Merzig „Ich wusste nicht, was Deutschland ist“

Merzig · An der Jean-François-Boch-Schule erzählte der Heilbronner Philosophieprofessors Elias Jammal aus seiner Biografie.

 Im Podium links: Professor Elias Jammal.

Im Podium links: Professor Elias Jammal.

Foto: Schule

„Lehrreich und originell – und ganz anders als erwartet“, so lautete das Fazit eines Schülers der Jean-François-Boch-Schule, nachdem er und seine Mitschüler den Ausführungen des Heilbronner Philosophieprofessors Elias Jammal gelauscht hatten. Der in Mannheim lebende Hochschullehrer war auf Einladung des Vereins I. D. – Integration durch Demokratie und des Berufsbildungszentrums nach Merzig gekommen, um vor den Schülern aus seiner Biografie „Aufwachen in der Welt“ zu lesen und lustige wie auch nachdenklich stimmende Episoden aus seinem Leben zu erzählen. In einer anschließenden Talkshow berichteten auch ehemalige Absolventen der so genannten Vorbereitungsklassen des BBZ von ihren Erfolgen seit ihrer Ankunft in Deutschland. Etwa 40 Besucher, in der Mehrzahl Schülerinnen und Schüler mit Fluchtbiographie, zeigten sich inspiriert und motiviert durch die Schilderungen.

Die Tradition des „Festes zwischen den Jahren“ an der Jean-François-Boch-Schule wurde in diesem Jahr fortgesetzt und weiterentwickelt. Mit dem Besuch von Jammal und der weiteren Gäste wurde die Feier erstmals um ein inhaltliches Angebot ergänzt. Jammal, der neben seiner Biografie auch weitere Bücher veröffentlicht hat, war 1974 als 20-jähriger palästinensischer Flüchtling im Rahmen eines Stipendiums zur Berufsausbildung nach Deutschland gekommen. Er berichtete vom Erlernen der deutschen Sprache, seinem schulischen Werdegang, dem Studium, seinem Weg zur Musik und den zahlreichen prägenden Menschenbegegnungen in seiner neuen Heimat. „Es lohnt sich, sich nicht aufzugeben“, war ein Fazit, das er den jungen Zuhörern mit auf den Weg gab.

In der anschließenden Talkrunde, moderiert von Schülerin Heidi Saad, verglichen Chaima Jabali, heute Studentin der Elektrotechnik an der HTW Saar, Ayman Alo, Informatikstudent an der Fachhochschule Trier, und Latifa Ibrahimi, Auszubildende im Beruf Kauffrau für Büromanagement, ihre Erfahrungen mit denen von Jammal. Auch sie betonten die Bedeutung des Sprachenlernens und lobten in diesem Zusammenhang die Arbeit des Teams der Jean-François-Boch-Schule. Auch die Vorzüge des freiheitlich-demokratischen Systems in Deutschland und Europa waren Gegenstand der Diskussion. In einer Schlussrunde bestätigten die Schülerinnen und Schüler ihren Willen, sowohl Jammal als auch den vier Ehemaligen nachzueifern. Die Organisatorinnen Sonja Al-Samaraie und Nadja Abdelmaksoud zeigten sich zufrieden mit einem kurzweiligen und geselligen Jahresauftakt und dankten auch Bilal Almslam und Majd Al-Farroh für die musikalische Umrahmung mit arabischer Folkloremusik.

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