sie zu ihm sagt: „Wie oft soll ich Dir das eigentlich noch sagen?“ Für die meisten ist das nur ein Satz, den sie gar nicht bewusst wahrnehmen. Für mich ist dieser Satz der Stoff für eine neue Geschichte.

Und wie entstehen Ihre Bühnen-Programme?

HOFFMANN Alle meine Ideen notiere ich als Notiz, meistens in meinem Handy. Bevor ich dann losschreibe, schaue ich mir die ganzen Notizen an. Und dann mache ich mich an die Ausarbeitung. Das ist richtig Arbeit. Aber ich schreibe gern und wenn ich einmal damit anfange, dann merke ich gar nicht, wie die Zeit verfliegt, so sehr bin ich dann in die Geschichte eingetaucht.

Ihr Markenzeichen ist der Spruch „Ja, hallo erst mal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten, aber …“ Wie kam es dazu?

HOFFMANN Ich habe damals nach dem absoluten Antianfang gesucht, mit dem man so einen Comedy­abend nur eröffnen kann. Heraus kam dann „Ja, Hallo erstmal. Ich weiß gar nicht ob Sie es wussten, aber ich bin jetzt so ein bisschen nervös, und falls Sie jetzt in dem Moment merken, dies ist jetzt doch nicht so die Art von Unterhaltung, was Sie sich vorgestellt haben, dann könnte ich es verstehen, wenn Sie noch etwas anderes machen wollen“. Damit wollte ich die Leute irritieren. Dem Publikum gefiel es trotzdem. Vielleicht auch gerade deswegen, und so wurde es dann zu meinem Markenzeichen.

Mit Ihrer Show treten Sie am Freitag auch in Saarlouis auf. Was verbinden Sie mit dem Saarland?

HOFFMANN Im Saarland weiß man gutes Essen und Lebenslust zu schätzen. Ihr habt es drauf, das „Savoir Vivre“. Und schöne Ecken gibt es bei Euch auch. Nehmen wir zum Beispiel die Saarschleife, um nur eine zu nennen.

Gibt es, was das Publikum angeht, regionale Unterschiede?

HOFFMANN Man kann tatsächlich Unterschiede bemerken. Im Norden besteht das Publikum hauptsächlich aus stillen Lachern. Die Bayern lieben Schenkelklopfer, der Osten mag es schlüpfrig und das Saarland lacht gern und laut. Aber egal wie die Lachmentalität ist, der Spaß, den wir zusammen haben, ist überregional.

Ursprünglich haben Sie Lehramt studiert. Jetzt sind sie Comedian. Haben Sie das mal bereut?

HOFFMANN Ich habe tatsächlich ein paar Semester Musik studiert, und dann ging es los mit Comedy. Ich bin da so reingerutscht, aber es ist der beste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Die Musik gehört aber weiterhin zu meinem Leben. Deshalb setze ich mich bei meinen Programmen auch gern ans Klavier und singe zur Abwechslung ein paar Liedchen.

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