Hilbringen Menschen aus dem Kosovo lernen Pflegeberuf

HILBRINGEN · In einem Pilot-Projekt will die CEB-Akademie in Hilbringen dem Fachkräftemangel entgegen wirken. Im Jahr 2020 geht es los.

 Vertreter der CEB und der Beschäftigungs-Förderungs-Agentur Kosovo (APPK) haben in der CEB-Akademie die Details für die künftige Zusammenarbeit besprochen: der Geschäftsführer der APPK Bedri Xhafa (Dritter von links), CEB-Geschäftsführer Gisbert Eisenbarth (Zweiter von rechts), der Bereichsleiter Bildung der CEB, Theo Dubois (rechts), sowie die Projektmitarbeiter (von links) Qëndresa Svirca, Besa Miftaraj, Matthias Heinrich (CEB) und Vjollca Gervalla.  

Vertreter der CEB und der Beschäftigungs-Förderungs-Agentur Kosovo (APPK) haben in der CEB-Akademie die Details für die künftige Zusammenarbeit besprochen: der Geschäftsführer der APPK Bedri Xhafa (Dritter von links), CEB-Geschäftsführer Gisbert Eisenbarth (Zweiter von rechts), der Bereichsleiter Bildung der CEB, Theo Dubois (rechts), sowie die Projektmitarbeiter (von links) Qëndresa Svirca, Besa Miftaraj, Matthias Heinrich (CEB) und Vjollca Gervalla.  

Foto: Ruth Hien/CEB

In der Pflege führt der Mangel an Fachkräften seit Jahren dazu, dass Stellen in den Einrichtungen nicht besetzt werden können. Im Jahresdurchschnitt 2018 waren deutschlandweit 23 900 Stellen in der Altenpflege unbesetzt, 15 700 Stellen in der Krankenpflege. Gleichzeitig werden die Menschen älter, immer mehr von ihnen benötigen Pflege.

Gemeinsam mit der Beschäftigungs-Förderungs-Agentur Kosovo, kurz APPK, organisiert die CEB-Akademie in Hilbringen und Trier einen Ausbildungsverbund, der dem Pflegenotstand mit Auszubildenden und Fachkräften aus dem Kosovo entgegenwirken will. Dabei arbeiten sie eng mit Ausbildungsbetrieben, Pflegeeinrichtungen und anderen Partnern im Raum Merzig-Wadern, Saarlouis und Trier zusammen.

Die CEB-Akademie ist erfahren in der Pflegeausbildung. Sie unterhält eine eigene staatlich anerkannte Altenpflegeschule in Trier, die sowohl die einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer als auch die dreijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Altenpfleger durchführt. Am Standort Hilbringen befindet sich zudem das Altenpflege-Qualifikations-Zentrum (AQZ), das die CEB in Kooperation mit der Caritas-Akademie für Gesundheitsberufe Saar betreibt.

Aktuell bereiten sich die Schulen auf die generalistische Pflegeausbildung vor, die ab 2020 die bisherigen Ausbildungen für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege vereint. Mit dem Kosovo-Projekt will die CEB einerseits neue Fachkräfte gewinnen und gleichzeitig die Schulstandorte stärken, sagt Theo Dubois, Bereichsleiter Bildung der CEB. Das Projekt ermögliche es den Pflegeeinrichtungen, Fachkräfte standortnah selbst auszubilden, um den steigenden Bedarf zu decken. In dem Pilotprojekt sollen mindestens 20 Auszubildende für die dreijährige Ausbildung als Pflegefachkraft zu Beginn des Ausbildungsjahres 2020 gewonnen werden. „Über die Einrichtungen haben wir bereits jetzt 30 Plätze angefragt, 18 in Merzig und zwölf in Trier“, sagt Dubois.

Warum gerade Auszubildende und Fachkräfte aus dem Kosovo? In der Republik im Südosten Europas liegt das Durchschnittsalter bei unter 25 Jahren. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosenquote junger Menschen bei über 60 Prozent. Viele junge Menschen sind bereit, ihre Heimat für eine Arbeit im Ausland zu verlassen. Die Beschäftigungs-Förderungs-Agentur Kosovo (APPK) ist eine gemeinnützige Einrichtung, die unter anderem mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), der Nato und der Diakonie zusammenarbeitet.

Derzeit sucht die APPK im Kosovo nach geeigneten Bewerbern. Sie müssen die „Medizinische Schule“ beendet haben, deren Abschluss in Deutschland als mittlerer Bildungsabschluss anerkannt wird – eine Grundvoraussetzung für den Einstieg in die generalistische Pflegeausbildung.

Bei einer Infoveranstaltung erfahren sie Wesentliches über das Leben und Ausbildungssystem in Deutschland und können sich gezielt auf die Stellen bewerben. Gemeinsam mit den Arbeitsgebern in Deutschland werden die Kandidaten ausgewählt und belegen einen Deutschkurs, den sie auf dem Niveau B1 abschließen. Im Sommer 2020 hospitieren die Kosovarinnen und Kosovaren in ihren Einrichtungen in Deutschland. Die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft startet dann im August in Trier, im Oktober in Merzig.

„Der Umzug von der alten Heimat im Kosovo nach Deutschland mit gleichzeitigem Ausbildungsbeginn wird die jungen Menschen vor einige Herausforderungen stellen“, sagt CEB-Geschäftsführer Gisbert Eisenbarth. Daher werden sie hier vor Ort sowohl durch die CEB als auch durch die Einrichtungen begleitet. In ihren Ausbildungsbetrieben steht den Kosovaren eine feste Ansprechperson zur Seite, die sie unterstützt. Begleitend zur Ausbildung bietet die CEB eine sozialpädagogische Betreuung an, um die Auszubildenden in ihrem neuen Lebensabschnitt zu stabilisieren, Orientierungshilfen in Deutschland zu geben und bei Fragen zu helfen, erklärt Eisenbarth. Je nach Bedarf können die Auszubildenden ihr fachliches Wissen im Stützunterricht bei der CEB vertiefen. „Unser Ziel ist es, den jungen Menschen neben der Arbeit eine fixe Anlaufstelle zu bieten, wo sie sich mit ihren Mit-Auszubildenden aus dem Kosovo austauschen können“, sagt Eisenbarth.

Darüber hinaus müssen die künftigen Pflegefachkräfte bis zum Ende ihrer Ausbildung das Sprachlevel B2 nachweisen. Den entsprechenden Sprachkurs führen sie ebenfalls bei der CEB, die durch das BAMF als Integrationskursträger zugelassen ist, durch. Die Einrichtungen müssen lediglich sicherstellen, dass ihre Auszubildenden den Sprachunterricht besuchen können.

Der Ausbildungsverbund profitiert demnach von den Erfahrungen aller Partner: Die CEB-Akademie ist seit Jahren im Pflegesektor sowie in der Sprachausbildung und Berufsintegration ausländischer Mitbürger tätig, die APPK kennt sich in der Beschäftigungsförderung im Kosovo aus. Die Pflegeeinrichtungen können ihrerseits ihre praktischen Erfahrungen an die jungen Kosovarinnen und Kosovaren weitergeben und ihre künftigen Fachkräfte selbst vor Ort ausbilden.

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