Deutschland-Tour Radwelt blickte am Samstag nach Merzig

Merzig · Die Kreisstadt war am Samstag Zielort für die dritte Etappe der Deutschland-Tour. Vorher hatten die Radsportler auf rund 170 Kilometern zum Teil harte Prüfungen in Losheim, Beckingen und Mettlach zu absolvieren. Tausende Zuschauer ließen sich das Radsportereignis nicht entgehen.

 Durchblick: Ein junger Fan mit der Tour-Brille.

Durchblick: Ein junger Fan mit der Tour-Brille.

Foto: Ruppenthal

Alle Blicke waren am vergangenen Samstag auf das Saarland gerichtet, genauer: auf Merzig, das dritte Etappenziel der Deutschland-Tour, die nach zehn Jahren Pause wieder Fahrt aufnahm. In insgesamt 190 Ländern konnten Radsport-Fans die Austragung des neu aufgelegten Spitzenrennens am Fernseher verfolgen, bekamen immer mal wieder spektakuläre Aufnahmen aus der Region, etwa von der Kreuzbergkapelle, Burg Montclair und der Saarschleife, zu sehen. Ohnehin zeigte sich der Gastgeber von seiner besten Seite, die Stimmung in der Trierer Straße, dem Zielbereich der Etappe, war herausragend, trotz weiträumiger Straßensperrungen verlief nach Angaben der Polizei alles reibungslos, erwähnenswerte Zwischenfälle gab es keine. Bei allen Beteiligten fiel die Bilanz durchweg positiv aus.

Knapp 8000 Menschen lockte die Deutschland-Tour am Samstag in die Kreisstadt. 50 000 fieberten den Radprofis bei ihrer dritten Etappenfahrt, die in Trier startete und nach 177 Kilometern in Merzig endete, entlang der Strecke entgegen, berichtet Ralf Geisert, Leiter der Zentralen Verkehrspolizeilichen Dienste. Bereits ab zehn Uhr wurde den Besuchern im Festbereich an der Pfarrkirche St. Josef ein umfangreiches Programm geboten, auch für das leibliche Wohl war gesorgt.

So konnten sich die Jüngsten etwa in der Fahrrad-Erlebniswelt der „kinder+Sport mini tour“, die von der Bewegungsinitiative  „kinder+Sport“ organisiert wurde, austoben und nebenbei Tipps und Tricks vom ehemaligen Radprofi Jens Voigt, der als Botschafter der Initiative im Einsatz war, abstauben. „Wir wollen Kinder und Jugendliche für mehr Sport und Bewegung im Alltag begeistern. Das Fahrrad eignet sich dafür natürlich bestens“, erklärte Voigt. An insgesamt drei Stationen lernten die Kinder einen sicheren Umgang mit dem Rad, am Ende wartete eine Urkunde und ein Fahrradführerschein auf sie.

Für Verzückung bei allen Besuchern sorgten die Kleinen aber vor allem bei einem Sprint- und Laufradrennen am Morgen und Nachmittag. Auf den Spuren der Spitzensportler stellten sie ihr Können auf der Zielgeraden der Deutschland-Tour unter Beweis. Die Sieger durften sich über einen Pokal und einen Rucksack, gefüllt mit einem Handtuch und einer Trinkflasche, sowie begeisterten Jubelrufen aus dem Publikum freuen.

Um 12 Uhr fiel dann der Startschuss für die Newcomer-Tour-U17, bei der sich 40 Radsportlerinnen aus Deutschland, Luxemburg und Belgien präsentierten. Das Rennen mit fünf Runden à 9,5 Kilometer konnte Linda Riedmann vor Lucy Mayrhofer und Lea Waldhoff, alle Drei aus Deutschland, für sich entscheiden.

Nach dem Rundkurs der Nachwuchstalente begann es allmählich voll zu werden im Festbereich. Eingefleischte Fans bemühten sich um einen Platz in der ersten Reihe, einige stellten sogar Klappstühle auf. So wie Yves Uttner. „Ich bin aus Forbach gekommen, um Romain Bardet anzufeuern. Es freut mich sehr, dass es die Deutschland-Tour wieder gibt und sie in Merzig Halt macht, die Stimmung hier ist wunderbar“, meinte er. Man musste aber kein passionierter Anhänger des Radsports sein, um zu wissen, dass es sich bei der Deutschland-Tour um ein besonderes Ereignis handelte. „Ein Comeback nach zehnjähriger Pause und dann auch noch mit einer Etappenfahrt durch unsere Region, das ist schon toll. Als Saarländer will man das natürlich nicht verpassen“, so Bernhard Merziger aus Losheim.

