Proben für das Grusel-Musical

Merzig · Die Addams Family kommt in den Merziger Zeltpalast – als deutsche Version des Broadway-Musicals. Unter der Leitung von Andreas Gergen laufen die Proben für die Geschichte um die Horrorfamilie auf Hochtouren.

 Wirbelwind: Regisseur Andreas Gergen (vorne) gibt dem Ensemble Anweisungen. Foto: Rolf Ruppenthal

Wirbelwind: Regisseur Andreas Gergen (vorne) gibt dem Ensemble Anweisungen. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Eine ganz normale Nacht bittet sich Wednesday von ihrer Familie aus. Doch Mühe allein, wie von der grotesken Sippe versprochen, genügt nicht. So müssen sich die potenziellen Schwiegereltern der Prinzessin der Finsternis auf einige Überraschungen gefasst machen, schließlich sind sie im Gruselkabinett der Addams Family zu Gast. Schon der Empfang der Beinekes durch das Familien-Faktotum alias Gerhard Karzel jagt den Eheleuten einen leichten Schauder über den Rücken. Lurch, noch nicht zum Turm in Menschengestalt herangewachsen, schlurft mit Seelenruhe zur Türe: für den Geschmack von Andreas Gergen dennoch zu schnell. Das Ganze auf Anfang: Bei der Geschwindigkeit, die der Schauspieler jetzt drauf hat, wäre eine Schnecke klar im Vorteil - aber es ist genau das Tempo, das den Regisseur tierisch imponiert.

Als Karzel Ethan Freeman, der in die Rolle von Mel Beineke schlüpft, noch den imaginären Hut vom Kopf holt, ist Gergen restlos begeistert. "Gut gemacht." Er lässt Freeman und Ehefrau Alice, gespielt von April Hailer, sich kurz in dem skurrilen Museum der Addams umschauen. Sie kann ihm nur noch zutuscheln: "Das ist so mit den New Yorkern. Wenn die die Miete bezahlt haben, fehlt das Geld für andere Dinge". Danach bricht er die Szene ab, wendet sich dem Tanz der Ahnen zu.

Seit gut 14 Tagen laufen im Merziger Zeltpalast die Proben für die Premiere des bekannten Broadway-Musical Addams Family in deutscher Sprache, wie Astrid Weber, die rechte Hand von Gergen verrät. "Die szenischen und choreografischen gleichzeitig". So hat denn auch Gergen die Bühne geentert, um jeden Schritt, jede Mimik und Gestik des fast 20-köpfigen Ensembles genau studieren zu können. Choreograf Danny Costello hat seinen Platz vor der Bühne eingenommen, lässt von dort aus die Addams und ihre Ahnen tanzen, bewegt sich mit - den Twist eingeschlossen, den der Regisseur einfordert. "Lurch, bleib' einen Schritt hinter Morticia und Gomez zurück", sagt der Spielleiter - eine Aufforderung, die der Diener prompt befolgt. Immer wieder und wieder lässt Gergen die Vorfahren die Teile des Hauses zusammenschieben und drehen: eine Aufgabe, bei der Astrid Weber helfen muss. Dass sie dafür jedes Mal ihre Schuhe mit den hohen Absätzen ausziehen muss, nimmt sie lächelnd in Kauf.

Für den Titelsong hat Produzent Joachim Arnold den Sessel am Piano mit Tobias Deutschmann getauscht. Seinen Rucksack umgeschultert, wankt und weicht Deutschmann, der musikalische Leiter, nicht von seinem Platz am Klavier, blickt gebannt zur Bühne, konzentriert sich auf jeden Ton, als sich die Gruselsippe vorstellt, auf jedes Fingerschnippen. "Die Addams haben Stil", verkündet die Mischpoke stolz. So ist das Stück "Tod eines Handlungsreisenden" genau ihr Ding. "Ach, was haben wir gelacht", verrät Morticia (Edda Petry) über den Besuch im Theater. Auf Wunsch des Regisseurs schwebt sie die dunkle Treppe hinauf, um von der zweiten Etage aus ihrer staunenden Familie zu verkünden: "Ich habe den Streuselkuchen kaltgestellt." Derweil findet Gomez (Uwe Kröger ) tierischen Spaß daran, Theatertochter Wednesday (Jana Stelley) mit seinem Stift, der eine Zigarre darstellen soll, Punkte auf Nase und Finger zu malen.

"Addams nicht Addam heißt die Familie", meint der Musicaldarsteller, der nach Hairspray erneut im Zeltpalast gastiert - als heißblütiger Ehemann des wahren Familienoberhauptes. Stets an seiner Seite: Sohn Pugsley. Bei dieser Probe hat Noah Walczuch aus Lebach den Zuschlag erhalten, während Justin Natale aus Schwemlingen, der zweite Konstrukteur von Miniatur-Guillotinen, jede Bewegung vom Zuschauerraum wie ein Schwamm aufsaugt und jeden Schritt mitmacht. Zufrieden blickt Joachim Arnold von seinem Klaviersessel aus in die Runde: "Das ist erste Bundesliga", gerät er über Stück und die Schauspieler ins Schwärmen.

Karten: Tel. (0 68 61) 9 91 00.

www.musik-theater.de

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