Betroffenheit auch im Grünen Kreis Bestürzung nach Entscheidung gegen Ford in Saarlouis

Merzig-Wadern · Die Entscheidung der Ford-Konzernspitze, nach 2025 keine Autos mehr im Saarlouiser Werk bauen zu lassen, sorgt auch im Landkreis Merzig-Wadern für Bestürzung: „Eine schlimme Situation, die politisch leider nicht – so wie von allen erhofft – positiv beeinflusst werden konnte“, urteilt die Landrätin des Grünen Kreises, Daniela Schlegel-Friedrich.

 Mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (Bildmitte) demonstrierten die Beschäftigten von Ford gegen die Entscheidung, das neue E-Auto-Modell in Valencia bauen zu lassen.

Mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (Bildmitte) demonstrierten die Beschäftigten von Ford gegen die Entscheidung, das neue E-Auto-Modell in Valencia bauen zu lassen.

Foto: BeckerBredel

Der Mittwoch, an dem das Aus für die Auto-Produktion in Saarlouis verkündet wurde, sei „bedrückend und ernüchternd“ gewesen. Schlegel-Friedrich: „Auch ich bin genau wie viele Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Merzig-Wadern geschockt: Viele Beschäftigte könnten von einem Stellenabbau bei Ford mittelbar oder unmittelbar betroffen sein.“ Die Kraft müsse jetzt darauf konzentriert werden, möglichst viele Stellen bei Ford und den Zulieferern zu erhalten, findet Schlegel-Friedrich.

„Die Schließung von Ford in Saarlouis ist ein herber Verlust für unsere Region, den wir sehr bedauern“, findet auch Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld. „Es ist immer schlimm, wenn Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren oder Angst um diesen haben, unabhängig davon, ob dies in einem großen Betrieb geschieht oder in einem kleinen Unternehmen.“ In diesem Fall seien aber besonders viele Familien durch einen möglichen Arbeitsplatzverlust in Sorge, in Existenznöte zu gelangen und sich den Lebensunterhalt nicht mehr leisten zu können, betont Hoffeld. „Dazu zählen auch viele Menschen aus unserer Stadt, denn einige Merzigerinnen und Merziger sind bei Ford oder einem Zuliefererbetrieb beschäftigt.“ Es gelte jetzt zeitnah Lösungen zu finden, damit diesen Menschen schnell eine berufliche Perspektive geboten werden kann.

Eine Chance durch die bevorstehende Schließung des Ford-Werks in Saarlouis sieht Hoffeld allerdings für zahlreiche Firmen in der Region, die schon seit langem auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften sind.

Konsterniert zeigt sich der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Thielen über die Entscheidung vom Mittwoch: „Die Entscheidung des Managements betrifft die Mitarbeiter von Ford und den Zulieferern besonders hart und schickt diese in eine dramatische Situation. Nachdem viele in den letzten Jahren bereits durch den Bieterkampf zwischen Saarlouis und Valencia stark belastet wurden steht man nun trotz harter Arbeit mit leeren Händen da.“ Die Solidarität der CDU Merzig-Wadern mit den Mitarbeitern und ihren Familien sei uneingeschränkt, „wir unterstützen jegliche Maßnahmen, die eine Verbesserung der Situation herbeiführen“, betont Thielen, der den Grünen Kreis auch im Landtag als Abgeordneter vertritt.

Thielen zeigt sich überzeugt, dass das Saarland alles nur Mögliche getan hat, um dieser Entscheidung entgegenzuwirken: „Das Paket für den Standort Saarlouis, was noch von der CDU-geführten Landesregierung geschnürt wurde, ging an die Grenzen des finanziell Tragbaren und des nach EU-Beihilferecht Erlaubten. Wenn aber am Ende niedrigere Personalkosten oder längere Arbeitszeiten in Spanien der Grund für die Entscheidung waren, so hatte Saarlouis nie eine faire Chance.“ Gleichzeitig mahnt der CDU-Kreischef an, dass nun schnell weitere Perspektiven durch das Unternehmen und die Landesregierung aufgezeigt werden müssen. „Fest steht aktuell lediglich, dass keine Vollproduktion eines E-Autos als Nachfolge für den Focus ab 2025 vorgesehen ist.“ Ford müsse nun schnellstmöglich klarstellen, wie die Zukunft der Produktion in Saarlouis aussieht.

 Der Landesparteitag der CDU am Samstag (28.08.2022) in Eppelborn. Im Bild (v.l.): Alexander Zeyer und Stefan Thielen. Foto: BeckerBredel

Der Landesparteitag der CDU am Samstag (28.08.2022) in Eppelborn. Im Bild (v.l.): Alexander Zeyer und Stefan Thielen. Foto: BeckerBredel

Foto: BeckerBredel
 Dagmar Ensch-Engel Foto: privat

Dagmar Ensch-Engel Foto: privat

Foto: Ensch-Engel

Die Entscheidung gegen Ford Saarlouis hat die Linkspartei im Kreis nach den Worten ihrer Kreisvorsitzenden Dagmar Ensch-Engel „zwar nicht völlig überrascht, ist aber dennoch ein Schlag ins Kontor“. Aus Sicht von Ensch-Engel wurde im Land Wirtschaftspolitik ohne Weitsicht und ohne Nachdruck geliefert. „Das Ergebnis sehen wir jetzt. Von Ankündigungen alleine lässt sich ein Industriestandort nicht attraktiv darstellen. Auch vermisse ich bis heute die Unterstützung vom Bund.“ Die Region und das ganze Land, insbesondere aber die Kreise Saarlouis und Merzig-Wadern, werden massiv betroffen sein. Nun müsse schnell und effektiv gehandelt und umgehend ein Konzept mit Zukunftsperspektiven für die Beschäftigten von Ford und den Zulieferbetrieben aufgestellt werden.

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