Typisierungs-Aktion Potenzielle Lebensretter ließen sich typisieren

Menningen · Zahlreiche Freiwillige wollten sich in Menningen als Stammzellenspender registrieren lassen, um der erkrankten Beate zu helfen.

 Bevor bei ihnen eine Speichelprobe gemacht wurde, mussten die Spender einen Fragebogen zur eigenen Gesundheit ausfüllen.

Bevor bei ihnen eine Speichelprobe gemacht wurde, mussten die Spender einen Fragebogen zur eigenen Gesundheit ausfüllen.

Foto: Tina Leistenschneider

Mit der Typisierungsaktion „Hilfe für Beate“ suchte der DRK-Ortsverein Menningen  mit der Stefan-Morsch-Stiftung nach einem geeigneten Stammzellspender für die 58-Jährige und für andere Leukämiepatienten. Und die potenziellen Lebensretter strömten in Scharen auf den Bietzerberg. Von 14 bis 18 Uhr konnten sich am vergangenen Sonntag alle gesunden Erwachsenen zwischen 18 und 40 Jahren im Bürgerhaus in Menningen kostenlos als Lebensretter registrieren und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, den genetisch passenden Spender für Leukämiepatienten zu finden. Denn schlägt eine Chemotherapie nicht an, ist eine Transplantation durch Stammzellen die letzte Hoffnung auf Genesung. Die stolze Bilanz am Ende des Tages: 164 Personen haben sich als Stammzellenspender registrieren lassen.

Um Beate zu helfen, kamen viele Freunde und Bekannte nach Menningen, um sich prüfen zu lassen, darunter Patrick Portnichi, ein Freund von Beates Sohn Alexander Erbel. Beide lernten sich durch das Rockfestival „Rock auf dem Berg“ 2005 im Menninger Bürgerhaus kennen. Am Sonntag trafen sie sich im Bürgerhaus zur Spende wieder. „Als ich davon erfuhr, wollte ich direkt helfen“, erzählte Portnichi, der aus Hermeskeil kam. „Das ist mir die Fahrzeit wert“, sagte der 36-Jährige. Mit seiner Freundin Karina Wahlen hofft er auf einen geeigneten Spender für die Frau.

Auch der 20-jährige Felix Adam ließ sich typisieren. Er kam mit acht Fußballerfreunden vom FC Besseringen  nach einem Fußballspiel vorbei, um „für eine gute Sache zu helfen und die Aktion zu unterstützen“. Die gleiche Idee hatten weitere Fußballmannschaften aus der Umgebung, wie der SV Menningen, die Fußballmannschaften von Bous und Bachem-Rimlingen sowie die SG Faha-Weiten, die für die Aktion sogar ihr Spiel verlegte. Nachdem die Spender einen Fragebogen zur eigenen Gesundheit ausfüllten, nahmen die ehrenamtlichen Helfer bei der Speichelprobe einen Abstrich, der im Labor untersucht wird. An alle Spender verteilte das DRK Menningen als Dank eine Rose – insgesamt 164 Menschen überreichten DRK-Chef Eberhard Mock und seine Helfer dieses Dankeschön.

Die 164 Speichelproben werden jetzt im Labor der Birkenfelder Stammzellspenderdatei auf die sogenannten HLA-Merkmale untersucht. Diese Werte sind entscheidend, um als Stammzellspender für Beate oder andere Leukämiepatienten in Frage zu kommen. Im Idealfall müssen zehn dieser Werte mit denen eines Patienten übereinstimmen. Kommt man als Spender in die Auswahl, nehmen Mitarbeiter der Spenderdatei Kontakt auf.

Im Herbst vergangenen Jahres begann der Leidensweg von Beate Erbel. Eine Entzündung am Zahn klang nicht ab, zudem klagte sie über Müdigkeit. Ein Blutbild stellte  Blutkrebs bei ihr fest.

Die Typisierungsaktion war ein Wunsch seiner Mutter, erzählte Alexander Erbel und zeigte sich angesichts der zahlreichen Spender ergriffen: „Ich bin völlig überwältigt.“ Um möglichst viele Spender zu gewinnen, rührten er und das DRK Menningen die Werbetrommel. Über 2500 Flyer und Plakate wurden gedruckt und in Merzig und Umgebung verteilt. Zusätzlich startete Beates Sohn mehrere Aktionen bei Facebook und schrieb Vereine, Radiosender und auch die Saarbrücker Zeitung an, die die Aktion an ihre Hörer und Leser brachten.

Unterstützt wurde Alexander Erbel von der Stefan-Morsch-Stiftung, der ältesten Stammzellspenderdatei Deutschlands und eine von 26 Stiftungen in ganz Deutschland, bei der sich Spender typisieren lassen können. Später wandern die Spenderdateien in ein weltweites Zentralregister. Allein 450 000 Menschen seien in der Stefan-Morsch-Stiftung registriert, wie Vorstandsmitglied Bruno Zimmer beim Termin in Menningen erzählt. Gemeinsam mit der Bundeswehr und dem Deutschen Roten Kreuz veranstalte die Stiftung jährlich mehrere tausend solcher Aktionen, darunter einige personenspezifische wie für Beate, die besonders viele Menschen zum Registrieren motivieren.

 Der 36-jährige Patrick Portnichi ist seit 13 Jahren mit dem Sohn von Beate Erbel befreundet und kam aus Hermeskeil , um sich in Menningen typisieren zu lassen.

Der 36-jährige Patrick Portnichi ist seit 13 Jahren mit dem Sohn von Beate Erbel befreundet und kam aus Hermeskeil , um sich in Menningen typisieren zu lassen.

Foto: Tina Leistenschneider

Angesichts der hohen Resonanz auf dem Bietzerberg war Zimmer mehr als beeindruckt: „Es ist gigantisch und vorbildlich, wie hier ein ganzes Dorf mithilft und wie geholfen wird“, sagte er. Mehr als 20 Ehrenamtliche halfen in Menningen mit, um möglichst viele Menschen zu typisieren, damit Leukämiepatienten wie Beate vielleicht überall auf der Welt geholfen werden kann.

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