Und um 15.15 Uhr war es dann endlich soweit: unter frenetischem Applaus der Zuschauer, die sich dicht an dicht reihten, rasten die Profis das erste Mal in die Zielgerade in der Trierer Straße. Lange währte der ohrenbetäubende Jubel nicht, in wenigen Minuten zog der Tross an den Besuchermassen vorbei. Die Stimmung blieb trotz dessen ausgelassen, auf einer großen Leinwand fieberten die Besucher der zweiten und damit finalen Ankunft der Profis entgegen. Um kurz nach 16 Uhr stieg die Aufregung, der Blick auf die Leinwand verriet: gleich würde das Peloton ins Ziel rollen, der Gewinner der dritten Etappe feststehen. Plötzlich ein Raunen im Publikum: zwei Fahrer stürzen auf den letzten Kilometern. Doch der Schock ist schnell wieder vergessen, als sich das Rennen wenig später entscheidet und der Slowene Matej Mohoric als Sieger hervorgeht, knapp vor dem Kölner Nils Politt. Nach einer kurzen Siegerehrung, bei der Bundesaußenminister Heiko Maas, der saarländische Innenminister Klaus Bouillon und Merzigs Bürgermeister Markus Hofffeld dem 23-jährigen Mohoric gratulieren, ist das Spektakel auch schon wieder vorbei.

Monatelang habe man sich auf diesen Tag, der die Stadt etwa 40 000 Euro kostete, vorbereitet, sagt Hoffeld. Über 350 freiwillige Helfer waren im Einsatz und sorgten dafür, dass alles sicher über die Bühne geht. Ob sich das Geld und der Aufwand gelohnt haben? „Auf jeden Fall. Das Event hatte eine große Bedeutung für die Stadt und unsere Region. Unsere Sehenswürdigkeiten wurden mit unglaublichen Bildern im Fernsehen und auf sozialen Netzwerken ins Licht gesetzt, wovon unsere Tourismusregion noch profitieren wird“, ist sich Hoffeld sicher. Über das soziale Netzwerk Facebook habe er bereits jede Menge positives Feedback bekommen.

Auch die Polizei zieht ein positives Fazit. „Wir hatten einen verhältnismäßig ruhigen Tag. Es gab weder Unfälle noch irgendwelche Schadensereignisse oder Straftaten. Es ist immer erfreulich, wenn die Polizei bei Großveranstaltungen wie diesen nicht in den Vordergrund treten muss. Auch die ehrenamtlichen Ordner entlang der Strecke haben einen super Job geleistet. Ich denke, ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, dass das ein sehr schöner Tag war“, resümiert Geisert. Dass alles reibungslos lief, sei auch den Besuchern selbst zu verdanken, ergänzt Christian Marx, Leiter des Verkehrsdienstes: „Viele haben auf ihr Auto verzichtet, sodass es nur ganz wenige, temporäre Verkehrsstörungen gab, die sich schnell wieder aufgelöst haben“.

 8000 Besucher erwarteten das Peloton der Deutschland-Tour bei ihrer dritten Etappenfahrt am Samstag in der Trierer Straße in Merzig. Die Stimmung war herausragend. 

8000 Besucher erwarteten das Peloton der Deutschland-Tour bei ihrer dritten Etappenfahrt am Samstag in der Trierer Straße in Merzig. Die Stimmung war herausragend. 

Foto: Ruppenthal
 Die Weinbergfreunde Merzig an der Kreuzbergkapelle.

Die Weinbergfreunde Merzig an der Kreuzbergkapelle.

Foto: Ruppenthal
 Auf der Festwiese St. Josef war am Samstag viel los.

Auf der Festwiese St. Josef war am Samstag viel los.

Foto: Ruppenthal
 Das „Fahrerlager“ der Deutschland-Tour in Merzig.

Das „Fahrerlager“ der Deutschland-Tour in Merzig.

Foto: Ruppenthal
 Teufel Didi Senft und Bundesaußenminister Heiko Maas.

Teufel Didi Senft und Bundesaußenminister Heiko Maas.

Foto: Ruppenthal

Auf der Strecke von Trier nach Merzig gab es auch für die Rennfahrer keinerlei Beeinträchtigungen, erzählt Stefan Wellstein, der gemeinsam mit einem Kollegen in einem Funk-Streifenwagen etwa fünf Minuten vor dem Peloton als Lotse unterwegs gewesen sei. Bei einem unvorhersehbaren Ereignis wären die beiden Polizisten dafür zuständig gewesen, kurzfristig eine Ausweichstrecke zu organisieren. „Dazu kam es aber nicht. Die Parkverbote wurden von den Leuten auf der gesamten Strecke eingehalten, sodass die Profis immer eine freie Bahn hatten“, konstatiert Wellstein.

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