Projekt „Piece to Peace“ Merziger Jugendliche rappen für den Frieden

Merzig · Den Text haben sie selbst geschrieben, der Videoclip dazu befindet sich im Entstehen. Am Donnerstag stehen die Kids sogar auf der Bühne.

 Markus Trennheuser filmt Lukas (links) und Gianluca beim Rappen ihres Textes.

Markus Trennheuser filmt Lukas (links) und Gianluca beim Rappen ihres Textes.

Foto: Barbara Scherer

Die Sonne scheint auf die Halfpipe hinter dem Merziger Jugendhaus. Dort hat sich eine kleine Gruppe Jugendlicher gesammelt. Ein paar davon stehen neben der Halfpipe und quatschen miteinander, ein Junge kommt gerade mit seinem Fahrrad an. Aus einem kleinen Lautsprecher dringt leise Hip-Hop-Musik. Die Jungs stehen zusammen, reden, lachen. Es scheint also ein ganz normaler Nachmittag zu sein – fast zumindest. Denn inmitten der aufgedrehten Gruppe steht Markus Trennheuser in grauer Jogging-Hose und grauem T-Shirt – und einer Filmkamera in der Hand. Denn die Jungs haben sich nicht einfach so an diesem Nachmittag hinter dem Jugendhaus getroffen. Sie drehen zusammen ein Rap-Video.

Das Video ist das Ergebnis des Projekts „Piece to Peace“. Schon seit Januar arbeiten die Jugendlichen dabei an einem eigenen Rap-Song. „Wir haben uns entschieden, ein Lied über Frieden zu machen“, erläutert Trennheuser, der zusammen mit Viktor Steinbach das Projekt betreut. Zusammen mit den Kids wurde der Text entwickelt. Trennheuser hat ihnen auch gezeigt, wie die Musik zu dem Text entsteht. Und auch ein wenig Theorie über die Hip-Hop-Kultur hat er – selbst Rapper – den Jugendlichen vermittelt. „Es war eine Herausforderung, den Kindern beizubringen, dass Hip-Hop im Ursprung etwas mit sozialem Engagement zu tun hat“, schmunzelt Trennheuser. Die Kreativität war dabei als Ventil für Aggressionen gedacht.

Kreativ sind die Jugendlichen im Projekt auf jeden Fall – und das nicht erst, seitdem sie zusammenarbeiten. Der 14-jährige Lukas erzählt, dass er vorher schon zusammen mit Gianluca (13) Texte geschrieben hat. Dass ein Lied von Frieden handelt, dürfte für die beiden eher ungewohnt sein. Was Lukas normalerweise hört, ist „etwas härter“, sagt er. Er mag unter anderem Texte, in denen ein Rapper eine andere Person disst, also schmäht, oder sich kritisch mit einem Thema auseinandersetzt. Gianluca nennt den Youtuber „Raportagen“ als Beispiel: „Er hat ein Video rausgebracht, in dem er einen Vergewaltiger disst.“ Und Lukas ergänzt: „Er disst nicht nur, er hat auch einen Grund.“

In ihrem eigenen Lied geht es nicht darum, zu dissen – sondern Möglichkeiten aufzuzeigen, um mehr Frieden in der Welt zu erreichen. Auch im Video spielen Friedenssymbole eine Rolle, eine durchgängige Handlung hat der Clip allerdings nicht. Trennheuser filmt die Kids beim Rappen und beim Skaten, lässt sie zusammen von einer kleinen Mauer springen. In einer Einstellung steht einer vorn und rappt seinen Part, die anderen stehen neben und hinter ihm, sollen ihre Unterstützung zeigen. In einer anderen sollen Gianluca und Lukas sich mit einem Handschlag begrüßen. Sie verfehlen sich ein wenig und fangen dabei an zu lachen. Trennheuser beruhigt die Jungs: „Ich habe Super-Slow-Mo an, das sieht man nicht.“

Video-Dreh am Jugendhaus in Merzig
6 Bilder

Beim Video-Dreh am Jugendhaus in Merzig

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Foto: Barbara Scherer

Was er allerdings sieht, sind die Fortschritte, die die Jugendlichen schon gemacht haben. „Am Anfang war es schwierig, die Kids zur Konzentration zu bringen“, erinnert er sich. Doch die Entwicklung ist erkennbar. „Es gibt einen, der am Anfang nur gestört hat“, erzählt Trennheuser, „der hat bei der Aufnahme angefangen, richtig perfektionistisch zu sein.“ Es helfe den Jugendlichen, bei dem Rap-Projekt mit dem eigenen Song und dem dazugehörigen Video ein Ergebnis ihrer monatelangen Arbeit präsentieren zu können.

Aber nicht nur diese greifbaren Ergebnisse sind es, die die Kids zum Mitmachen animieren. „Ich mache mit, weil ich das Singen liebe und weil ich mein Lampenfieber überwinden will“, erzählt Jeremy – Spitzname Jesse – und löst damit ein Lachen bei den Umstehenden aus. „Jesse war der Erste, der sich getraut hat, vor allen zu singen“, erklärt Trennheuser schmunzelnd die Reaktion der anderen. Das Projekt hat zumindest an dieser Stelle also wohl jetzt schon sein Ziel erreicht.

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